Kapitel 2: Welche Edelmetalle?

2.2 Gold

Nur ein paar Blicke in die Bibel genügen, um festzustellen, dass es wohl kein anderes Metall mit einer solchen Symbolkraft wie Gold gibt. Mal tanzen die Israeliten um ein goldenes Kalb, das Tier aus Edelmetall wurde zum Ersatzgott. Später wird das Sinnbild der Dekadenz zum edlen Huldigungsgeschenk der Weisen aus dem Morgenland für den neu geborenen Jesus. Noch heute staunen Touristen über den Reichtum vergangener Tage, wenn sie heilige Stätten besuchen, die mit Gold verkleidet sind. 

Dabei erkannten die ersten Entdecker nicht sofort, was sie mit Gold anfangen sollten. Es waren ägyptischer Arbeiter, die im vierten Jahrtausend vor Christus nach brauchbaren Steinen für die Werkzeugherstellung suchten – feste und scharfe Flintsteine waren begehrt, das weiche Gold hingegen zum Feuerschlagen völlig ungeeignet. Doch die glänzend gelbe Farbe fiel auf – und als die Menschen erstmals versuchten, dieses merkwürdige Edelmetall zu nutzen, stellten sie fest, dass es sich sehr gut mechanisch verarbeiten ließ. Viel mehr faszinierte allerdings der Glanz von Gold – das gelbe Metall wurde als Gottesgeschenk verstanden und vor allem für rituelle Gegenstände verwendet. 

Dank seines im Vergleich zum Wert geringen Volumens kann man mit der Investition in echtes Gold große Werte auf kleinstem Raum lagern. Hier ist Gold gegenüber Silber klar im Vorteil. Zum Vergleich: Während 30.000 Euro in Gold gerade einmal dem Volumen einer Zigarettenschachtel entsprechen (ca. 1 Kilo), müssen Sie mit rund 60 Kilo Gewicht und einem Volumen von mehreren Schuhkartons rechnen, um den gleichen Wert in Silber zu lagern. 

Verwendung in der Industrie

Derzeit treibt – wie auch schon in früheren wirtschaftlich turbulenten Zeiten – vor allem die Inflationsangst auch unerfahrene Anleger in Sachwerte wie Gold. Sie beobachten mit Sorge, dass gleich mehrere Staaten wie unter der Schuldenlast zu kollabieren drohen. Und obwohl auch Gold von Kursschwankungen nicht verschont ist, sprechen mehrere fundamentale Gründe für die langfristige Stärke des Edelmetalls: 

  • Der Werkstoff ist vor allem in der Schmuckindustrie stark gefragt, etwa zwei Drittel der geförderten Menge werden nach Schätzungen des „World Gold Council“ durch Juweliere verarbeitet. 
  • Auch abseits von Ringen und Ketten besteht eine Nachfrage nach dem gelben Edelmetall: Gold wird beispielsweise in elektronischen Bauteilen, Drähten, elektrischen Kontakten und Leiterplattenverarbeitet. 
  • Und nicht zuletzt greift auch die Lebensmittelindustrie nach dem Edelmetall – Blattgold wird in Form von Flocken und Pulver beispielsweise zur Veredelung von Schokolade, Pralinen oder dem berühmten Danziger Goldwasser genutzt. 

Nutzung als Münzmetall

20 Goldmark Kaiser Wilhelm II mit Uniform

Münzfreunde schätzen Gold jedoch weiterhin als Krönung ihrer Sammlung. Immerhin wurden Umlaufmünzen in der Antike und im Mittelalter deutlich seltener aus Gold, häufiger hingegen aus Kupfer, Bronze und Silber hergestellt. Die prächtigen Golddukaten aus dem Mittelalter, der Louis d’or aus Frankreich oder die Goldmark-Münzen aus dem deutschen Kaiserreich mit den Abbildern von Großherzogen, Fürsten und Königen sind edle Zeugnisse vergangener Zeiten. Verschiedene „Goldstandards“ haben in der Vergangenheit für Vertrauen in die jeweiligen Währungen gesorgt, denn die Geldeinheiten entsprachen einer bestimmten Menge Gold – zuletzt hatten die Menschen im Deutschen Kaiserreich einen gesetzlichen Anspruch auf den Goldumtausch: Die Reichsbank musste die Goldmark gegen Vorlage von Banknoten in physisches Gold umtauschen. Durch die Last der Reparationen und die Schwächung der deutschen Wirtschaft durch den ersten Weltkrieg kam es auf deutschem Boden danach nicht mehr zu einer neuerlichen Golddeckung. 

Chemische Eigenschaften

Während Historiker viele Geschichten zum Gold zu erzählen haben, fällt der naturwissenschaftliche Blick auf das Edelmetall deutlich nüchterner aus: 

  • In der Nachbarschaft zu Platin, Iridium und Palladium ist Gold im Periodensystem der Elemente in der ersten Nebengruppe zu finden. 
  • Dem Edelmetall wurde die Ordnungszahl 79 zugewiesen. 
  • Der Schmelzpunkt liegt bei 1064 Grad Celsius.
  • Der Siedepunkt liegt bei 2858 Grad Celsius. 

Die Suche nach Gold gestaltet sich schwierig – in 1000 Tonnen Gestein kommen durchschnittlich nur 4 Gramm Gold vor. Und die Förderunternehmen müssen immer tiefer bohren, um das gelbe Edelmetall zu entdecken – in Südafrika sind die Schächte bis zu 5.000 Meter tief. Derzeit wird die weltweite Gesamtmenge auf „nur“ 163 000 Tonnen Gold geschätzt. Wissenschaftliche Berechnungen gehen davon aus, dass es 20 Mal mehr Silber auf der Welt gibt. Und die chemische Herstellung von neuem Gold ist, auch wenn es Alchimisten seit Jahrtausenden versuchen, nicht möglich. Und von der Exploration, also dem Erkunden von möglichen Fundstellen, bis zur Fertigstellung einer Unze für den Edelmetall-Anleger vergehen viele Jahre, derzeit liegt die Spanne zwischen fünf und sieben Jahren.

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