Kapitel 6: Archiv

6.3 Edelmetallkauf

Beim Kauf von physischem Gold und Silber gibt es einige Dinge zu beachten. Im Folgenden erhalten Sie eine Übersicht der wichtigsten Aspekte beim Edelmetallkauf. 

a) Angebotsformen

Bei physischem Edelmetall gibt es grundsätzlich zwei Angebotsformen: Münzen und Barren. 

Münzen

Aus Gold und Silber geprägte Münzen benutzte man früher als normales Zahlungsmittel. Heute werden Gold- und Silbermünzen von Sammlern und Anlegern gekauft. Während Sammler vor allem historische und halbantike Münzen suchen, eignen sich für Investoren vor allem die modernen Neuprägungen. Sie wurden speziell als Geldanlageprodukte eingeführt und entsprechen deshalb den Erfordernissen einer guten Anlagemünze. Im Goldbereich ist der südafrikanische Krügerrand als erste reine Anlagemünze zu nennen. Er wurde erstmals 1967 aufgelegt. Im Silberbereich nimmt diese Pionierstellung der mexikanische Libertad ein, der seit 1982 geprägt wird. 

Damit sich eine Münze zur Geldanlage eignet, sollten bestimmte Kriterien erfüllt sein. Grundsätzlich empfiehlt es sich bei Goldmünzen auf Reinheitsgrad und Bekanntheit zu achten. Beispiele: Die Maple-Leaf-Goldmünze besitzt die höchste Reinheit (999,9). Der Krügerrand (916,16) wiederum ist als älteste Goldanlagemünze der Welt stark verbreitet und bestens handelbar.

Folgende Gold- und Silbermünzen gehören zu den meist gehandelten Anlagemünzen und sind somit erste Wahl für Edelmetallinvestoren:

– Krügerrand (Südafrika) (nur Gold)
– Maple Leaf (Kanada)
– American Eagle (USA)
– Libertad (Mexiko)
– Australian Nugget (Australien)(nur Gold)
– Wiener Philharmoniker (Österreich)

Darunter gibt es Anlagemünzen die ein Währungsnominal aufweisen (z.B. Maple Leaf, Philharmoniker) und solche, die nur das Feingewicht der Münze als „Maßeinheit“ tragen (z.B. Krügerrand, Libertad). Letztere stellen durch das Fehlen eines Nominals ihren Anlagecharakter besonders heraus, da kein Bezug zu einer bestimmten Währung hergestellt, sondern nur das Edelmetallgewicht genannt wird. 

Silbermünzen zur Geldanlage werden grundsätzlich nur in höchster Reinheit angeboten (999/1000).

Standardanlageprodukte sind bei Gold wie bei Silber Münzen im Gewicht von 1 Unze. Darüber hinaus gibt es Teilstückelungen, die bei Goldmünzen bis zu 1/20 Unze reichen. Bei Silber trifft man häufig auch auf Münzgrößen von 2 Unzen, 5 Unzen, 10 Unzen bis zu 1 Kilo.

Wichtig! Auf dem Markt gibt es zahlreiche als Anlage ungeeignete Münzformen oder Medaillen („Münzen“ ohne Wertprägung). Hierbei fällt sofort auf, dass beim Kauf dieser Produkte der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent angesetzt wird. Der reguläre Steuersatz für Silbermünzen beträgt 7 Prozent, Goldmünzen sind von der Mehrwertsteuer befreit.

Barren

Goldbarren sind die reinste Handelsform von Gold. Während der Preis für die verschiedenen Goldmünzen aufgrund unterschiedlicher Beliebtheit und Nachfrage variieren kann, unterscheiden sich die Kosten für Goldbarren verschiedener Hersteller in der Regel kaum. Marken und Gestaltung können aber beim Wiederverkauf des Barrens eine Rolle spielen. Denn auch hier sind in der Regel die gängigsten Produkte gefragt. Produkte von Heraeus, Umicore und Degussa werden hierzulande am häufigsten nachgefragt. 

Erfahrungen haben gezeigt, dass Barren gegenüber Münzen mitunter eine geringere Akzeptanz haben, wenn es um Sekundärware geht. Damit sind Goldprodukte gemeint, die schon mehrfach den Besitzer gewechselt haben. Kleinere Barren sind oft gar nur in eine Folie oder Plastiktasche eingeschweißt. Münzen hingegen werden in der Regel in robusten Kapseln oder Tubes (Verpackungsformen für 20 bzw. 25 Münzen) ausgeliefert. 

Goldbarren kann man in verschiedenen Formen kaufen. Bis zu 100 Gramm Gewicht werden Goldbarren in der Regel aus Goldblech geprägt. Das kleinste übliche Barrengewicht ist 1 Gramm. Gegossene Barren gibt es ab 100 Gramm. Die größten Goldbarren, die man als Privatperson kaufen kann, sind 1 Kilogramm schwer.

Silberbarren werden im Privatkundenbereich üblicherweise in den Gewichtsklassen 1 Kilogramm und 5 Kilogramm angeboten. Es gibt aber viele weitere Stückelungen ab einer Unze aufwärts. Ein wesentlicher Unterschied zur Goldanlage ergibt sich beim Kauf von Silberbarren daraus, dass der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19% erhoben wird. 

Maßeinheiten

Das Gewicht von Barren wird in Kilogramm oder Gramm angegeben. Bei Münzen lautet die Maßeinheit Unze. Eine Unze entspricht 31,103 Gramm. Gold- und Silbermünzen sind in Größen von mehreren Unzen bis hin zu kleinen Einheiten von 1/20 Unze (Gold) erhältlich.

Das Feingewicht oder der Feingehalt bezeichnet den Gewichtsanteil reinen Goldes oder Silbers an einer Münze oder einem Barren. Einige Goldanlagemünzen (z.B. Krügerrand) sind legiert. Dass heißt, es werden andere Metalle (z.B. Kupfer) hinzugegeben, um die Münze widerstandsfähiger zu machen. Reines Gold hat eine sehr weiche Materialstruktur. 

Beispiele:

1 Unze Krügerrand
… wiegt 33,930 Gramm (Rohgewicht)
… hat einen Feingehalt von 917,67/1000 (22 Karat; Silber/Kupfer-Legierung)
… hat ein Feingewicht an Gold von 31,103 Gramm

1 Unze Maple Leaf Gold
… wiegt 31,135 Gramm (Rohgewicht):
… hat einen Feingehalt von 999/1000 (24 Karat; Feingold)
… hat ein Feingewicht an Gold von 31,103 Gramm

Wichtig! Wenn von einer 1-Unzen-Goldmünze die Rede ist, dann enthält die Münze immer auch 1 Unze reines Gold! Von Feingold spricht man bei einem Feingehalt von 999/1000 (24 Karat).

Ganz genau genommen ist der Krügerrand sogar etwas mehr wert als ein Maple Leaf, denn die Münze enthält ja zusätzlich noch 2,8275 Gramm Kupfer. Bei der Preisstellung im Handel spielt dieser Umstand jedoch keine Rolle, denn diese Menge entspricht einem verschwindenden Gegenwert von Bruchteilen eines Euros.

b) Kosten

Beim Kauf von echtem Edelmetall fallen über den reinen Materialwert Kosten an, die davon abhängen, welchen Betrag man investiert und ob man Gold oder Silber erwirbt.

Mehrwertsteuer

Beim Kauf von Anlagegold fällt keine Mehrwertsteuer an. Unter Anlagegold versteht der Gesetzgeber Goldmünzen, deren Goldanteil mindestens 900/1.000 beträgt. Auch Goldmünzen, die unabhängig vom Goldgehalt im Ausgabeland als offizielles Zahlungsmittel gelten, fallen in diese steuerbegünstigte Kategorie. Daraus kann man auch folgenden Grundsatz ableiten: Goldprodukte, für die beim Kauf Mehrwertsteuer verlangt wird, sind nicht zur Geldanlage geeignet. 

Für Silbermünzen gilt der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent. Auf Silberbarren entfällt der volle Satz von 19 Prozent. Beim Kauf von Platin und Palladium fällt bei jeder Anlageform (Münzen und Barren) jeweils der volle Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent an. 

Aufgeld

Mit dem Aufgeld ist der prozentuale Mehrbetrag gemeint, den man über den reinen Wert des Edelmetalls beim Kauf zahlen muss. Das Aufgeld beinhaltet sowohl die Mehrwertsteuer, also auch die Kosten der Hersteller und Händler: Verarbeitung, Lagerung, Versicherung, Personal, Händlermarge etc.

Bei Gold- und Silber ist das Aufgeld umso höher, je geringer die erworbene Edelmetallmenge ist. Der Grund: Die Verarbeitung und Bereitstellung eines 100-Gramm-Barrens ist genauso aufwendig, wie die eines 1-Kilo-Barrens. Die Kosten machen sich damit prozentual beim 100-Gramm-Barren stärker bemerkbar. Das Gleiche gilt für Gold- und Silbermünzen verschiedener Größen.

Bei der Kaufentscheidung sollte jedoch nicht alleine das Augenmerk auf dem Aufgeld liegen, sondern immer auch auf dem Verhältnis zwischen Investitionssumme und Flexibilität beim Wiederverkauf. Gerade bei kleineren Investitionssummen empfiehlt es sich, kleinere Stückelungen zu kaufen, um im Wiederverkauf flexibel zu bleiben. Siehe hierzu auch weiter unten unsere Hinweise zur Anlagestrategie. 

Spread

Darunter versteht man die Differenz zwischen Ankauf- und Verkaufspreis eines Anlageproduktes. Ein geringer Spread spricht für eine gute Handelbarkeit des Artikels und faire Preise. Ein hoher Spread kann die Knappheit eines Anlageproduktes signalisieren.

Steuern

Gold-/Silbermünzen und Gold-/Silberbarren zur Kapitalanlage sind von der Abgeltungssteuer befreit. Gemäß § 23 Abs. 1 Nr. 2 EStG n.F. ist Edelmetall nach einer Haltedauer (Behaltensfrist) von einem Jahr steuerfrei wieder veräußerbar. Die Freigrenze für spekulativen Goldhandel bei einer Behaltensfrist von unter einem Jahr beträgt 600 Euro. Die Investition in echtes Gold und Silber bietet damit auch aus steuerrechtlichen Gründen einen Vorteil gegenüber Derivaten oder Edelmetallaktien.

c) Anlagestrategie

Wer seine finanzielle Zukunft ausschließlich von Papiergeld-Nominalen abhängig macht, handelt in höchstem Maße fahrlässig. Gold und Silber gehören zur Diversifizierung der Geldanlage in jedes Portfolio.

Um Vermögen langfristig gegen Entwertung zu versichern, ist es unerlässlich, einen bestimmten Anteil in physisches Edelmetall zu investieren. 10 bis 20 Prozent der Ersparnisse sollten es auf jeden Fall sein. Darüber sind sich unabhängige Anlageberater einig. 

Physisches Gold und Silber muss man als essentiellen Bestandteil der Lebensversicherung und Altersversorgung ansehen. Der Anlagehorizont sollte somit langfristig sein. 

Tipp! Es empfiehlt sich, regelmäßig und unabhängig von den aktuellen Gold- und Silber-Kursen Edelmetall zu erwerben. So senkt man die Durchschnittskosten des Investments und sichert das Vermögen kontinuierlich ab („Cost Average Effect“).

Je höher die Investmentsumme, desto besser eignen sich Barren. Man sollte bei der Geldanlage aber stets auch an den Wiederverkauf denken. Mit großen Barren ist man in dieser Hinsicht weniger flexibel, als mit einer entsprechenden Anzahl von Münzen. Diese kann man bei Bedarf Stück für Stück veräußern. Angenommen, man verfügt über ein Budget von 15.000 Euro und erwirbt dafür einen 500g-Goldbarren. Man wäre gezwungen, dieses zu zersägen, wollte man sein Investment in Teilen liquidieren. Das wäre keine gute Idee. Bekannte Goldmünzen sollte man deshalb auch bei großen Budgets zur Diversifikation immer wieder hinzukaufen. 

Bei kleinem Budget (z.B. monatlichen Investitionssumme kleiner als 1.000 Euro) kauft man Gold aufgrund des erhöhten Aufgeldes für kleine Erwerbsmengen am besten weniger häufig und investiert dafür höhere Summen. Zusammengefasste Goldkäufe reduzieren die relativen Kosten. 

Silberbestände kann man problemlos selbst mit kleinen Euro-Beträgen ohne Kostennachteil aufbauen und wiederveräußern. Denn der Unzenpreis ist deutlich geringer als bei Gold. 

Silbermünzen dürften sich bei einem Zusammenbruch des Finanzsystems zudem hervorragend als alternatives Zahlungsmittel eignen. Deshalb empfiehlt es sich, entsprechende Bestände an Silbermünzen (jeweils zu 1 Unze) für Notzeiten aufzubauen. 

d) Bezugsquellen – Kauf beim Fachhändler

Warum ist der Kauf beim spezialisierten Edelmetall-Händler vorteilhaft?

  • Der Handel mit Edelmetallen ist Kerngeschäft und wird deshalb mit großem Know-how und optimalem Kundenservice betrieben.
  • Fachhändler verfügen in der Regel über direkte Vertriebskontakte zu den Prägeanstalten und damit über beste Voraussetzungen für günstige Preise und gute Warenverfügbarkeit.
  • Die Preise sind fair und gut gepflegt, denn sie werden stets in kurzen Intervallen auf Basis des aktuellen Goldpreises berechnet.
  • Es gibt ein umfangreiches und transparentes Angebot an verschiedenen Gold- und Silber-Produkten.

Gold und Silber kann man bei Fachhändlern am Schalter erwerben oder auch problemlos (sicher, zuverlässig, diskret und günstig) online bestellen. Die Lieferung erfolgt in neutraler Verpackung per Kurier oder Wertelogistik.

Wichtig! Ein seriöser Händler wird Ihnen für Ihren Kauf, egal ob am Schalter oder online, immer und ohne Aufforderung eine Rechnung ausstellen. Kaufen Sie niemals Edelmetalle ohne Rechnung, da diese beim Wiederverkauf als Herkunfts- und Echtheitsnachweis der Ware dient. Seriöse Händler bürgen mit ihrem Namen für die Qualität der von ihnen verkauften Produkte. 

Grundsätzlich erhält man Barren und Münzen auch bei Banken. Einige Sparkassen haben sich über die Jahre hinweg eine gewisse Reputation im Handel mit Edelmetallen aufgebaut. Dennoch ist der Gold- und Silberverkauf für diese Institute nur ein wenig attraktives Nebengeschäft. Denn beim Abschluss von Kredit- und Bausparverträgen oder bei Zertifikatverkäufen winken den Geldhäusern und ihren Mitarbeitern deutlich attraktivere Margen und Provisionen als beim Edelmetallhandel. Beratungs- und Angebotsqualität leiden darunter zwangsläufig. Die meisten Bankfilialen bieten Edelmetalle ohnehin nur auf Bestellung an. Häufig muss man zudem ein Konto bei der Geschäftsbank führen.

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