Kapitel 6: Archiv

6.2 Anlageprodukte

Neben dem Kauf von physischem, also echtem Gold und Silber in Form von Münzen und Barren, kann man auch in nicht-physischer Form in Edelmetalle investieren. Hierzu zählen Edelmetall-Derivate und Aktien (auch Fonds) von Unternehmen mit Edelmetallbezug. Beide Anlageklassen weisen jedoch gegenüber physischem Edelmetall teilweise erhebliche Risiken auf, wenn es um den Schutz von Geldvermögen geht.

a) Physische Edelmetalle

Der persönliche (physische) Besitz von Gold und Silber ist die sicherste Art, in Edelmetall zu investieren. Gehen wir einmal davon aus, dass der erworbene Schatz dann auch hinreichend vor Diebstahl gesichert ist.

Denn nur wenn man seine Münzen und Barren selbst in den Händen hält, das Gold im Haustresor verschließt oder (wer weiß) im Garten vergräbt, kann man sich sicher sein, das Edelmetall tatsächlich zu besitzen. In einer Notlage ist das Edelmetall somit jederzeit verfügbar.

Der Besitz von physischem Gold (und Silber) ist eine wichtige Anlageform, um Vermögen langfristig vor dem Zerfall durch Wirtschafts-, Staats- und Währungskrisen zu schützen.

Gold

Dank seines im Vergleich zum Wert geringen Volumens kann man mit der Investition in echtes Gold große Werte auf kleinstem Raum lagern. Hier ist Gold gegenüber Silber klar im Vorteil. 

Zum Vergleich: Während 30.000 Euro in Gold gerade einmal dem Volumen einer Zigarettenschachtel entsprechen (ca. 1 Kilo), müssen Sie mit rund 60 Kilo Gewicht und einem Volumen von mehreren Schuhkartons rechnen, um den gleichen Wert in Silber zu lagern.

Silber

Der Vorteil von Silber: In Krisenzeiten kann es erforderlich sein, über eine Ersatzwährung zu verfügen. Kaum etwas eignet sich dabei besser als Silbermünzen. Gold nimmt in turbulenten Zeiten selbst bei kleiner Stückelung schnell einen hohen Wert an. Im Zweifel wird ein Händler kaum in der Lage sein, solche Beträge zu wechseln. Mit Silberunzen wird es dagegen möglich sein, Ausgaben des täglichen Bedarfs zu bestreiten. Silber kann viel feiner in Werte gestückelt werden. 

Für den Kauf von Silber spricht auch das mögliche Wertsteigerungspotenzial. In den vergangenen Jahrhunderten musste man durchschnittlich 17 Unzen Silber für eine Unze Gold bezahlen. Heute sind rund 60 Silberunzen nötig, um den entsprechenden Goldwert aufzuwiegen. Das heißt, Silber gilt gegenüber Gold als unterbewertet. Eine Situation, die sich irgendwann in einer überproportionalen Wertsteigerung von Silber gegenüber Gold auswirken kann. 

Silber hatte früher eine jahrhundertelange Tradition als Geldmetall. Nach seiner systematischen Demonetarisierung im 19. Jahrhundert wird das „Gold des kleinen Mannes“ heute immer noch stärker als bedeutender Industriewerkstoff, denn als Anlageprodukt angesehen. 

Platin und Palladium

Auch Platin und Palladium sind wichtige Industriemetalle. Beide Stoffe werden zum Beispiel beim Katalysatorenbau benötigt. Deren Preise profitieren – wie Silber – somit stärker von einer konjunkturellen Belebung der Wirtschaft als der Goldkurs. Platin und Palladium sind mit Abstrichen ebenfalls zur Diversifizierung des privaten Edelmetalldepots geeignet. 

b) Edelmetall-Derivate

Die Finanzwelt bietet unzählige Produkte an, mit denen man von steigenden (und fallenden) Edelmetallpreisen profitieren kann. Es handelt sich dabei um Finanzinstrumente, deren Wert sich vom Gold- oder Silberpreis ableitet. Man spricht in diesem Zusammenhang von Derivaten. 

Zur Gattung der Derivate gehören zum Beispiel Futures, Optionen, Fonds oder Zertifikate. Steigt der Gold- oder Silberpreis, dann steigt in der Regel auch der Preis des entsprechenden Derivats, und umgekehrt. 

Folgende Anlageprodukte gehören im Bereich der Edelmetalle zu den gängigsten Derivaten.
– Indexzertifikat
– ETC
– ETF
– Fonds 

Indexzertifikat

Mit diesem Anlageprodukt profitieren Investoren von der Steigerung (Call) oder dem Fall (Put) des Basiswertes. Gold-Indexzertifikate werden in großer Vielfalt angeboten. Sehr populär sind beispielsweise Zertifikate auf den AMEX Gold Bugs Index, auch HUI-Index genannt. Der US-Index umfasst vor allem große Gold- und Silberminen aus Nordamerika und Südafrika, die ihre Produktion nicht auf Termin verkaufen. Zu diesen Minenwerten zählen unter anderem die Firmen Goldcorp, Newmont Mining und Freeport-McMoRan.
Risiken: Indexzertifikate gelten rechtlich als Inhaberschuldverschreibungen. Geht der Emittent pleite, so droht dem Anleger unabhängig vom Goldkurs der Totalverlust seines Investments. 

ETC (Exchange Traded Commodity)

Mit einem Gold-ETC erwirbt man eine Schuldverschreibung, bei der das Gold physisch hinterlegt wird. Das heißt jeder Goldanteil, den Sie mit einem ETC erwerben, schlummert offiziell in irgendeinem Tresor des Emittenten. Die Herausgabe des Goldes kann gegen Vorlage der Schuldverschreibung verlangt werden. ETCs werden fortlaufend während der Börsenzeiten gehandelt. Auch Limit- und Stopp-Loss-Orders sind möglich.
Risiken: ETCs gelten rechtlich als Inhaberschuldverschreibungen. Das heißt, sie werden wie Kredite behandelt. Geht der Emittent pleite, so droht dem Anleger unabhängig vom Goldkurs der Totalverlust seines Investments. Einige Marktbeobachter sind außerdem skeptisch: Liegen die angeblich hinterlegten Barren wirklich in ausreichender Menge in den Tresoren des Fondsbetreibers? Was nicht da ist, kann im Zweifel auch nicht ausgeliefert werden. 

ETF (Exchange Traded Funds)

ETFs sind börsengehandelte Fonds, die nicht aktiv gemanagt werden. Ihre Entwicklung folgt dem zugrunde liegenden Index. Der Preis für einen ETF-Anteil entspricht einem vom Emittenten festgelegten Bruchteil des Indexwertes. 
Risiken: ETFs gelten rechtlich als Sondervermögen. Fondsanleger können damit im Fall der Insolvenz des Emittenten bevorrechtete Ansprüche auf ihr eingesetztes Kapital geltend machen. Doch Vorsicht: Es handelt sich auch bei Edelmetall-ETFs lediglich um ein Anlageprodukt, dass sich an den Edelmetallpreisen orientiert. Man spricht von Papiergold bzw. Papiersilber. Wird die Währung, in der der Fonds gehandelt wird, beschnitten, dann leidet auch das investierte Vermögen. 

Fonds

Bei einem (Investment-)Fonds sammelt eine Kapitalgesellschaft Geld von Anlegern ein, um dieses Vermögen möglichst gewinnbringend in bestimmte Anlageklassen zu investieren. Ein geeigneter Fonds könnte zum Beispiel neben Gold auch Anleihen und Terminmarktkontrakte einschließen. In Deutschland dürfen Fonds maximal bis zu 30 Prozent des Fondsvermögens in physischem Gold und/oder Silber anlegen.
Risiken: Bei Fonds ist das Emittenten-Risiko theoretisch gering, da Fonds rechtlich als Sondervermögen gelten. Fondsanleger können damit im Fall der Insolvenz des Emittenten bevorrechtete Ansprüche auf ihr eingesetztes Kapital geltend machen. Aber Achtung: Auch bei Edelmetall-Fonds handelt es sich um Papiergold (bzw. Papiersilber). Wird die Währung, in der der Fonds gehandelt wird, beschnitten, dann leidet auch das investierte Vermögen. Außerdem: Fonds-Manager können nur 30 Prozent des Fondvermögens in echte Edelmetalle investieren. Welche Risiken schlummern in den restlichen Anlageteilen?

Neben den genannten Risiken sprechen gegenüber Derivaten auch steuerliche Gründe für ein Investment in echtes Gold und Silber.

c) Minenaktien

Auch mit dem Kauf von Minenaktien, also Aktien von Explorern (Edelmetall im Boden) oder Produzenten (Edelmetall wird schon gefördert), kann man vom steigenden Gold- und Silberpreisen profitieren. Beim Kauf von Aktien solcher Firmen gibt es jedoch eine Menge zu beachten. Die Risiken sind zum Teil erheblich.

Größenvorteil

Je weiter die Firmen zeitlich von der eigentlichen Förderung entfernt sind, desto spekulativer ist das Investment in deren Aktien. In Zeiten steigender Goldpreise kann es sich jedoch durchaus lohnen, Papiere großer Goldproduzenten wie Goldcorp, Barrick Gold oder Newport Mining zu kaufen. Diese Firmen fahren durchweg Gewinne ein und sind somit als solides Goldinvestment zu betrachten. Als Anleger muss man jedoch mitunter Kursschwankungsbreiten im zweistelligen Prozent-Bereich verkraften können. 

Pusher und Zocker

Gerade in Deutschland hat sich jedoch – sicher bedingt durch die Existenz diverser Börsenbriefe – eine recht ansehnliche Investorenschar gebildet, die ihr Geld immer wieder kollektiv in spekulative Rohstofffirmen zu stecken scheint. So kommt es schon einmal vor, dass kleine Explorer sich aufgrund der zuletzt großen deutschen Rohstoff-Euphorie zwar in Frankfurt an der Börse listen lassen, nicht aber an ihrer Heimatbörse in Kanada oder Australien. Für Aufsehen sorgte zuletzt ein Börsenbriefherausgeber der seinen Lesern scheinbar substanzlose Rohstoffaktien empfohlen hatte, mit denen die Kleinanleger herbe Verluste einfuhren, nachdem die Kurse der gepushten Werte ins Bodenlose stürzten. 

Kleine Werte mit großem Risiko

Bei sogenannten Junior-Explorern, also Firmen, die gerade einmal auf einige Unzen Gold gestoßen sind, gilt somit besondere Vorsicht. Hier sollte man vor allem darauf achten, wie rege die Aktien des Unternehmens an der Heimatbörse gehandelt werden. Schließlich sollte sich gerade dort herum sprechen, wenn die Firma eine „sensationelle Goldader“ angebohrt hat. Findet an der Heimatbörse aber praktisch kein Umsatz statt und wird die Aktie aber in Deutschland in vergleichsweise großen Stückzahlen gehandelt, dann lassen Sie unbedingt die Finger von dem Wert. Es besteht große Wahrscheinlichkeit, dass die Aktie von hiesigen Börsenbriefen gepusht wird und der Kurs schnell abstürzt, sobald die Kurskosmetik aussetzt. 

Langer Weg zum Erfolg

Abgesehen davon gibt es natürlich immer wieder kleine Unternehmen, die den Sprung zum Mega-Produzenten schaffen. Das geschieht jedoch nicht über Nacht, sondern dauert Jahre. Selbst wenn der Explorer hohe Ressourcen ausweisen kann, heißt es noch lange nicht, dass diese dann auch zu Reserven werden, somit also wirtschaftlich profitabel abbaubar sind. Von weiteren Hürden wie fehlende Bohrgenehmigungen, Infrastrukturdefiziten, politischen und klimatischen Katastrophen einmal ganz abgesehen. Von zehn Explorern schafft es statistisch ein Unternehmen zum Goldproduzenten.

Fazit: Die Investition in kleine Goldexplorer ist hochspekulativ und hat mit einem sicheren Investment rein gar nichts zu tun. Auch größere Firmen können pleite gehen. Bei Goldminen-Aktien besteht somit ebenfalls das Totalverlustrisiko.

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