Run auf Gold setzt ein: Griechenland-Verhandlungen gescheitert

Es sollte das Jahr des ganz großen Börsenbooms werden – doch wer beim Allzeithoch bei etwa 12.390 Punkten eingestiegen ist, hat in der Spitze über zehn Prozent seines Investments verloren. Bei einem solchen Wertverlust wäre bei Gold zweifelsohne von einem „Crash“ die Rede, doch bislang glaubten die Anleger an eine Lösung der Griechenlandkrise. Inzwischen kommt die Realität jedoch bei immer mehr Investoren an – sie verkaufen ihre Aktien und drücken den DAX von Tag zu Tag immer weiter in Richtung der psychologisch wichtigen 10.000-Punkte-Marke. Allein am Montagmorgen hat der Dax rund vier Prozent verloren.

Stattdessen fließt das Geld in Gold – Edelmetallhändler in ganz Deutschland melden einen regelrechten Run auf Gold und Silber. Auch bei MP Edelmetalle dominiert die Unsicherheit um eine Lösung der Griechenland-Krise die Beratungsgespräche an den Schaltern. „Die erhöhte Nachfrage haben wir seit der letzten Woche, also seitdem die Verhandlungen zwischen Griechenland und den Institutionen ernsthaft ins Stocken geraten sind“, berichtet Gerrit Homrighausen, Geschäftsführer von MP Edelmetalle. Und nach der Eskalation des Griechenland-Konflikts am Wochenende hat Gold in der Spitze rund drei Prozent zugelegt. Die Unsicherheit bleibt in den kommenden Tagen bestehen – und dürfte dafür sorgen, dass der „sichere Hafen“ für immer mehr Menschen wieder an Bedeutung gewinnt.

Die Nachfrage ist dabei sowohl im Goldbereich als auch im Silberbereich angestiegen, noch gefragter als Gold ist aber das weiße Metall: Bestseller ist der
Maple Leaf
aus Kanada, daneben aus dem Gold-Sortiment der
Krügerrand
und
100g Barren
. Offenbar nutzen viele Kunden den Preisrückgang in Verbindung mit den unsicheren Griechenland-Verhandlungen, um sich mit etwas Krisensicheren einzudecken. Gold und Silber werden als Wertspeicher verstanden, die wenig Platz benötigen und außerhalb des Bankensystems gelagert werden können.

Der Goldpreis dürfte in den kommenden Monaten weiter zulegen und damit seine vierjährige Hängepartie endgültig hinter sich lassen. Griechenland und die Ukraine lasten auf den weltweiten Finanzmärkten, in Asien sind die Börsen aus Angst vor einer Blasenbildung zum Wochenende massiv unter Druck geraten. Der Goldpreis reagiert dagegen überhaupt nicht mehr auf geopolitische oder markttechnische Zuspitzungen. In diesem Zusammenhang ist ein Interview mit Folker Hellmeyer, dem Chefanalysten der Bremer Landesbank, lesenswert. Er glaubt, dass beim Gold längst nicht mehr die physischen Märkte bei der Preisgestaltung eine Rolle spielen, die reale Nachfrage werde völlig ignoriert: „Je mehr die physischen Bestände von westlichen Tresoren in solche der aufstrebenden Länder – allen voran Russland, China und Indien – wandern, desto schneller werden wir sehen, dass die Preissensibilitäten beim Gold steigen“, erwartet Hellmeyer.

Der aktuelle Preis des Edelmetalls ist aus diesen Gründen für den Marktexperten sehr attraktiv, um sich noch mittel- bis langfristig für eine Hausse in diesem Bereich aufzustellen. Die aufstrebenden Länder bauen, wie Folker Hellmeyer im Interview mit „finanzen.net“ erklärt, gerade ein neues Weltfinanzsystem auf – dabei spielt für Hellmeyer das Edelmetall eine große Rolle. Und für Goldbesitzer in Euro-Land hat sich die Lage an den Edelmetallmärkten ohnehin entspannt – denn der Euro zeigt nach einem wochenlangen Höhenflug inzwischen wieder deutliche Schwäche. Und so wird Gold in Euro teurer. Bis zur Parität müsste der Euro noch etwa elf Prozent an Wert verlieren, Euro-Abwertung und Gold-Aufwertung korrelierten bisher stark.

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