Marktbericht KW 11: Schnelles Geld für südeuropäischen Schuldensünder

Es ist mal wieder soweit: Nach mehreren Finanzspritzen für die südlichen Euro-Partner muss die Eurozone erneut das Portemonnaie öffnen – diesmal ist Zypern an der Reihe. Nach langen Diskussionen um die Finanzhilfen für das krisengeschüttelte Schuldenland steht die milliardenschwere Geldspritze offenbar kurz bevor. Immerhin geht Zypern zum Monatsende (mal wieder) das Geld aus, Politiker von der Mittelmeerinsel fordern ein schnelles Handeln und verweisen auf die vermeintliche Systemrelevanz der zyprischen Banken.
Und das Klagen aus Nikosia ist längst in Brüssel angekommen: Wie mehrere Medien am Freitag übereinstimmend berichteten, wird bereits an einem kurzfristigen Rettungspaket im Umfang von zehn Milliarden Euro gearbeitet.

Während am Wochenende deutlich wurde, dass die Zypern-Rettung alles andere als sicher ist, steht ein Gewinner bereits jetzt fest: Gold kann von den Unsicherheiten um den Euro profitieren und in der Nacht von Sonntag auf Montag um satte zwei Prozent zulegen. Auf Eurobasis sprang der Goldpreis innerhalb von wenigen Minuten von 1225 auf 1240 Euro, die Dollarnotierung hat sich deutlich über 1600 Dollar stabilisiert – ein starkes Zeichen an die Märkte, denn bislang ist Gold mehrfach an dieser Marke gescheitert. Dagegen verlieren sowohl der DAX als auch die Euro-Notierung stark. Heute soll die bereits für das Wochenende geplante Abstimmung im zyprischen Parlament zum Rettungspaket und den schmerzhaften Einschnitten für Sparer stattfinden – eine Entscheidung für das Paket steckt auf wackeligen Beinen. Denn die Regierungskoalition hat nur eine hauchdünne Mehrheit von einer Stimme – und Abgeordnete der Demokratischen Partei haben bereits Kritik an dem Rettungspaket geäußert, welches auch Kleinsparer belastet.

Der Goldpreis kann von den Unsicherheiten um die Schuldenstaaten wie Zypern oder Italien profitieren und hat seinen Abwärtstrend gestoppt. Nach einem Tief bei 1185 Euro hat sich die Notierung für das gelbe Metall Freitag bei 1225 Euro pro Feinunze stabilisiert. Auf Dollar-Basis kämpft sich der Goldpreis aktuell in Richtung von 1600 US-Dollar zurück. Unterstützt wird die Rückkehr der Edelmetalle zu steigenden Kursen durch Aussagen von Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, der weitere geldpolitische Stimuli der EZB ankündigte und deutlich machte, dass die europäische Finanz- und Schuldenkrise nicht gelöst sei.

Aktuell sprechen gleich mehrere Gründe für eine baldige Fortsetzung der Goldhausse – so rücken beispielsweise die Zentralbanken in aller Welt nicht von ihrer Käuferposition ab und decken sich weiterhin im großen Stil mit Gold ein. Der World Gold Council geht in einer aktuellen Marktbeobachtung davon aus, dass die Zentralbanken in diesem Jahr die Diversifizierung der Währungsreserven vorantreiben und dafür noch mehr Gold benötigen. Ein ranghoher Vertreter der chinesischen Zentralbank hatte parallel erklärt, dass China jährlich 500-600 Tonnen oder mehr Gold importieren könnte.
Außerdem wird in Indien nach Zahlen des World Gold Council wieder mehr Gold in Form von Schmuck verkauft – im vierten Quartal ist der Absatz stark gestiegen.

Ein sicherer Hafen wie Gold wird auch vor dem Hintergrund der letzten Nachrichten aus der Eurozone wieder stärker gefragt sein – der ewige Pleitekandidat Griechenland kommt aus der Rezession nicht heraus, die Arbeitslosenquote ist weiter gestiegen und liegt derzeit bei 26 Prozent. Im vergangenen Jahr ist die griechische Wirtschaft stark geschrumpft und hat um
5,7 Prozent abgenommen – 2013 wird es laut der EU-Kommission ähnlich weitergehen, die EU erwartet einen neuerlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4,4 Prozent. Auch Portugal kommt mit dem Abbau der Staatsschulden nicht wie geplant voran – die schwere Wirtschaftskrise sorgt dafür, dass Portugal nun offenbar ein weiteres Jahr zusätzlich zum Defizitabbau bekommen.

Nach zwei Wochen unter dem Spardiktakt des automatischen „Rasenmähers“ ist in den USA unterdessen keine Lösung im Haushaltsstreit in Sicht – der „sequester“ wird die wichtigste Wirtschaftsmacht der Welt weiterhin begleiten. Zuletzt hat US-Präsident Obama deutlich gemacht, dass die Unterschiede zwischen Demokraten und Republikanern im Haushaltsstreit möglicherweise zu groß sind. Er rechnet nur geringe Chancen für einen Kompromiss aus. Zuletzt hatten die Republikaner einen langfristig orientierten Haushaltsplan vorgelegt, der innerhalb von zehn Jahren insgesamt 4,6 Billionen US-Dollar einsparen sollte. Allerdings sollten vor allem Sozialausgaben und die Krankenversicherung zusammengestutzt werden, was US-Präsident Obama prompt zurück wies. Doch die Zeit läuft den Amerikanern davon: Bis zum 27. März ist die Finanzierung der laufenden Staatsausgaben gesichert, danach muss die gesetzliche Schuldenobergrenze erneut erhöht werden – ansonsten sind die Vereingten Staaten von Amerika noch in diesem Jahr offiziell bankrott.

Edelmetallinvestoren sollten derzeit neben Gold vor allem die übrigen Edelmetalle im Blick behalten: Während in den vergangenen Wochen vor allem aus den börsengehandelten Gold-Indexfonds große Kapitalmengen abgezogen werden, verzeichneten die Silber-ETFS einen starken Zulauf.

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