Kurz vor dem möglichen Grexit: Griechen fegen Gold-Markt leer

Spätestens seit der vorgezogenen Parlamentswahl in Griechenland ist die Unsicherheit in die Euro-Zone zurück gekehrt. Die Geldgeber fordern ein Bekenntnis der neuen griechischen Regierung zu den bestehenden Sparzusagen. Doch Ministerpräsident Alexis Tsipras hat in den ersten Tagen nach der Übernahme der Amtsgeschäfte unmissverständlich klar gemacht, dass er neue Absprachen mit Brüssel treffen möchte – und die bisherigen Zusagen gelten offenbar nicht mehr um jeden Preis.

Der Goldpreis kann von der politischen Krise in der Eurozone profitieren und bewegt sich nach einer Konsolidierung infolge der starken Wertzuwächse derzeit stabil. Die Nachfrage nach dem sicheren Hafen ist ungebrochen: Bei Händlern wie MP Edelmetalle haben die Goldkäufe in den vergangenen Wochen stark zugenommen. Nach dem Sieg des Bündnisses von Syriza und den Unabhängigen Griechen ist der Umsatz bei Goldhändlern in ganz Europa regelrecht „explodiert“, berichtet die FAZ . Und offenbar wenden sich immer mehr griechische Anleger direkt bei deutschen Handelshäusern, um ihr Geld in Gold umzutauschen.

Gold Sovereign
Bei den Bestellungen aus Griechenland wird besonders eine Goldmünze stark nachgefragt:
Der „Sovereign“
. Die Royal Mint aus Großbritannien meldet ein sprunghaft gestiegenes Interesse an der Gold-Anlage-Münze. Diese ist vor allem in Griechenland beliebt. Die Mint nennt „politische und finanzwirtschaftlich unsichere Zeiten“ als Grund für den steilen Anstieg des Interesses aus Griechenland. Die historische Goldmünze wird seit 1489 geprägt. Mit einem Gewicht von genau 7.98805 g und einen Feingehalt von 22 Karat war diese kleine Goldprägung eine der bekanntesten Handelsmünzen Europas. Seit 1957 wird der Sovereign als Anlageprägung erneut mit dem klassischen Bildnis des heiligen St. Georg im Kampf mit dem Drachen ausgegeben, der Verkaufspreis liegt nah am täglichen Goldpreis.

Der unvorhersehbare Kurs der griechischen Regierung hat nicht nur Auswirkungen auf das politische Klima in Europa, sondern auch auf Wirtschaftsunternehmen – denn die Vorgänger der Syriza-Regierung haben sich stark auf die Privatwirtschaft zubewegt und sich bemüht, neue Investoren ins Land zu holen. Neben der Privatisierung von Staatsbetrieben wie beispielsweise dem Hafen von Piräus stand auch eine Zusammenarbeit mit dem kanadischen Goldförderer Eldorado Gold auf dem Plan. Und dieser wird von der neuen griechischen Führung drastisch geändert: Man werde gegen die geplante Goldmine Skouries im Norden des Landes vorgehen, erklärte Energieminister Panagiotis Lafazanis am Dienstag vor dem Parlament in Athen. Für das kanadische Bergbauunternehmen Eldorado Gold ist die Nachricht eine Hiobsbotschaft: Sie hatten das Bergwerk im Jahr 2012 für 2,5 Milliarden Dollar gekauft und zugesagt, eine Milliarde Dollar in den kommenden fünf Jahren zu investieren. Im kommenden Jahr hätte die Förderung beginnen sollen, 5000 Arbeitsplätze waren geplant.

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