Griechenland hat gewählt – und Gold gewinnt

Die wichtigste Botschaft der Woche könnte lauten: Der Euro ist gerettet. Immerhin haben bei der Parlamentswahl in Griechenland nicht, wie befürchtet, die Spargegner der linksradikalen „Syriza“ die meisten Stimmen gewonnen, sondern die konservative „Nia Demokratia“. Am Ende des ersten Börsentages nach der Wahl zeigt sich jedoch eine andere Erkenntnis: Gold ist als sicherer Hafen in der Krise weiterhin dringend gefragt. Etwa einen Prozent legte der Goldpreis in Euro zu, verglichen mit mageren 0,3 Prozent beim DAX.

Am Morgen sah es noch ganz anders aus: Der Goldpreis startete tief im Minus, dagegen konnte der Deutsche Aktienindex ansehnliche Gewinne jenseits der Ein-Prozent-Marke verzeichnen. Zuvor hatten Marktbeobachter zwei Szenarien diskutiert: Siegen die Euro-Kritiker und fliegt Griechenland aus der Euro-Zone, könnte der Goldpreis explodieren und der Aktienmarkt einbrechen. Gewinnen die gemäßigten Parteien die Oberhand, atmen die Aktienmärkte auf und ein wichtiges Argument für Gold fällt weg.


Dass nach dem ersten Handelstag ausgerechnet Gold glänzt und die Aktienmärkte schwächeln, ist ein bemerkenswertes Zeichen, welches Gold-Gegner nicht ignorieren sollten. Zwar hat sich Griechenland mit seinem Votum vorerst gegen den Untergang entschieden. Doch der Sieg der Euro-Befürworter verschafft dem Land nur eine kleine Atempause: Das Wahlergebnis und der hauchdünne Vorsprung der ND gegenüber den erbitterten Sparkurs-Kritikern der „Syriza“-Partei zeigt, dass die Nation tief gespalten ist. Ein problemloser Übergang zu einer stabilen Regierung ist alles andere als selbstverständlich – auch die gemäßigten Parteien sind tief zerstritten, zuletzt hatte die Pasok-Partei dafür geworben, die strikten Euro-Gegner der „Syriza“ in ein Regierungsbündnis mit aufzunehmen. Deren Vorsitzender hatte am Montag angekündigt, seinen Kampf gegen das „Spar-Diktat“ fortzusetzen. Wie auf dieser Grundlage eine stabile und sparwillige Regierung gebildet werden kann, ist fraglich.


So ist es dann auch verwunderlich, dass die Börse die Griechenland-Wahl am Montagmorgen noch mit Kursgewinnen gefeiert hat. Zwar ist das schlimmste Szenario – ein Sieg der Sparkurs-Gegner und damit der Austritt aus der Euro-Zone – nicht eingetreten, doch die größte Herausforderung steht Griechenland erst noch bevor: Die Einrichtung funktionierender Staatsstrukturen, die in den vergangenen Jahren – vor allem von Politikern der „Nea Dimokratia“ so sträflich vernachlässigt wurde. Und der Zorn der Griechen über die harten Sparmaßnahmen wird nicht verstummen – immerhin sind es die ganz einfachen Menschen auf der Straße, die mit voller Wucht von der Krise erwischt werden: Die Arbeitslosigkeit in Griechenland ist innerhalb eines Jahres auf 22 Prozent gestiegen und hat sich somit verdoppelt. Das Leid der Bevölkerung wird somit nur noch verlängert und verschärft, wenn noch stärker gespart werden soll. Zuletzt wurde beispielsweise der Mindestlohn gesenkt, Erstattungen für Medikamente wurden gestrichen – Tag für Tag werden auf diesem Wege noch mehr Wähler in die Arme der linksradikalen „Syriza“ gespült, die bei der aktuellen Wahl mit 26,89 Prozent ein Rekordergebnis einfahren konnte und nur 2,77 Prozentpunkte hinter der „Nea Dimokratia“ liegt, die dank einer Spezialität im griechischen Wahlrecht für ihre Führung mit 50 zusätzlichen Sitzen im Parlament belohnt wird – gäbe es dieses Geschenk nicht, hätte die konservative Partei nur einen Vorsprung von 8 Sitzen im Parlament, nun sind es 58 Sitze.

Mit ihrer Wahlentscheidung haben die Griechen vorerst nur eins gesichert: Die finanzielle Unterstützung aus Europa. Schon jetzt wird von einem weiteren Hilfspaket gesprochen, die Griechen sollen zudem mehr Zeit zur Umsetzung von Reformen bekommen, bei denen sie sich bisher peinlich viel Zeit gelassen haben. Von zwei zusätzlichen Jahren ist die Rede. Die Skepsis der Anleger dürfte also bald zurück kommen und damit auch den Goldpreis stärken: „Schleierhaft ist, wie die politischen Kräfte, die Griechenland in die Krise geführt haben, jetzt das Land wieder heraus führen sollen“, erklärt Gerrit Homrighausen, Geschäftsführer von „MP Edelmetalle“.

Einer der wichtigsten Gründe für das Investment in Edelmetalle bleibt durch die Entscheidung in Griechenland bestehen – die Inflationsgefahr bleibt hoch. Bereits vor der Wahl hatten die EU und die deutsche Bundesregierung ein großzügiges Entgegenkommen gegenüber Teilen der griechischen Forderungen signalisiert. Die Europa-Verdrossenheit in Deutschland dürfte so noch weiter zunehmen: Immer mehr Deutsche verstehen nicht mehr, warum für eine dauerhaft unzuverlässige Nation immer wieder neue Rettungsschirme gespannt werden, während sich Otto Normalverbraucher selbst retten muss. So wird der Schutz vor Inflation und Vermögensverlust durch die Wahlentscheidung in Griechenland noch stärker an Bedeutung gewinnen – und hier finden Anleger bei Gold und Silber weiterhin die beste Sicherheit.

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