Gold – Privatanleger warten ab, Zentralbanken greifen zu

In unserem vorherigen Blog-Beitrag haben wir uns auf die Suche nach Erklärungen gemacht, warum Gold in den vergangenen zwei Wochen nicht so hell wie erwartet als Krisenwährung glänzte. Offenkundige Erklärungen wie die Auflösung großer Bestände an den Futures-Märkten greifen zu kurz. Vielmehr dürften der Dollar und die Anleihen stabiler Volkswirtschaften derzeit attraktiver wirken als Gold, wie auch gerade erst DIE WELT in einer Analyse klarstellte. Doch die Anleger, egal ob groß oder klein, lassen sich von der Unruhe in Europa derzeit nicht zum Goldhändler treiben, sondern ausgerechnet auf den US-amerikanischen Markt oder klammern sich an deutschen Staatsanleihen, auch wenn deren Rendite bei geringen Laufzeiten kaum die Inflationsrate ausgleicht.

Beim hoffnungsvollen Blick über den großen Teich wird aber vergessen, dass die Risiken für den US-Dollar mittel- und langfristig nicht zu unterschätzen sind – sobald die Konjunktur in den USA noch stärker als bisher schwächelt, wird die US-Notenbank die Geldscheinpresse erneut anwerfen. Doch während eine Dollarschwemme den Wert des „Green Back“ schnell in Mitleidenschaft ziehen könnte, ist an eine Goldschwemme nicht zu denken – immerhin lässt sich Gold, anders als Geld, nicht künstlich vermehren. Die aktuelle Goldschwäche ist für Insider keine Überraschung: Wenn die Finanzmärkte zittern und die Rücklagen so mancher Akteure schwinden, müssen sie Positionen abstoßen, um wieder liquide zu werden – meist wird dann Gold zu Geld gemacht.

Auch wenn die Edelmetalle im Jahr 2012 bislang noch nicht in die ganz großen Schlagzeilen gekommen sind, lohnt sich also ein genauer Blick auf die kleineren Meldungen – denn dort sind viele Details zu vernehmen, die darauf hindeuten, dass Gold und Silber noch lange nicht ausgedient haben. Während sich Otto Normalverbraucher im Moment etwas schwer tut mit dem Investment in edle Metalle, zeigen sich die Zentralbanken in aller Welt entschlossener: Mexiko hat seinen Goldspeicher um etwa 9 Prozent aufgestockt und über 900 Millionen Dollar investiert. Auch die Türkei, Russland und Kasachstan haben im großen Stil auf dem Weltmarkt eingekauft. Und das renommierte US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ hält für möglich, dass Iran verstärkt Edelmetalle als Tauschware gegen seine Öllieferungen akzeptieren könnte. Auch die Sanktionen gegen das Land und die damit einhergehende Devisenknappheit dürfte die Nachfrage nach anderen Wertspeichern – und damit Gold und Silber – antreiben.


Wer nicht auf die ganz großen Renditen schielt, sondern mit moderaten Renditen jenseits des Tagesgeld-Zinssatzes zufrieden ist, dürfte dem nächsten Krankheitsfall in der Euro-Zone gelassen entgegen sehen. Die schwächsten Patienten sind, so lässt zumindest die Diagnose der renommierten Ärzte von IWF und Co. erahnen, noch längst nicht über den Berg – und wenn Griechenland stolpert, wird die Panik zuerst groß sein, der Fokus dürfte sich aber schnell in Richtung Spanien verschieben – und könnte schon bald wieder dafür sorgen, dass die Anleger in den sicheren Hafen Gold zurückkehren. Seit den Wahlen in Frankreich und Griechenland ist die Eurokrise längst mit voller Wucht zurück im Bewusstsein der Anleger. Und Gold wird vor diesem Hintergrund bereits wieder verstärkt als krisensichere Anlage nachgefragt.

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