Angst vor Fälschungen – wie gefährlich sind gefälschte Goldbarren wirklich?
Edle Luxusuhren, seltene Münzen, historische Gemälde – was teuer und wertvoll ist, ist auch anfällig für Betrüger und Fälscher. Nachgemachte Goldbarren waren bisher hingegen eine Seltenheit – gefälschte Sicherheitsmerkmale, Verpackungen und Zertifikate werden von professionellen Edelmetallhändlern sofort enttarnt. Dennoch sind in den vergangenen Wochen wiederholt Nachahmungen sogenannter Kinebarren aufgetaucht, mehrere deutsche Händler haben in den vergangenen zwei Wochen entsprechende Warnmeldungen herausgegeben.
Bereits im April wurde ein Kilobarren in Großbritannien als plumpe Fälschung enttarnt, denn in seinem Innenleben befanden sich – wie ein Bruchtest zeigte – Wolframstäbe. Ein Händler hatte die Mogelpackung nur bemerkt, weil der Barren zwei Gramm zu wenig Gewicht auf die Waage brachte – den Fälschern ist es also gelungen, die Imitate sehr nah am Original zu gestalten. Der Barren, der mit einem Originalzertifikat ausgeliefert wurde, bestand zu etwa 40 Prozent aus Wolfram. Als Grundlage für den Betrug soll nach Angaben der „Australian Bullion Company“, eines australischen Bullionhändlers, ein echter „Metalor“-Barren gedient haben, der ausgebohrt und praktisch mit Wolfram ausgestopft wurde.
Die Meldung sorgte damals für hunderte panische Kommentare in Internetforen und Blogs. Händler und Hersteller zeigten dagegen demonstrative Gelassenheit. Die australische Münzprägestätte „Perth Mint“ schrieb in einer Stellungnahme, dass Fälschungen ein seltenes Ereignis wären: „In den 20 Jahren, in denen unserer Raffinerie-Manager bei der Münzprägestätte gearbeitet hat, hat er nie einen gefälschten Barren durch unseren Betrieb kommen sehen.“ Es sei sehr unwahrscheinlich, dass Investoren beim Kauf von Münzen und Barren bei seriösen Händlern einer Fälschung aufliegen könnten. Tatsächlich dürfte im rasanten Handel mit Edelmetallen ein Gold-Imitat kein langes Leben haben. Die Verkaufsfrequenz ist nach Einschätzung der „Perth Mint“ hoch, viele Anleger sind offenbar kurzfristig orientiert und verkaufen ihre Schätze nach wenigen Monaten – das Gold wechselt also oft seinen Besitzer. Und bei jedem Verkauf an einen seriösen Händler findet eine Echtheitsprüfung statt. Zudem weist die „Perth Mint“ auf das Vorgehen bei fremden Goldbarren hin: „Alle Barren und Münzen, die wir zurück kaufen, schmelzen wir vor dem Weiterverkauf ein“, heißt es in einer Stellungnahme. Auch viele eigene Münzen und Barren würden, wenn sie zu alt oder beschädigt sind, vor der Weiterverarbeitung eingeschmolzen. Ein Wolfram-Barren hätte in diesem Verfahren keine Chance.
Während unerfahrene Anleger durchaus auf einen gefälschten Barren hereinfallen können, erkennen seriöse Händler eine Gold-Mogelpackung schnell. Das geschulte Personal bei MP Edelmetalle weiß, wie die Barren und Münzen der gängigen Hersteller aussehen, und prüft jedes Stück vor dem An- und Verkauf auf seine Echtheit. Zudem klingt ein Wolfram-Barren anders als ein Goldbarren. Wenn beispielsweise das Licht auf der Oberfläche der Münze nicht richtig gebrochen wird oder die Münze zu glatt ist, erkennen Experten meist sehr schnell eine Fälschung.
MP Edelmetalle empfiehlt seinen Kunden, beim Aufbau des Investments vorrangig auf moderne Bullionmünzen wie den Krügerrand, den kanadischen Maple Leaf, den Wiener Philharmoniker oder den Australian Nugget zurück zu greifen und Barren trotz ihres günstigeren Aufpreises erst bei der Anlage von größeren Geldbeträgen in Erwägung zu ziehen. Für Krügerrand, Maple Leaf und Co. gibt es im Vergleich zum Barren gleich mehrere Argumente: Das Investment lässt sich mit Unzen bequem stückeln, so dass auch der spätere Verkauf der Münzen flexibel und bedarfsgerecht vollzogen werden kann. Wenn man jedoch im Besitz nur eines einzelnen großen Barrens ist, besteht diese Flexibilität nicht: „Ganz oder gar nicht“, lautet dann beim Verkauf die Devise. Zudem lohnen sich moderne Anlagemünzen mit dem Gewicht einer Unze nicht für Fälscher – eine Münze weist viel mehr Details auf und ist somit wesentlich schwerer nachzuahmen oder zu präparieren, beispielsweise mit einer Wolfram-Füllung. Der Aufwand für einen gefälschten Kilobarren ist hingegen deutlich attraktiver für handwerklich begabte Gold-Betrüger.
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