Thronwechsel: Maple Leaf aus Kanada mit Charles statt Elisabeth?

Die Frage, ob die Staaten des Commonwealth den neuen britischen König Charles III. auf ihren Münzen abbilden werden oder nicht, beschäftigt Münzsammler und Anleger weltweit schon seit einiger Zeit. Doch eigentlich lässt sich diese Frage leicht beantworten, denn fast alle Commonwealth-Münzen zeigen bisher Königin Elizabeth II. und es ist unwahrscheinlich, dass einzelne Staaten von dieser Tradition abweichen werden.

In den letzten Monaten ist jedoch genau diese Frage verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit geraten. Denn es gibt viele Menschen in Australien, Kanada und Neuseeland, die offenbar gewichtige Gründe haben, dem britischen Staatsoberhaupt den Rücken zu kehren. Das wichtigste Argument ist, dass man ein Zeichen setzen könnte, dass die Zeit des britischen Weltreichs endgültig vorbei ist und stattdessen viele souveräne Nationalstaaten entstanden sind, die ihre eigene Identität entwickelt haben.

In den letzten Jahrzehnten gab es im Commonwealth ohnehin erste Auflösungstendenzen. Ein Beispiel dafür ist Barbados, das im Jahr 2021 aus dem Staatenbund ausgetreten ist und Königin Elisabeth durch das Staatswappen ersetzt hat. Die Entscheidung der australischen Regierung, auf künftigen Banknoten des Landes ein nationales Motiv mit Bezügen zur Aborigine-Kultur anstelle von König Charles abzubilden, unterstreicht, dass eine Zeitenwende bevorstehen könnte. Dies zeigt nicht nur das Ende einer Ära, sondern auch die reale Möglichkeit, dass Commonwealth-Staaten mit jahrzehntelangen oder sogar jahrhundertelangen Traditionen brechen könnten.

Nun setzt jedoch eines der wichtigsten Münzausgabeländer der Welt ein starkes Zeichen: Kanada hat kurz nach der Krönungszeremonie in London bekannt gegeben, dass König Charles auf den Münzen, Banknoten und Briefmarken des Landes abgebildet wird. Die Regierung betonte, dass sich der Commonwealth auf einem guten Weg der Erneuerung befindet und dass Charles der richtige Mann sei, diesen Wandel voranzutreiben. Offenbar hat sich der langjährige Thronfolger in vielen Ländern vor allem aufgrund seiner Bemühungen um Umweltschutz und nachhaltige Entwicklung große Anerkennung erworben.

Mit dieser Entscheidung steht nun auch fest, dass der Jahrgang 2023 der Maple-Leaf-Anlagemünzen in die Geschichte eingehen wird. Es handelt sich um die letzten kanadischen Anlagemünzen mit dem Bildnis von Königin Elizabeth II., die zudem mit einem besonderen Merkmal versehen sind: Auf der Wertseite wurde neben dem Bildnis der Queen die Regierungszeit, nämlich 1952 und 2022, ergänzt. Außerdem sind vier kleine Punkte zu finden, die für die vier Konterfeis stehen, mit denen Queen Elizabeth auf kanadischen Münzen abgebildet war. Dass die Gestaltung der Münze überhaupt verändert wurde, war eine Sensation. Wenn nun eine neue Ära mit König Charles anbricht, wird der Jahrgang 2023 für immer eine Sonderstellung einnehmen.

Während die Kanadier nun die Neugestaltung ihrer Münzen vorbereiten und zu einem Gestaltungswettbewerb einladen, der bis zum Herbst abgeschlossen sein soll, blickt die Münzwelt nun gespannt nach Australien. Wie sich die Regierung dort entscheidet, ist völlig offen. Einerseits erscheint es unwahrscheinlich, dass ein Land sein Staatsoberhaupt von den Banknoten verbannt, obwohl es den Münzen vielleicht nicht treu bleibt. Andererseits könnte die brandaktuelle Entscheidung des Nachbarlandes Neuseeland, Charles auf eigenen Münzen

abzubilden, als Hinweis darauf verstanden werden, dass sich Ozeanien bereits abgestimmt hat und zähneknirschend Charles treu bleibt. Wie auch immer die Australier sich entscheiden, die kanadischen Anlagemünzen des Jahres 2023 werden auf jeden Fall einen historischen Wert besitzen.

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