Silber-Flut beim Edelmetall-Händler – ist ein Ankaufs-Stopp wahrscheinlich?
Wir werden in letzter Zeit immer häufiger gefragt: Wird der Edelmetallhandel momentan regelrecht mit Silbermünzen überflutet? Und: Kann es sein, dass man als Verkäufer abgewiesen wird, weil im Moment einfach viel zu viel Silber auf den Markt kommt? Während Gold in der Branche wie Bargeld behandelt wird, scheint Silber manchmal in einer anderen Liga zu spielen – oder etwa doch nicht?
Fangen wir mit der kurzen Antwort an: Ja, in Einzelfällen kann es tatsächlich vorkommen, dass ein Händler bestimmte Silbermünzen gerade nicht ankaufen möchte – etwa bei exotischen Prägungen, großen Mengen in kurzer Zeit oder schlicht bei Platzmangel im Lager. Aber von einer „Überflutung“ des Marktes kann keine Rede sein.
Im Gegenteil: Der Edelmetallhandel ist auf den Ankauf angewiesen. Besonders beliebt sind dabei sogenannte „gebrauchte“ Silbermünzen – also Anlagemünzen aus zweiter Hand. Warum das so ist? Ein Grund liegt im Steuerrecht: Stichwort Differenzbesteuerung.
Bei neuen Silbermünzen fällt in Deutschland der volle Mehrwertsteuersatz an. Bei gebrauchten Münzen hingegen darf der Händler die sogenannte Differenzbesteuerung anwenden. Dabei wird nur die Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis – also die Handelsspanne – mit 19 % besteuert, nicht der Gesamtpreis der Münze.
Das macht sich bemerkbar: Nehmen wir eine ganz normale Silberunze wie den Maple Leaf oder den Philharmoniker. Bei Differenzbesteuerung ergibt sich für den Endkunden ein Preisvorteil von rund 4 Euro gegenüber einer neu importierten, voll versteuerten Münze.
Für viele Anleger ist das ein klarer Vorteil – denn so lässt sich beim Kauf direkt sparen, ohne auf die Qualität des Metalls zu verzichten.
Und was passiert mit Münzen, die nicht weiterverkauft werden? Auch dafür gibt es eine Lösung: Der Edelmetallhandel kann die Münzen einschmelzen lassen und den Materialwert sichern. Nichts geht verloren – im Gegenteil: Es entsteht neues Investmentmaterial.
Die Nachfrage nach günstigen Silbermünzen ist also nach wie vor groß – vor allem in Zeiten, in denen der Silberpreis in Bewegung ist und immer mehr Menschen auf reale Werte setzen. Wenn ihr also darüber nachdenkt, Silber zu verkaufen: Lasst euch nicht vom Begriff „gebraucht“ irritieren. Das bedeutet in diesem Fall nicht minderwertig – sondern steuerlich clever.