Risiko-Appetit steigt: Notenbanken retten mal wieder die Börsen

In dieser Woche ist mal wieder eindrucksvoll zu beobachten, in welch desolatem Zustand sich die Finanzmärkte nach den wiederholten Geldspritzen inzwischen befinden – zwei wichtige Notenbanken entscheiden in dieser Woche über ihre jeweiligen Leitzinssätze. Und Spekulanten in aller Welt lechzen nach neuem Billig-Geld, um ihre Zockereien an der Börse oder auf dem Immobilienmarkt fortsetzen zu können. Sie verhalten sich inzwischen wie Drogenabhängige, die keinen neuen Stoff bekommen – die Börsenkurse zittern, Unsicherheit regiert die Märkte, bisweilen macht sich Panik breit.

Und die bevorstehenden Entscheidungen der US-Notebank Fed sowie der Bank of Japan sind keinesfalls dazu geeignet, neue Euphorie an den Märkten zu verbreiten. Die Fed wird am Mittwoch die Leitzinsen womöglich nicht erhöhen und beugt sich damit dem Druck der Märkte – dass sie längst ihr Gesicht verloren hat, wird dadurch immer deutlicher. Denn ursprünglich waren für dieses Jahr vier Zinsschritte angedacht. Nun werden es maximal zwei. Wie diese zögerliche Haltung mit der angeblich so starken US-Wirtschaft zusammenpasst, ist kurios. Offenbar ist die Konjunktur in den USA doch nicht so stabil wie bislang behauptet. Nachdem die Fed bereits den Wert ihres Geldes entwertet hat, verspielt sie nun ihre letzte Glaubwürdigkeit.

Einen anderen Weg dürfte am Freitag die Bank of Japan einschlagen. Sie hatte noch nie Probleme damit, die Märkte mit Geld in unvorstellbaren Dimensionen zu überfluten. Die Effekte der letzten Eingriffe waren allerdings auffällig schnell verpufft. Und die Märkte erwarten für Freitag rasche und entschlossene Maßnahmen. Bleiben diese aus, dürfte die jüngste Erholung an den Börsen ein jähes Ende finden. Der DAX hat in den vergangenen Wochen ohne ersichtlichen Grund eine regelrechte Rallye hingelegt – doch die Brexit-Sorgen, die den Index massiv nach unten gedrückt haben, sind keinesfalls vom Tisch.

Die Notenbanken bieten derzeit ausreichend Ablenkung von einem regelrechten Skandal, der sich zu einer europaweiten Krise ausweiten könnte: Die italienischen Geldhäuser sitzen auf 360 Milliarden Euro an faulen Krediten. Zwischen Rom und Brüssel läuft seit Wochen ein regelrechtes Geschacher um staatliche Beihilfen.

Der Goldpreis vollzieht derzeit eine dringend notwendige Bodenbildung nach den sprunghaften Wertzuwächsen in den vergangenen Monaten. Diese sollte jedoch schon bald abgeschlossen sein. Als nächste Kursziele liegen 1350 und 1400 US-Dollar pro Feinunze vor dem Goldpreis. Dass der Goldpreis trotz der massiven Kursgewinne an den Börsen nicht stärker eingebrochen ist, darf als Zeichen von Stärke gewertet werden. Und auch die physische Nachfrage bleibt auf Rekordniveau, insbesondere die Zahl der Großaufträge im Wert jenseits von 10.000 Euro nimmt stark zu.

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