Marktbericht KW7 – Die Rezession ist zurück

Tiefrote Zahlen bei DAX, Dow Jones und dem EuroStoxx 50 und ein sattes Grün bei Gold, Silber und Platin – die Erholung der Edelmetalle setzt sich fort. Und die risikofreudige Stimmung an den Aktienmärkten wird vielen Anlegern schon zu Jahresbeginn zum Verhängnis, während von der lang erwarteten Aktienhausse weiter nichts zu bemerken ist. Tatsächlich befindet sich der Euro-Raum in einer Rezession, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte.

Die Zahlen der staatlichen Statistiker machen deutlich, dass ein Wirtschaftsboom derzeit völlig unrealistisch ist. Das Bruttoinlandsprodukt sank im letzten Quartal 2012 um 0,6 Prozent – so heftig wie seit Anfang 2009 nicht mehr. Zuvor wurde noch ein Rückgang um 0,5 Prozent prognostiziert. Mit einem Rückgang von 0,6 Prozent liegt Deutschland inzwischen exakt auf dem Niveau des Euroraums, denn auch die anderen Euro-Staaten landen bei einem Durchschnittsminus von 0,6 Prozent. Besonders lastet auf der deutschen Außenhandelsbilanz die Schwäche des wichtigsten Handelspartners Frankreich.

Während auf dem Aktienmarkt noch immer die Risikofreude dominiert, zeigen andere Länder, wie ein stabiler Krisenschutz aussieht: Russland steckt seine Erlöse aus Ölverkäufen im großen Stil in Gold – in den vergangenen zehn Jahren hat Russland insgesamt 570 Tonnen Gold gekauft, um sich gegen den Wertverfall von Euro, Dollar und Yen zu schützen. Russlands Präsident Wladmir Putin höchstpersönlich wies gerade erst daraufhin, dass nicht ohne Grund von „Gold- und Währungsreserven“ gesprochen werde und dass die Währungen allein nicht ausreichen.

In der Zwischenzeit ist ein gewichtiges Argument gegen eine Fortsetzung der Edelmetallhausse weggefallen – bislang wurde davon ausgegangen, dass die Goldnachfrage in Indien sinkt. Der World Gold Council veröffentlichte jetzt Zahlen, nach denen die Goldnachfrage im vierten Quartal 2012 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um sensationelle 41,2 Prozent stieg. Weltweit ist die Nachfrage zwischen Oktober und Dezember um 3,8 Prozent gestiegen. China ist also im Hinblick auf die Goldkäufe, anders als erwartet noch nicht an Indien vorbeigezogen. Allerdings sind die Chinesen den Indern dicht auf den Fersen – der Abstand zwischen beiden Ländern liegt nur noch bei 88 Tonnen. Und der World Gold Council prognostiziert, dass sowohl China als auch Indien ihre Goldimporte in diesem Jahr noch weiter steigern werden.

In Vergessenheit ist in den letzten Wochen die Situation in den Euro-Krisenländern geraten – dabei gibt es hier viele Details zu vermelden, die Anlass zur Besorgnis geben. In Griechenland waren im November 2012 rund 62 Prozent der jungen Griechen und 24 Jahren ohne Job – einen Monat zuvor waren es noch 50 Prozent. Im Jahr 2012 schrumpfte die griechische Wirtschaft nach Angaben des staatlichen Statistikamtes um sechs Prozent und ist wieder Schlusslicht in Europa. Fast genau so dramatisch sieht es in Portugal aus – dort sind 40 Prozent aller jungen Arbeitnehmer ohne Job. Auch in Portugal hat die Wirtschaftsleistung im vergangenen Jahr merklich abgenommen, das Minus liegt bei drei Prozent.

Der Goldpreis kann von der europaweiten Wirtschaftsflaute profitieren – allein am Donnerstag machte der Wert des gelben Metalls auf Euro-Basis rund ein Prozent gut. Und die Aufholjagd dürfte in den nächsten Wochen weitergehen – als entscheidender Faktor könnte sich die Wahl in Italien herausstellen. Denn der frühere Ministerpräsident Silvio Berlusconi legt nicht nur seit Tagen in den Umfragen zu, sondern ebenfalls täglich mit neuen Steuerversprechen nach. Dies kann sich Italien überhaupt nicht leisten, denn das Land befindet sich seit nunmehr anderthalb Jahren in einem andauernden Abschwung. Die Rezession hat sich gerade erst verschärft, aktuell liegt der Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt bei 0,9 Prozent. Dennoch liegt der erklärte Sparmaßnahmengegner Berlusconi nur noch wenige Prozent hinter der führenden Linken.

Alle Gold-Skeptiker sollten sich den aktuellen „Roundtable der Börsenprofis“ der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ näher ansehen – dabei diskutieren anerkannte Marktbeobachter die Anlagetrends des aktuellen Jahres. Bemerkenswert ist dabei vor allem ein Wortbeitrag von Fred Hickey, dem Herausgeber des „High-Tech Strategist“-Börsennewsletters – er bietet dem Moderator auf die Behauptung, dass Gold im Vorjahr kein guter Anlagetipp gewesen sein soll, Paroli: Er erinnert an den letzten großen Bullenmarkt beim Gold, wo das gelbe Edelmetall von 100 Dollar je Feinunze im Jahr 1970 auf 800 Dollar im Jahr 1980 stieg und zwischendurch mehrfach stark an Wert einbüßte. Hickey macht deutlich, dass es auch in den letzten zwölf Jahren bei Gold fünf Korrekturphasen mit satten Wertverlusten von jeweils 15 bis 30 Prozent gab. Allerdings sei der letzte Tiefpunkt bereits in Richtung neuer Hochstände verlassen worden. Für Hickey ist Gold daher auch 2013 ein fester Pflichtbestandteil eines jeden Portfolios.

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