Marktbericht KW 50 – Warten auf Jahresendrallye und fiskalische Klippe

In Athen hat die Bescherung bereits eine Woche vor Weihnachten angebrochen: Mit der Freigabe der Hilfsmilliarden hat Griechenland seine Schuldenlast über Nacht um 20 Milliarden Euro gedrückt. Und schon eifern Politiker innerhalb und außerhalb des Pleitestaates um die Wette: „Griechenland ist wieder aufgestanden“, sagte Griechenlands Premier Antonis Samaras, der allen Grund zur Freude hat: Sein Haushalt soll in den kommenden Monaten insgesamt 49,1 Milliarden Euro an Zuschüssen erhalten. Und mal wieder haben sich die europäischen Politiker bei der Rettung „geringfügig“ verschätzt – ursprünglich war von 44 Milliarden Euro die Rede, nun sind es mindestens 5,1 Milliarden Euro mehr. Es bleibt abzuwarten, wie schnell die neuerlichen Euro-Hilfen verpuffen. Nach dem letzten großen Schuldenschnitt ist die Schuldenlast der Griechen innerhalb von nur drei Monaten um 23 Milliarden Euro angestiegen – dies entspricht dem Wert, den Athen jetzt aus Brüssel erhalten hat.

Edelmetallbesitzer haben in der Vorweihnachtszeit unterdessen wenig Anlass zur Freude – das gelbe Metall hatte in den vergangenen Tagen wiederholt leicht Wertverluste verzeichnet. Zwar liegt das Jahresplus immer noch bei etwa 10 Prozent, doch die Jahreshöchststände sind vorerst in weite Ferne gerückt. Dies ist vor allem aufgrund der jüngsten Entscheidung der US-Notenbank verwunderlich: Die FED hat ihr milliardenschweres Programm zum Ankauf von Staatsanleihen sogar noch ausgeweitet, um die Konjunktur in Gang zu bringen und die Arbeitslosigkeit zu senken. Der kleine Schönheitsfehler: Die Inflation wird durch diese Maßnahmen nur noch stärker anziehen als ohnehin. Bis zu 45 Milliarden Dollar will die FED künftig pro Monat für marode Staatsanleihen auf den Markt werfen.

In den verbleibenden zwei Wochen des Jahres 2012 stehen vor allem in den USA einige spannende Entscheidungen an: Die Gefahr einer fiskalischen Klippe, bei der automatische Steuererhöhungen in Kraft treten, ist weiterhin nicht gebannt. Zwar sind leichte Annäherungen zwischen Demokraten und Republikanern zu beobachten, doch US-Präsident Barack Obama käuft die Zeit davon. Wenn kein tragfähiger Haushalt beschlossen wird, könnte die sogenannte Fiskalklippe die USA praktisch sofort in die Rezession reißen.

Ein Blick auf die europäischen Nachbarn macht unterdessen deutlich, dass in der Euro-Krise keinesfalls das Gröbste überstanden ist. Die EU und die OECD gehen davon aus, dass in Spanien die Arbeitslosenquote von derzeit 25 Prozent auf über 26 Prozent steigen wird. Spätestens 2014 soll Spanien sogar Griechenland beim Staatsdefizit überholt haben, davon geht eine interne EU-Prognose aus. Zypern wurde währenddessen erneut abgewertet, nachdem das Land weiterhin kein Rettungspaket mit der Troika aus EU, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank ausgehandelt hat. Die kleine Mittelmeerinsel braucht zwischen 12 und 17 Milliarden Euro. An einen Abbau des hoffnungslos aufgeblähten Staatsdienstes ist auf der Insel nicht zu denken. Der Internationale Währungsfonds (IWF) bezeichnet Zyperns Lage daher als „verwundbar und beängstigend“.

Dass der Siegeszug des Goldes in der Euro-Krise noch an Fahrt gewonnen hat, ist inzwischen auch wissenschaftlich bewiesen. Denn eine aktuelle Studie der privaten Steinbeis-Hochschule belegt, dass Gold auf dem besten Weg zum Volksinvestment ist: Jeder Deutsche besitzt der Studie zufolge bereits 62 Gramm an Goldbarren, insgesamt haben die Deutschen fast 8000 Tonnen Gold im Wert von 393 Milliarden Euro gehortet. Die Steinbeis-Hochschule rechnet vor, dass in Deutschland inzwischen mehr Geld in Gold als in direkten Aktienanlagen investiert ist. Nach Recherchen der Wissenschaftler besitzen inzwischen knapp 30 Prozent der Deutschen goldene Münzen oder Barren. Und die meisten der rund 2000 Bürger, die von der Hochschule befragt wurden, machten deutlich: Gold ist für sie der bestmögliche Krisenschutz.

Die Studie fördert einige wichtige Rahmendaten zu Tage, die eine Fortsetzung der Gold-Hausse vermuten lassen. Demnach ist der Goldbesitz der Deutschen im Vergleich zu 2010 leicht gestiegen, inzwischen liegt der Anteil von Gold am Gesamtvermögen bei 4 Prozent. 2009 waren es noch 3 Prozent. Zwar geht die Anzahl der klassischen Goldschmuckbesitzer zurück, während immer mehr Menschen ausschließlich Goldbarren sowie Goldmünzen besitzen. Der Wertzuwachs spielt dabei eine untergeordnete Rolle, die Investoren haben verstärkt die langfristige Anlageperspektive im Blick. Und kaum einer der Befragten hat es bereut, sein Geld in Gold angelegt zu haben.

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