Marktbericht KW 5 – Analysten sagen goldenes Jahr 2013 voraus

Das neue Jahr hat für Edelmetall-Investoren alles andere als glänzend begonnen – der Preis für Gold bewegt sich seitwärts, auf Wertzuwächse folgt meist ein entsprechender Rückschlag. Die aktuelle Woche hat allerdings deutlich gemacht, dass Gold auch 2013 seine Funktion als Krisenschutz nicht verloren hat und dringend gebraucht wird, weil sich an den fundamentalen Rahmendaten und den klassischen Gründen für Edelmetalle (Inflation, Nullzinspolitik) nichts geändert hat.

Überraschende Nachrichten kamen in dieser Woche aus den USA – die Konjunktur der größten Volkswirtschaft der Welt hat sich, anders als erwartet, negativ entwickelt. Anstelle eines moderaten Zuwachses von 1,1 Prozent im vierten Quartal 2012 ist die US-amerikanische Wirtschaft geschrumpft- das Minus liegt bei 0,1 Prozent und ist damit überschaubar, allerdings ist der erwartete Aufschwung ausgeblieben. Und nicht nur die Konjunktur lahmt, auch auf dem US-Arbeitsmarkt ist keine Entspannung in Sicht: Die Zahl der Erwerbslosen in den USA ist von 330.000 auf 368.000 gestiegen und damit deutlich über den prognostizierten 350.000 Arbeitslosen.

Vor diesem Hintergrund ist es geradezu erstaunlich, dass gerade noch Gerüchte die Runde machen, nach denen die US-Notenbank ein Ende der Anleihenkäufe plant. Belastet wurde der Goldpreis durch einen möglichen Ausstieg aus dem sogenannten „quantitative easing“ bereits zur Jahresmitte 2013. Am Mittwoch stellte FED-Präsident Ben Bernanke klar, dass daran nicht zu denken sei. Auch weiterhin werde es Anleihekäufe im Umfang von 85 Milliarden US-Dollar sowie eine Nullzinspolitik geben. Auf diese Weise hat die US-Notenbank bereits mehr als 3 Billionen US-Dollar in den Geldumlauf gepumpt.

Dennoch erstaunt die Wertentwicklung von Gold und Silber – denn eigentlich gibt es aktuell keinen Anlass zu einer Kehrtwende. Immerhin ist die internationale Staatsschuldenkrise keinesfalls eingedämmt, auch die erwartete Aufhellung der globalen Konjunktur tritt nicht ein – die USA liefern hierfür das beste Beispiel. Trotzdem steigt aktuell die Risikobereitschaft der Anleger, die lieber in unsichere Assets wie Aktien investieren und glauben, dass die Politik des billigen Geldes bald vorbei ist.

Wer sich für die Realität interessiert, muss allerdings nur nach Japan blicken, wo die Notenbank auf Druck der Regierung ihre Anleihekäufe verstärkt hat. Die staatlich unterstützte Inflation in Asien setzt auch die US-Notenbank unter Druck, sodass schon bald ein Währungskrieg entstehen könnte. Und spätestens dann kann sich keine der beteiligten Notenbanken ein Ende der lockeren Geldpolitik leisten, weil ansonsten die eigene Währung im internationalen Handel benachteiligt ist.

Vor diesem Hintergrund ist es dann auch kaum verwunderlich, dass praktisch alle Geldhäuser an ihren optimistischen Prognosen für Gold im Jahr 2013 festhalten. Die BayernLB sieht den Goldpreis im zweiten Quartal bei 1800 Dollar und zum Jahresende sogar bei 1950 Dollar erreicht werden könnte. Die Deutsche Bank ist vorsichtiger und glaubt an einen Durchschnittspreis von 1856 Dollar.

In den vergangenen Wochen waren immer wieder Marktberichte zu lesen, in denen von einem Ende der Finanz- und Schuldenkrise und damit auch von einer Nachfrage nach der Ersatzwährung „Gold“ als sicherem Hafen die Rede war. Eine aktuelle Umfrage macht eindrucksvoll deutlich, dass viele eine völlig andere Einschätzung haben – die Zustimmung für die europäische Gemeinschaftswährung sinkt in Deutschland kontinuierlich. Nur noch vier von zehn Deutschen sprechen dem Euro nach einer Untersuchung des Marktforschungsinstituts GfK ihr volles Vertrauen aus. Verantwortlich für das ramponierte Image der einstigen Vorzeigewährung ist vor allem die Schuldenkrise in Griechenland sowie die jüngsten Geldwäschevorwürfe gegen den weiteren Pleitekandidaten Zypern.

Gold bekommt unterdessen ein hervorragendes Zeugnis ausgestellt: Die Investmentbank Morgan Stanley hat in einer aktuellen Analyse deutlich gemacht, dass niedrige Zinsen und die quantitativen Maßnahmen der Notenbanken die Nachfrage der Investoren nach Gold fördern und die Wertzuwächse in diesem Jahr befeuern. Morgan Stanley geht davon aus, dass die US-Notenbank – anders als zuletzt über Gerüchte vermittelt – die gegenwärtige Geldpolitik nicht anpassen wird. Der Grund: Die Wachstumsrisiken und die hohe Arbeitslosenrate in den USA. Vor Ende 2014 dürfte die Politik des billigen Geldes andauern, prognostizieren die Analysten der Investmentbank. Und solange die Realverzinsung negativ bleibt, gibt es keinen Grund für Anleger, ihr Vermögen in traditionelle Sparformen zu stecken.

Unterstützung erhält Morgan Stanley von den Kollegen der Standard Bank, dem wichtigsten Finanzhaus Südafrikas. Die Bank beobachtet derzeit eine ungewöhnlich hohe physische Goldnachfrage, insbesondere aus Südostasien. Hier machen sich offenbar die Auswirkungen der in Indien geplanten Erhöhung der Importsteuer auf Gold bemerkbar. Der Goldpreis kann von diesen Entwicklungen profitieren – trotz eines Rückschlages am Donnerstag bewegt sich der Preis des gelben Metalls wieder nach oben. Die Investmentbank Goldman Sachs, die in den vergangenen Monaten noch durch eher negative Prognosen aufgefallen ist, rät Anlegern nun dazu, auf einen steigenden Goldpreis zu setzen – die Abschwächung der weltgrößten Volkswirtschaft und der Zickzackkurs um die Schuldenobergrenze würden für zusätzliche Unsicherheit sorgen, gegen die nur der „sichere Hafen“ Gold helfen kann.

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