Marktbericht KW 49 – Verschnaufpause beim Gold nur von kurzer Dauer

Auf den Finanzmärkten bietet sich derzeit ein kurioses Bild – während Griechenland die gewünschten Hilfsmilliarden aus Brüssel einstreicht und gleich danach Schlagzeilen wegen der fortschreitenden Korruption macht, sackte der Goldpreis in der vergangenen Woche gleich mehrfach ab. Von einer Blasenbildung ist die Rede, von einer Überbewertung des gelben Metalls und von gesunkenen Risiken bei der Euro-Rettung.

Doch was steckt tatsächlich hinter der Schwäche des gelben Metalls? Praktisch unbemerkt von den meisten alarmierten Investoren hatte in der vergangenen Woche offenbar ein Großanleger in den ersten Minuten des Futures-Handels an der New Yorker Rohstoffbörse eine umfangreiche computergesteuerte Verkaufsorder ausgelöst – der Goldpreis gab daraufhin ganz automatisch nach. Allerdings setzte sich dann eine Kettenreaktion in Gang, die eindrucksvoll deutlich macht, welche verborgenen Einflüsse auf dem Goldpreis lasten. Denn durch das Unterschreiten von voreingestellten Wertmarken wurden weitere automatische Anschlussverkäufe ausgelöst – eine Talfahrt für den Goldpreis war vorprogrammiert.

Die Turbulenzen der vergangenen Woche brachten gleich mehrere Lehren für Edelmetall-Anleger mit sich. Erstens: Der Kursverlauf ist keine Einbahnstraße ohne Geschwindigkeitsbegrenzung. Rückschläge sind jederzeit möglich. Zweitens: Die Angst vor einem Zusammenbruch des Euros und der Schwächung anderer Volkswirtschaften befeuert den Goldkurs. Drittens: Großinvestoren können – ohne dass sich Kleinanleger darauf einstellen können – den Markt durch gezielte An- und Verkäufe massiv durcheinander wirbeln. Und viertens: Seit Beginn der Edelmetallhausse werden Kursrückgänge von langfristig orientierten Anlegern ausnahmslos zum Nachkaufen weiterer Goldbestände genutzt. So konnte das gelbe Metall seine Wertverluste auch stets innerhalb weniger Tage wieder wettmachen – wie auch in dieser Woche, wo die Kursnotierung bereits einen Tag nach dem letzten Rücksetzer am Dienstag wieder steil nach oben zeigte.

Fest steht: Die fundamentalen Rahmenbedingungen für einen dauerhaften Anstieg des Goldpreises sind weiterhin intakt. Die börsengehandelten Fonds, die vom US-Finanzsender Bloomberg erfasst werden, haben in den letzten Tagen weitere Zuflüsse verzeichnet, nachdem die Fonds ihre Goldbestände in den vergangenen Wochen bereits stark ausgebaut hatten. Offenbar halten die langfristig orientieren Anleger das derzeitige Preisniveau für günstig und steigen im großen Stil in den Markt ein – von einer Flucht vor Sachwerten kann keine Rede sein. Auch die Zentralbanken in aller Welt setzen ihre Käufe fort und bescheren dem Edelmetall ein Rekordjahr – nur ein Beispiel: Die Goldbestände von Südkorea sind innerhalb eines Monats um satte 20 Prozent angestiegen, das Land hat 14 Tonnen auf einen Schlag gekauft. Und die Koreaner lieferten in den vergangenen Tagen auch gleich eine Begründung für die Hamsterkäufe: Gold, so heißt es in einer Darstellung der Zentralbank, sei eine sichere Anlage und eigne sich besonders zur Diversifikation der Währungsreserven.

Eines der wichtigsten Argumente für einen steigenden Goldpreis bemerken derzeit die großen Edelmetallhändler, allen voran MP Edelmetalle mit seinen drei Standorten in Erndtebrück, Düsseldorf und Köln. In den drei Filialen zeichnet sich eine Rekordnachfrage ab, bereits jetzt bereiten sich die Kunden offenbar auf Heiligabend vor, tauschen ihr Weihnachtsgeld gegen Gold oder besorgen goldene Geschenke für ihre Lieben. Die Nachfrage – das ist auch von Mitbewerbern zu hören – nach goldenen Münzen und Barren hat in den vergangenen Wochen stark angezogen, sodass einzelne Münzen bereits ausverkauft sind. Dieser Trend ist nicht nur in Deutschland zu beobachten: Im November gingen die Verkäufe von American Eagle Goldmünzen in den USA förmlich durch die Decke.

Wer in den kommenden Tagen einen Abgesang auf Gold anstimmen möchte, sollte einige Blicke in die europäischen Nachbarstaaten werfen. Nur ein paar Schlaglichter: Aus dem einstigen Euro-Musterland Finnland wird eine überraschende Rezession gemeldet. Die spanische Regierung stellt offenbar ihr eigenes Defizitziel in Frage – war steht eine offizielle Bestätigung noch aus, doch der Finanzminister des Landes deutete an, dass anstelle des angepeilten Defizits von 6,3 Prozent des BIP nunmehr von 7 Prozent ausgegangen werden müsse. Und Portugal befindet sich weiterhin in dramatischer Nähe zu einem Schritt unter den Euro-Rettungsschirm. So dürfte die Schwäche des Goldpreises dann auch nur von kurzer Dauer sein und den Anlegern noch vor Weihnachten besondere Freude bereiten – in der kommenden Woche könnte die FED bei ihrer letzten Sitzung des Jahres noch so manche Überraschungen bereit halten, bereits jetzt ist von einem Ausbau des Anleihekaufprogramms die Rede.

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