Marktbericht KW 44 – Gold profitiert von neuen Griechenland-Zahlen

Noch ist die Meldung nicht bestätigt – doch schon allein die Gerüchte, nach denen eine Einigung zwischen der griechischen Regierung und den internationalen Geldgebern erreicht wurde und eine Auszahlung neuer Hilfsgelder in Höhe von 31 Milliarden Euro bevor steht, hat dem Goldpreis zu neuer Dynamik verholfen. Immerhin pendelte der Wert des gelben Metalls in den vergangenen Wochen ohne klare Richtung vor sich hin und musste immer wieder kleine Rückschläge einbüßen. Die Meldungen um neuerliche Hilfszahlungen, die bisher noch nicht bestätigt, schlussendlich aber kommen dürften, haben den Anlegern eindrucksvoll vor Augen geführt, dass die Euro-Krise noch nicht ausgestanden ist und immer teurer wird.

Neueste Wirtschaftsdaten aus Griechenland lassen unterdessen die Vermutung zu, dass neue Finanzspritzen dem Patient wohl nicht helfen werden. Die Fakten in Kürze: Ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 4,5 Prozent – erwartet waren bisher 3,8 Prozent. Ein Anstieg der Neuverschuldung um 5,2 Prozent – prognostiziert waren 4,2 Prozent. Und: Die Staatsverschuldung wird auf 189,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ansteigen – ursprünglich sollten es 179,3 Prozent sein. Zudem sind die Mehrheiten im griechischen Parlament für weitere Sparmaßnahmen alles andere als sicher. Bei einer aktuellen Abstimmung zu Privatisierungen konnte die Regierung nur 148 Abgeordnete hinter sich versammeln, 139 Parlamentarier lehnten den Vorstoß ab – eine knappe Mehrheit, die bei noch stärkeren Einschnitten weiter schrumpfen wird. Den geplanten Zusammenschluss zweier Krankenkassen hat das Parlament abgelehnt – dabei hatten die internationalen Geldgeber gefordert, alle griechischen Krankenkassen zu einer einzigen Gesellschaft zusammenzuführen.

Diese dramatischen Fakten in Verbindung mit der – zum wiederholten Male – voreiligen Erfolgsmeldung des griechischen Premiers sowie seines Finanzministers zum Abschluss der Verhandlungen verleihen Gold derzeit deutlichen Auftrieb. Nach eher schwachen Wochen konnte Gold am Mittwoch Gewinne gutmachen und steigt auch am Donnerstag weiter, genau so sieht es beim Silber aus. Zudem zeigt sich derzeit ein Effekt, der schon seit Jahren immer wieder zu beobachten ist: Sinkt der Goldpreis, nehmen die Käufe zu, sodass auf Schwächephasen bisher ausnahmslos steigende Kurse folgten.
Während der Blick der Finanzmärkte derzeit vor allem auf Griechenland liegt, wird ein viel wichtigerer Euro-Patient vergessen: In Spanien schrumpft im fünften Quartal in Folge die Wirtschaft. Parallel hat sich die Arbeitslosenquote bei dramatischen 25 Prozent eingependelt. Noch schlimmer sieht es bei den jungen Arbeitnehmern aus: Hier ist jeder zweite Spanier unter 25 Jahren ohne Job. Als Erfolg feiern die spanischen Statistiker, dass das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal nicht um 0,4 Prozent, sondern nur um 0,3 Prozent geschrumpft ist. Und Spanien ist kein Einzelfall: In der gesamten Eurozone schwächelt der Arbeitsmarkt, die Erwerbslosenquote stieg zuletzt auf einen neuen Rekordwert von 11,6 Prozent.

Ein weiteres Indiz, welches in der tagesaktuellen Berichterstattung vernachlässigt wurde, deutet auf eine anhaltende Nachfrage bei Gold hin: Brasilien hat erstmals seit 2008 seine Goldreserven aufgestockt – Marktbeobachter glauben, dass das Land künftig über einen längeren Zeitraum hinweg weiter kaufen wird, so dass die Goldreserven einen üblichen Anteil an den Gesamtreserven erreichen. Bislang hält Brasilien nur 0,5 Prozent seiner Reserven in Gold – üblich sind zweistellige Prozentwerte. Und Brasilien ist nicht allein: Auch Länder wie die Türkei oder die Ukraine kaufen derzeit verstärkt Gold. Nachfrage wird auch auf Seiten der börsengehandelten Fonds generiert: Der Bestand der Gold-ETFs, die vom Wirtschaftssender Bloomberg analysiert wurden, hat ein neues Allzeithoch erreicht und liegt bei etwa 2588 Tonnen – dies entspricht etwa der Menge, die alle Goldminen der Welt pro Jahr produzieren.

Insgesamt ist allerdings derzeit noch eine leichte Zurückhaltung bei den Edelmetallen zu beobachten. Dies liegt offenbar an der bevorstehenden Veröffentlichung der neuen Arbeitsmarktzahlen in den USA, die am Freitag bekannt gegeben werden. Die Entwicklung im Oktober dürfte nämlich Aufschluss über die weitere Geldpolitik der US-Notenbank geben. Zudem warten die Marktbeobachter ab, wie sich die Amerikaner am 6. November entscheiden – immerhin ist der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney ein strikter Gegner der derzeitigen Zinspolitik der FED.

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