Marktbericht KW 40 – Gründe für gelegentliche Gold-Schwächen. Warum schwächelt der Krisenschutz, wenn sich die Krise verschärft?

„Seitwärtsbewegung“ oder „Technische Korrektur“ – diese Begriffe gehören inzwischen zum Standard-Wortschatz der Marktbeobachter. Denn nach sensationellen Wertzuwächsen in den vergangenen Jahren hat 2012 für Edelmetall-Investoren nicht allzu glücklich begonnen – von Tag zu Tag sackte der Goldpreis weiter ab, in der Spitze verlor das gelbe Metall bis zu 20 Prozent seines Wertes im Vergleich zum Allzeithoch vom September 2011 und notierte zeitweise bei lediglich 1.520 Dollar – bereits beim Unterschreiten von 1620 Dollar war damit der seit dem Spätherbst 2008 entstandene mittelfristige Aufwärtstrend verletzt, das als „Krisenschutz“ bekannte Metall charttechnisch angeschlagen.

Doch warum bröckelt der Krisenschutz immer wieder, wenn die Krise sich von Tag zu Tag zuspitzt? Für erfahrene Marktstrategen ist die vermeintliche Schwäche der Edelmetalle keine Überraschung – seit Jahresbeginn lässt sich anhand der offenen Futures-Kontrakte an der New Yorker Edelmetallbörse ablesen, dass sich insbesondere spekulative Anleger aus dem Edelmetallmarkt zurückziehen. Als beispielsweise Ende März der Silberpreis innerhalb eines Tages um neun Prozent einbrach, hielten sich am US-Terminmarkt hartnäckig Gerüchte, dass binnen weniger Minuten nicht weniger 225 Millionen Unzen auf den Markt geschmissen worden sein sollen.

Derartige Verkaufsaktionen werden in der Tagespresse und von Privatanlegern immer wieder als Mißtrauensvotum gegen Gold und Silber verstanden – dabei stehen Gewinnmitnahmen auf dem Edelmetallmarkt, wenn der Kurs einmal eine gewisse Höhe erreicht hat, seit Jahren auf der Tagesordnung. Denn die massiven Verkäufe einen ganz praktischen Hintergrund: In der Krise ist frisches Geld wichtiger denn je. Wann immer Gold und Silber im großen Stil verkauft wird, beschaffen sich Banken und sonstige Großanleger kurzfristig Liquidität – und das funktioniert am besten durch den Verkauf großer Gold-Positionen.

Zudem wurden Edelmetall-Anleger in diesem Jahr wiederholt von der US-Notenbank enttäuscht – denn die FED hielt sich, obwohl die amerikanische Wirtschaft seit Monaten schwächelt, mit einer Lockerung der Geldpolitik zurück. Wiederholt wurde in den vergangenen Monaten ein drittes „Quantitative Easing“ erwartet – so wird in Fachkreisen die Geldpolitik genannt, bei der die Zentralbank durch einen niedrigen Leitzins die Wirtschaft mit billigem Geld versorgt. Und immer, wenn Marktbeobachter diesen Schritt prognostizierten, schwieg FED-Präsident Ben Bernanke zu neuen Geldspritzen der Notenbank zur Stützung der amerikanischen Wirtschaft. Entsprechende Schritte werden allerdings immer dringender, denn das Wirtschaftswachstum der USA ist nach Einschätzung der „Fed“ nicht ausreichend, um die hohe Arbeitslosigkeit zu senken. Und selbst nach dem dritten „Quantitative Easing“ hat sich die US-Wirtschaft weiterhin nicht erholt.

Auch wenn die Edelmetalle im Jahr 2012 bislang noch nicht in die ganz großen Schlagzeilen gekommen sind, lohnt sich ein genauer Blick auf die kleineren Meldungen – denn dort sind viele Details zu vernehmen, die darauf hindeuten, dass Gold und Silber noch lange nicht ausgedient haben. Während sich Otto Normalverbraucher im Moment etwas schwer tut mit dem Investment in edle Metalle, zeigen sich die Zentralbanken in aller Welt entschlossener: Mexiko hat gerade erst seinen Goldspeicher um etwa 9 Prozent aufgestockt und über 900 Millionen Dollar investiert. Auch die Türkei, Russland und Kasachstan haben im großen Stil auf dem Weltmarkt eingekauft. Und neben den Nationalbanken greift auch die wachsende Mittelschicht in den Schwellenländern verstärkt nach Gold.

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