Marktbericht KW 4: Rückenwind für Gold durch Hedgefonds und Türkei-Krise

Lange war es nur ein Gerücht – doch inzwischen diskutiert der Internationale Währungsfonds ganz offen einen Tabubruch: Möglicherweise könnten schon bald Sparer an der Rettung maroder Staaten beteiligt werden. Der IWF hat zwei renommierte Wirtschaftswissenschaftler mit der Suche nach Lösungen aus der weltweiten Schuldenkrise beauftragt – und die Forscher reden Klartext: Die Schuldenkrise kann nur mit drastischen Maßnahmen überwunden werden. Selbst die Forderung des IWF aus dem Herbst 2013, eine Schuldensteuer von zehn Prozent auf alle Nettovermögen zu erheben, würde alleine nicht helfen, so die Aussage der vom IWF beauftragten Wissenschaftler. Sie bezeichnen die Niedrigzinspolitik und Sparhaushalte, Finanztransaktionssteuer und die Enteignung der Sparer durch negative Realzinsen als nicht ausreichend und fordern weitere Einschnitte – ganz konkret wird dabei auch eine teilweise Enteignung von Sparern diskutiert.

Der Goldpreis konnte in den vergangenen Tagen weiteren Boden gut machen, die Abflüsse aus börsengehandelten Fonds sind stark zurück gegangen – in der vergangenen Woche sind mit 9 Millionen US-Dollar deutlich weniger Mittel aus börsengehandelten Goldfonds abgezogen als zuvor. Einzelne börsengehandelte Goldfonds verzeichnen sogar leichte Zuflüsse. Nachfrage kommt derzeit vor allem aus der Türkei, wo die Menschen sich mit Gold gegen den Verfall ihrer Landeswährung verteidigen möchten. Denn die Lira hat im vergangenen Jahr etwa ein Fünftel ihres Wertes verloren.

Der Rutsch des Goldpreises hat viele Spekulanten aus dem Markt vertrieben, was als gesunde Entwicklung verstanden wird. Nun bekommt Gold allerdings Rückenwind aus einer unerwarteten Ecke: Führende Hedgefonds haben sich gegen die Prognose des Investmenthauses Goldman Sachs positioniert und gegen weitere Rückgänge beim Goldpreis gewettet. Die Hedgefonds befinden sich auf der Käuferseite beim Gold, nachdem sie noch im vergangenen Jahr gegen Gold gewettet hatten. Nachdem Goldman Sachs mit Abgesängen auf Gold den Preis gedrückt hatte, um danach als Käufer auf dem Markt aktiv zu werden, wird das mächtige Investmenthaus offenbar nicht mehr ernst allzu genommen.

Die nächsten Wochen werden für Goldanleger besonders spannend – die Nervosität an den Aktienmärkten nimmt nicht nur wegen der Rekordjagd nach neuen Höchstkursen zu, sondern auch wegen eines bevorstehenden Staatsbankrottes der Vereinigten Staaten von Amerika: Bereits Anfang Februar könnten die USA mal wieder pleite sein, warnte der Finanzminister Jack Lew in dieser Woche. Zwar wären Haushaltstricks denkbar, mit denen der Bankrott allerdings höchstens bis Ende Februar abgewendet werden könnte. Die Nachrichten aus den USA zeigen: Der gefeierte Haushaltskompromiss ist tatsächlich nicht viel mehr wert als das Papier, auf dem er gedruckt wurde.

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