Marktbericht KW 4 – Europa bleibt ein Schuldenkontinent

Während die Europäer nach Griechenland schauen und das traditionsreiche Mittemeerland als Schuldensünder schlechthin brandmarken, wird in der Ferne ein Schuldenberg angehäuft, der den griechischen Haushalt leicht in den Schatten stellt: Bereits zum Jahreswechsel hatten die USA die verfassungsmäßige Schuldenobergrenze von 16,4 Billionen Dollar erreicht, nur durch Haushaltstricks konnte ein Staatsbankrott verhindert werden. Jetzt greifen die Amerikaner erneut in die Trickkiste: Die Schuldenobergrenze wurde kurzerhand bis Mitte Mai ausgesetzt.

Ein genauer Blick auf die Entscheidung des US-Kongress macht allerdings deutlich, dass damit das Problem nicht gelöst ist, sondern sogar verschärft wird – die Schuldenobergrenze erhöht sich nämlich automatisch um den Betrag, der bis Mitte Mai zusätzlich auf dem US-amerikanischen Schuldenberg landet.

Die Edelmetallmärkte verhalten sich in dieser Situation genauso wie bei vergleichbaren Situationen – die Chancen auf eine Verschärfung der US-Haushaltskrise werden geringer eingeschätzt, der Risikoappetit steigt, der sichere Hafen „Gold“ ist nicht mehr so stark gefragt. Den Widerstand bei 1700 US-Dollar konnte das gelbe Metall nicht überwinden, ein erneuter Rücksetzer war die Folge. Allerdings ist der langfristige Aufwärtstrend weiterhin intakt – und spätestens Mitte Mai schlägt für US-Präsident Barack Obama die Stunde der Wahrheit.

Doch nicht nur in den USA kann von einem Ende der Krise keine Rede sein, auch in Europa gibt es keinen Grund zur Entspannung: Anstelle von Griechenland könnte schon bald Spanien ins Zentrum des Interesses rücken. Denn die Arbeitslosigkeit klettert dort unaufhaltsam auf neue Rekordwerte, bereits jetzt ist jeder vierte arbeitsfähige Spanier ohne Job. Auch das Staatsdefizit wächst kontinuierlich an. Schon jetzt steht das Rating der Spanier nur eine Stufe über Ramsch – mit Tendenz nach unten.

Der aktuelle Optimismus, der sich in den Regierungen der südlichen Krisenländer breit macht, dürfte die Krise nur noch verschlimmern – jetzt, wo die Investoren den Pleitekandidaten wieder Kredit gewähren, sinkt der Druck zu Reformen. Doch diese sind, wie das Beispiel „Spanien“ deutlich macht, dringend nötig, um die Arbeitslosenquote zu bekämpfen. Gerade wurde bekannt, dass die spanische Regierung laut EU-Kommission trotz eines harten Sparkurses ihr Defizitziel im vergangenen Jahr wohl nicht erreicht hat – anstelle von 6,3 Prozent wird das Defizit mindestens 8 Prozent erreichen. Im Jahr 2013 soll der Fehlbetrag im Haushalt bei 6,1 anstelle von 4,5 Prozent liegen.

Neben Spanien ist auch Portugal auf dem besten Weg, zu einer stärkeren Belastung für die Euro-Zone zu werden. Das Land wird nach einer Einschätzung der Ratingagentur Fitch ein zweites Rettungspaket benötigen – mit der ersten Finanzspritze kommen die Portugiesen nur noch bis zum Jahresende über die Runden. Und eine Entscheidung über eine Unterstützung in Höhe von 17,5 Milliarden Euro durch den Rettungsschirm ESM für das krisengeschüttelte und korruptionsgeplagte Zypern steht kurz bevor. Die Zyprioten haben angekündigt, die Vorwürfe zu entkräften, um sich einen schnellen Zugriff auf die Rettungsgelder zu sichern.

Die EU-Statistikbehörde Eurostat hat ausgerechnet, dass die Verbindlichkeiten der Euro-Zone im dritten Quartal 2013 insgesamt 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachten – der Vertrag von Maastricht sieht eine Schuldengrenze von 60 Prozent vor. Davon sind viele Eurostaaten um Lichtjahre entfernt – Griechenland liegt trotz starker Sparanstrengungen weiterhin bei 152 Prozent der Wirtschaftsleistung, das Staatsdefizit von Italien liegt bei 127 Prozent und Portugal bei 120 Prozent. Für eine Entspannung in der europäischen Schuldenkrise gibt es also keinerlei Belege.

Von einem Abklingen der Nachfrage nach Gold und Silber kann daher auch keine Rede sein – die Käufe aus dem asiatischen Raum nehmen stark zu. Verantwortlich sind dafür die Beschleunigung des Wirtschaftswachstums in China und die agressive Inflationspolitik der japanischen Regierung, die eine galoppierende Entwertung des Yen forciert. Durch unbegrenzte Anleihekäufe – ganz wie in den USA – soll das Inflationsziel auf zwei Prozent verdoppelt werden. Und hier dürfte Gold als klassischer Inflationsschutz in den kommenden Wochen an Bedeutung gewinnen. Schon jetzt schichten die japanischen Pensionsfonds, die immerhin das zweitgrößte Altersguthaben der Welt verwalten, ihre Einlagen massiv in Gold um.

Investoren sollten neben Gold allerdings verstärkt auch die weiteren Edelmetalle in den Blick nehmen. Denn die positiven Erwartungen an die weltweite Konjunktur müssten sich auch in einer höheren Nachfrage nach Platin und Palladium als Industriemetallen niederschlagen. Insbesondere bei Platin ist von einer schwindenden Produktionskapazität in Südafrika auszugehen. Zudem dürfte Palladium als Platin-Ersatz an Bedeutung gewinnen.

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