Marktbericht KW 38 – USA, Europa, Japan – und schon bald China? Geldpolitische Lockerungen umspannen den Globus

Keine zweite Anleihekauf-Bazooka mit unbegrenzter Feuerkraft aus Brüssel, keine vierte geldpolitische Lockerung in den USA und vor allem: Noch immer kein Griechenland-Bankrott – ist die Weltwirtschaft gerettet? Nach dem finanzpolitischen Sturm, der von EZB und FED in der vergangenen Woche entfacht wurde, weht inzwischen ein laues Lüftchen – Gold hat sich auf neue historische Hochstände eingependelt, die Kursgrafik zeigt inzwischen keine steilen Anstiege mehr an. Heute zeigte sich, dass die als „Bazooka“ gefeierte Ankündigung der EZB, marode Staatsanleihen notfalls in unbegrenztem Umfang aufzukaufen, tatsächlich kein Befreiungsschlag für die Krisenländer ist – Spanien hat am Donnerstag bei einer Anleiheauktion nur geringfügig niedrigere Zinsen zahlen müssen. Offenbar stellt sich der Markt auf das Anleiheprogramm der EZB ein.

Nahezu unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit wurden in einer weiteren wichtigen Wirtschaftsregion die Geldschleusen weit geöffnet: Dem Beispiel der US-Notenbank folgend hat auch die Bank von Japan die Notenpresse angeworfen, um die Wirtschaft stärker zu stützen. Das Programm zum Ankauf von Wertpapieren wurde um zusätzliche 127 Milliarden Dollar aufgestockt. Der Grund: Die Schuldenkrise in Europa schwächt die Nachfrage nach chinesischen Waren, was die Exportnation stark belastet – und ein Ansteckungseffekt steht bevor: Nachdem hunderte japanische Konzerne ihre Fabriken in China geschlossen haben, könnte auch die Volksrepublik bald eine geldpolitische Lockerung benötigen. Staatspräsident Hu Jintao hat bereits Maßnahmen für eine stärkere Belebung der Wirtschaft angekündigt.

Derzeit lohnt sich ein genauer Blick auf die Begleitumstände der Edelmetall-Hausse. Denn insbesondere bei Silber und Platin mehren sich die Anzeichen, dass steile Kursanstiege vorerst vorüber ist. So waren die breit angelegten Streiks in den Platin-Minen von Südafrika ein wichtiger Preistreiber – inzwischen haben sich die Arbeiter der wichtigen Platin-Grube Marikana jedoch mit ihren Arbeitgebern auf eine Lohnerhöhung geeinigt. 22 Prozent mehr Gehalt sollen die Bergarbeiter bekommen und dafür zugesagt, ihren wochenlangen Ausstand zu beenden.

Keine Frage – die Einigung war dringend nötig, nachdem die Sicherheitsbehörden des Landes brutal gegen den Aufstand vorgegangen waren und dabei dutzende Bergwerker ums Leben kamen. Für Investoren ist die Rückkehr zur Normalität jedoch, so böse es klingt, nicht unbedingt eine gute Nachricht: Die befürchtete Platin-Knappheit bleibt nun aus, zudem steigen nun die Förderkosten für das seltene Metall. Insbesondere Minen-Aktionäre dürften aufgrund der gesunkenen Gewinnerwartungen auch große Renditeträume begraben – Lonmin, einer der wichtigsten Minenbetreiber, hat in den vergangenen sechs Monaten fast 45 Prozent an Wert verloren. Und der Preis für eine Feinunze Platin rutschte heute im Tagesverlauf deutlich ab.

Auch Silber, dem Shootingstar des Spätsommers, könnte ein unangenehmer Herbst bevor stehen: Seit dem Jahrestief im Juni ist Silber bis heute um etwa 30 Prozent gestiegen – bei 35 Dollar muss das weiße Metall jedoch einen wichtigen Widerstand überwinden, an dem die Kursnotierung bisher mehrfach gescheitert war. Auffällig ist zudem, dass die kommerziellen Marktteilnehmer hohe Short-Positionen angehäuft haben – ihre Käufe sind also nicht langfristig ausgerichtet. Plötzliche Kursrückgänge sind also nicht auszuschließen, dürfen jedoch als Kaufgelegenheit verstanden werden – denn im Schatten der Krisenwährung Gold hat sich Silber schon seit jeher gut entwickelt.

Und Gold glänzt zum Herbstbeginn so stark wie lange nicht mehr: Auf Euro-Basis wurden die bisherigen Allzeithochs übertroffen, die letzte Jahreshälfte ist traditionell die stärkste Handelszeit für Gold. Und die monatelange Schwächephase, die so manchen Investor an seiner Geldanlage zweifeln ließ, hat einen tragfähigen Boden ausgebildet – das Fundament für anhaltende Preisanstiege ist also gelegt. Als positives Stimmungsbild ist auch das Volumen der Gold-ETFs zu werten, die vom US-Finanzfernsehen Bloomberg beobachtet werden. Sie verzeichneten am Mittwoch mit 28,5 Tonnen den höchsten Tageszufluss seit Ende Oktober 2011, als der letzte große Preisanstieg beim Gold beobachtet wurde.

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