Marktbericht KW 37: Kriegs-Gefahr (vorerst) gebannt, Schulden-Sorgen bleiben

Die vergangenen Tage haben wieder einmal gezeigt: Die Angst vor einem Krieg ist einer der Gründe für einen steigenden Goldpreis, über die sich wohl kaum jemand freuen kann. Trotzdem gilt: Wenn irgendwo in der Welt ein Konflikt in einen Krieg umschlägt, steigen nicht nur die Notierungen für Öl, sondern auch für Gold. Und tatsächlich hatte der Goldpreis nach den Drohungen der USA gegen Syrien eine kleine Hausse hingelegt. Jetzt, wo offenbar eine diplomatische Lösung gefunden wurde, hat der Goldpreis leicht nachgegeben, sich allerdings am heutigen Tag bereits stabilisiert und leichte Zuwächse verzeichnet.

Auch wenn die Spannung im Syrien-Konflikt leicht nachgelassen hat – der Herbst des Jahres 2013 macht eindrucksvoll deutlich, wie wichtig ein „sicherer Hafen“ wie Gold ist. Denn die Spannungen zwischen den USA und Syrien bleiben dramatisch und auch anderswo in der Welt herrscht – immerhin nicht kriegerische, aber wirtschaftliche – Unsicherheit. So ist es kaum verwunderlich, dass sich der Goldpreis um die Marke von knapp 1.350 US-Dollar und 1.030 Euro pro Feinunze stabilisiert und damit einen Teil der Verluste des ersten Halbjahres wieder ausgeglichen hat. Unterstützt wird der Goldpreis derzeit auch durch die Streits in südafrikanischen Goldminen. Etwa 90.000 südafrikanische Gold-Minen-Arbeiter der National Union of Mineworkers (NUM) sind in den Ausstand getreten, um für höhere Löhne zu kämpfen.

Die kommenden zwei Wochen halten mehrere wichtige Ereignisse bereit: Am 18. September trifft sich die US-Notenbank FED zur nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses. Zwar mehren sich die Unkenrufe, die eine Kehrtwende in der Politik des billigen Geldes prophezeien, tatsächlich wird die FED jedoch keine Alternative zum „quantitative easing“ haben. Die Arbeitsmarktdaten sind dauerhaft schlecht, insbesondere die hohe Zahl der Langzeitarbeitslosen lastet auf der US-Bilanz. Zudem mussten die Arbeitsmarktzahlen jüngst nach unten korrigiert werden, die Ziele der FED liegen also in weiter Ferne. Aus diesem Grund ist eine Reduzierung der US-Geldpolitik in diesem Monat unwahrscheinlich. Dennoch dürfte sich in den Tagen vor der FED mal wieder gesteigerte Unsicherheit breit machen.

Wer ernsthaft daran glaubt, dass ein Ende der geldpolitischen Lockerungen bevorsteht, sollte ein kleines Gedankenexperiment durchführen. Wenn trotz der milliardenschweren Geldspritzen das BIP-Wachstum nicht wächst, die Arbeitslosigkeit historisch hoch bleibt und eine Besserung nicht in Sicht ist – wie sähe die Situation OHNE die geldpolitischen Lockerungen aus? Trotz der Ausgaben in einer unvorstellbaren Größenordnung wuchs die Wirtschaft nur um 1,7 % im zweiten Quartal. Im Klartext: Ohne die Lockerungen würde die Börse zusammenbrechen, der Immobilienmarkt ebenfalls, Kreditmärkte wären eingefroren und die Arbeitslosigkeit explodieren. Auch der Druck durch andere Notenbanken in Asien und Europa wird die FED nicht aus der Reihe tanzen können.

Nur wenige Tage geht es spannend weiter, am 22. September findet die Bundestagswahl statt. Die Sorgen um einen neuen griechischen Schuldenschnitt nehmen immer stärker zu, nachdem sowohl Kanzlerin Angela Merkel als auch ihr Herausforderer Peer Steinbrück beim einzigen TV-Duell vor der Wahl keine klare Positionierung gegen einen Schuldenschnitt getroffen haben. Im Gegenteil: Ein drittes Rettungspaket für Griechenland wird jetzt nicht mehr ausgeschlossen. Hier werden offenbar bereits die Weichen für die Zeit nach der Wahl gestellt, denn viele Ökonomen halten das dritte Hilfspaket für unvermeidlich. Griechenland steckt wegen der andauernden schweren Wirtschaftskrise in der Deflation fest, es droht eine Abwärtsspirale: Wenn Konsumenten und Unternehmen Ausgaben hinauszögern, wird die Wirtschaft weiter geschwächt.

Doch wie hoch wird der zusätzliche Finanzbedarf der Griechen sein? In Athen gibt es spätestens 2014 eine Finanzierungslücke in Milliardenhöhe, musste Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble nun einräumen. Bis Ende 2014 soll die Lücke auf vier bis 4,5 Milliarden Euro beziffert werden, im darauf folgenden Jahr werden voraussichtlich weitere 6,5 Milliarden Euro fehlen. Bei einem Schuldenschnitt, der seit Wochen diskutiert wird, wären die deutschen Steuerzahler erstmals direkt von der Euro-Rettung betroffen.

Im „Handelsblatt“ ist in dieser Woche ein bemerkenswerter Artikel erschienen, der eine wichtige Erkenntnis verbreitet: „Der langfristige Bullenmarkt setzt sich fort“ heißt es in der Analyse, die beispielsweise aufzeigt, dass die Flucht aus börsengehandelten Goldfonds offenbar gestoppt ist. Zudem befinden sich viele Spekulanten in einer misslichen Lage: Sie haben im großen Stil Gold leer verkauft und wurden vom Goldpreisanstieg auf dem falschen Fuß erwischt. Um ihre Positionen zu schließen, müssen sie nun Gold kaufen. Das „Handelsblatt“ glaubt, dass die Nachfrage der Spekulanten noch mehrere Monate intakt bleibt. Zudem wird ein Trend deutlich: Auf dem Edelmetallmarkt stehen institutionelle Anleger den privaten Investoren gegenüber. Und während die institutionellen Anleger im Jahr 2013 massenhaft Gold verkauft waren, blieben Privatanleger „ihrem“ sicheren Hafen treu. Laut World Gold Council wurden im zweiten Quartal die Abflüsse von 402 Tonnen aus börsennotierten Produkten durch eine stark gestiegene Nachfrage nach Münzen und Barren ausgeglichen.

MP Edelmetalle empfiehlt seinen Kunden, in der aktuellen Marktsituation mit einer besonderen Strategie vorzugehen und den sogenannten „Cost-Average-Effekt“ zu nutzen. Dabei wird eine Investmentsumme auf mehrere kleine Tranchen aufgeteilt, der Kauf erfolgt dann gestückelt zu unterschiedlichen Zeitpunkten. So erreichen die Anleger einen attraktiven Durchschnittspreis, der die Wertentwicklung über einen längeren Zeitraum abbildet. So profitieren Investoren beispielsweise von kurzfristigen Preisrückschlägen und nutzen diese zum Nachkaufen. Insbesondere die Bundestagswahl wird eine Richtungsentscheidung in der Eurokrise bedeuten und ein politischer Wechsel könnte die Aktienmärkte ins Taumeln bringen. Hier empfiehlt es sich, in den nächsten Tage eine passende Strategie zurecht zu legen, um am Wahlsonntag einen kühlen Kopf zu bewahren.

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