Marktbericht KW 35 – Steht die FED vor einer geldpolitischen Lockerung?

Marktbericht KW 35: Steht die FED vor einer geldpolitischer Lockerung?
Gold-Enthusiasten und Edelmetall-Skeptiker blicken am Wochenende gespannt auf einen Ort mit dem wenig mondän klingenden Namen „Jackson Hole“ – das gemütliche Tal im US-Bundesstaat Wyoming könnte zum Schauplatz einer geldpolitischen Sensation werden, die seit mehr als zwei Jahren erwartet wird: US-Notenbankchef Ben Bernanke könnte bei dem jährlichen Treffen der Zentralbanker in der US-amerikanischen Provinz eine dritte geldpolitische Lockerung ankündigen.

Das Zauberwort vom Wochenende heißt „QE“ – dahinter verbirgt sich der Begriff „Quantitative Easing“ und eine Geldpolitik, bei der die Zentralbank durch einen niedrigen Leitzins die Wirtschaft mit billigem Geld versorgt. Eine solche Geldspritze der Notenbank wäre zur Stützung der amerikanischen Wirtschaft nötiger denn je. Am Mittwoch wurden die neusten Zahlen des US-Handelsministeriums bekannt gegeben – das Wirtschaftswachstum im hat sich zweiten Quartal im Vergleich zum vorhergehenden weiter abgeschwächt, zudem liegt die Arbeitslosenquote weiter über 8 Prozent. Anzeichen für eine stärkere Dynamik in der US-amerikanischen Wirtschaft sowie auf dem Arbeitsmarkt sind nicht zu erkennen.

Und die Hinweise, dass die Zeit reif für „QE3“ ist, verdichten sich. So hat der Offenmarktausschuss der FED (Federal Open Market Committee) Ende Juli mitgeteilt, dass im Falle einer ausbleibenden Konjunkturerholung schon bald neue geldpolitische Stimuli geschaffen werden müssten. Eigentlich dient das jährliche Treffen in Jackson Hole dem allgemeinen Meinungsaustausch der Geldpolitiker – doch bei früheren Zusammenkünften dieser Art wurden auch wichtige Signale an die Finanzmärkte ausgesendet. Das vorherige „Quantitative Easing wurde 2010 in Jackson Hole verkündet – in den vergangenen zwei Jahren hat sich die weltweite Schuldenkrise verschärft. Ist also die Zeit reif für „QE3“?

In den vergangenen Monaten hatte FED-Chef Bernanke die Hoffnungen auf eine neue Dollar-Flut hartnäckig zerstreuen können – immer, wenn laut Analysten das „QE3“ bevor stand, kam es nicht – und der Goldkurs ging in den Keller. Die vermeintliche Logik: Wenn die FED die Wirtschaft nicht mit billigem Geld stützen muss, ist Gold offenbar nicht mehr so stark wie bisher als Krisenschutz nötig. Hinter den Kulissen hatten viele Anleger spekulative Engagements aufgebaut und vergeblich auf „QE3“ gesetzt. Als dies ausblieb, stießen sie ihre Positionen wieder ab und trieben den Goldpreis nach unten.

Langfristig orientierte Anleger sollten sich von einer FED-Entscheidung am Wochenende nicht aus der Ruhe bringen lassen. Falls das dritte „Quantitative Easing“ tatsächlich kommt, können sie sich beruhigt zurücklehnen und dem Goldpreis beim Steigen zusehen. Und wenn die geldpolitische Lockerung abermals verschoben wird und die Erwartungen der Spekulanten enttäuscht werden, dürfte auf einen möglichen Kursrücksetzer beim Gold eine schnelle Erholung folgen. Denn bisher erholte der Goldpreis in den vergangenen zwei Jahren immer dann, wenn er kurz nach einem vermuteten und nicht eingetretenen „QE3“ einbrach, innerhalb weniger Tage.

Beim letzten Zwischenfall dieser Art im März ist Gold bereits am nächsten Vormittag stark in den Handel gestartet und konnte einen Großteil der Verluste wieder wett machen. Offenbar setzte sich die Erkenntnis durch, dass sich an der fundamentalen Lage – Griechenland taumelt, der Euro wackelt – nichts geändert hat und das internationale Finanzsystem noch Jahre von einer stabilen Neuordnung entfernt ist. Zudem nimmt die Furcht vor einer Eskalation der Spannungen mit dem Iran nicht ab. Unabhängig von der FED-Entscheidung hat in den vergangenen Wochen bei Gold und Silber bereits eine stabile Bodenbildung stattgefunden, mehrere Unterstützungslinien wurden überwunden – und die traditionell stärkste Jahreszeit auf dem Edelmetallmarkt steht noch bevor.

Investoren sollten den Blick daher nicht nur auf „Jackson Hole“ richten, sondern in den kommenden Wochen insbesondere den Silberpreis beobachten. Der „kleine Bruder“ des Goldes, der in den vergangenen Jahren einige Wertrückschläge hinnehmen musste, mausert sich nämlich zum Investment-Star des zweiten Halbjahres. Auf Dollarbasis hat Silber im August eine kleine Rallye hingelegt und sich von 27,66 Dollar zum Monatsanfang über die 30-Dollar-Marke katapultiert. Auch in Euro ist ein Anstieg zu beobachten – von 22,62 Euro stieg Silber auf aktuell 24,50 Euro.

Zwar ist Silber damit noch weit von historischen Höchstständen entfernt, doch Marktbeobachter vermuten eine Fortsetzung der silbernen Hausse. Fundamental spricht ein gewichtiger Grund für eine Silber-Stärke: Die industrielle Nachfrage steigt wegen des starken Wachstums im Elektrotechniksektor und in der Photovoltaik, parallel verzeichnen die ETFs starke Zuflüsse: Allein beim weltweit größten Silber-ETF, dem „iShares Silver Trust“, wurden die Bestände um gut 51 Tonnen erhöht und sind so groß wie seit Mai 2011 nicht mehr. Zudem hoffen viele Anleger auf die Wiederholung eines historischen Details: Als 1980 der große Goldbullenmarkt zu Ende ging, hat Silber seinen „großen“ Bruder regelrecht outperformt. Bereits jetzt geht die Gold/Silber-Ratio, also das Verhältnis zwischen Gold- und Silberpreis, zugunsten von Silber zurück. Jahrhundertelang lag der Wert bei 1:20 und derzeit bei 1:53. Sollte Silber – so wie es derzeit scheint – wieder auf stärkeres Interesse der Investoren treffen, könnte Silber leicht bei 60 Euro liegen.

Auch MP Edelmetalle beobachtet eine leicht steigende Nachfrage nach dem weißen Metall: „Silber scheint aktuell mit der spekulativen Euphorie um mögliche Signale für QE3 nach oben zu laufen“, sagt Sebastian Hoffmann, Leiter der Vertriebsabteilung von MP Edelmetalle. „Einige unserer Kunden rechnen wohl mit weiter steigenden Kursen und kaufen fleißig ein.“ Hoffman weist jedoch darauf hin, dass ein Run auf Silber noch nicht zu beobachten ist: „Andere Kunden sind zurückhaltend und haben die wirtschaftliche Abkühlung und damit eher fallende Kurse im Auge“, erklärt Hoffmann. Er glaubt, dass bereits am Wochenende, wenn sich die Zentralbanker in Jackson Hole getroffen haben, eine klare Richtung für Silber vorgegeben werden könnte. Derzeit werden bei MP Edelmetalle insbesondere die Silberunzen Maple Leaf und Philharmoniker verstärkt nachgefragt.

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