Marktbericht KW 33: Gold und Silber sind die Anlagegewinner des Monats

Wochenlang hat der Goldpreis mit der psychologisch wichtigen Marke von 1300 US-Dollar und 1000 Euro pro Feinunze gekämpft, mehrfach hatte er diese Grenze überwunden und war danach wieder abgestürzt. Die Preisregionen ließen sich offenbar nicht dauerhaft einnehmen – bis zum gestrigen Donnerstag, als nach einem eher verhaltenen Handelsstart am Nachmittag die Notierungen von Gold und Silber in die Höhe schossen. Am Ende des Tages stand ein sensationelles Plus von fünf Prozent bei Silber, Gold war über zwei Prozent nach oben geklettert. Sogar die wichtige Trendlinie bei 1350 US-Dollar wurde überschritten, sodass sich das Chartbild für Gold deutlich aufgehellt hat.

Doch woran lag der plötzliche Stimmungswechsel? Der Zeitpunkt für einen so starken Anstieg ist erstaunlich, wurden doch am Donnerstag gleich mehrere Nachrichten veröffentlicht, die früher den Goldpreis nach unten gedrückt hatten. Beispielsweise ist die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA fast auf ein Sechs-Jahres-Tief gefallen, was ein baldiges Ende der geldpolitischen Lockerungen wahrscheinlicher erscheinen lässt. Zwar sackten erwartungsgemäß auch die Aktienmärkte ab, Gold und Silber präsentierten sich jedoch mit Stärke. Offenbar wurde Donnerstag, als die Aktien einbrachen, die Nachfrage nach einem „sicheren Hafen“ wieder stärker, sodass die Anleger in Gold umgeschichtet hatten.

Überraschend war auch die Meldung, nach der sich der Hedgefonds-Manager und bekennende Gold-Fan John Paulson von der Hälfte seiner Gold-ETF-Anteile getrennt hat. Dies wurde nicht als Zeichen für ein Ende der Goldhausse verstanden, sondern vielmehr als Anlass zum Wiedereinstieg von Anlegern genutzt. Denn wenn Spekulanten wie Paulson kapitulieren, bewegt sich der Markt wieder in ruhigerem Fahrwasser und das Risiko starker Ausschläge der Goldpreise nach oben oder unten sinkt.

Der eigentliche Gewinner der vergangenen Tage ist allerdings „der kleine Bruder“ von Gold – Silber hat in den vergangenen acht Tagen einen Wertzuwachs von knapp 19 Prozent erfahren und ist damit einer der Anlagegewinner des laufenden Jahres. Die massive Zunahme der Silber-ETF-Bestände auf einen Rekordwert von fast 20.000 Tonnen macht deutlich, dass Silber als Anlageprodukt keinesfalls abgeschrieben ist, sondern ernst genommen werden sollte. Die Silber-ETFs legten seit Beginn der Woche um 674 Tonnen zu. Auch die Erholung der industriellen Nachfrage für Silber stützt den Silberpreis immer stärker.

Eine ähnliche Entwicklung vollzieht sich aktuell auch auf dem Markt für börsengehandelte Fonds auf Goldbasis – sinkt merklich, denn der Druck auf die ETF-Produkte nimmt ab. Der größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, stieg jüngst wieder an. Auch an der New York Commodities Exchange (COMEX) erholt sich der Goldpreis, die Netto-Long-Positionen wurden stark erhöht, dagegen wurden Short-Positionen geschlossen. Diese Daten sprechen für ein wachsendes Vertrauen der Großspekulanten in eine bullische Kursentwicklung.

Für den Goldpreis spricht aktuell vor allem die starke Nachfrage durch den chinesischen Goldmarkt. Die chinesische Goldnachfrage ist im ersten Halbjahr um 54 Prozent auf 706 Tonnen gestiegen. China wird in diesem Jahr voraussichtlich mehr Gold nachfragen als Indien. Währenddessen versucht die indische Regierung, den Goldmarkt weiter auszutrocknen. Die Maßnahmen befeuern allerdings andere Edelmetalle: Immer mehr Anleger steigen auf Silber um.

Knapp sechs Wochen vor der Bundestagwahl nimmt auch die Unsicherheit um die Griechenlandrettung wieder zu. Immer mehr politische Beobachter erwarten, dass kurz nach der Wahl ein neues Rettungsprogramm für Griechenland nötig wird. Immerhin hält die Bundesbank die Risiken des aktuellen Rettungsprogramms für „außergewöhnlich hoch“ und bezeichnet die Leistung der Athener Regierung als „kaum zufriedenstellend“, vermutet aber einen Nachschlag. Bislang haften die deutschen Steuerzahler mit insgesamt 95 Milliarden Euro für den ersten Rettungsfonds EFSF.

Die kommenden Wochen werden eine besondere Spannung auf dem Goldmarkt bereithalten – grundsätzlich sprechen weiterhin alle makroökonomischen Fakten für ein Gold-Engagement: Die Schuldenprobleme sind kurz vor der Wahl in Deutschland keinesfalls gelöst, die Lage insbesondere bei der Jugendarbeitslosigkeit in Europa verschärft sich von Monat zu Monat. Und die Geldpresse in Europa, den USA und Japan läuft auf Hochtouren. Die Schulden sollen also per Inflation einfach entwertet werden. Und die wichtige Widerstandsmarke bei 1339 US-Dollar ist weit überschritten, es eröffnen sich nun weite Spielräume nach oben. Die nächste Widerstandsmarke liegt bei 1525 US-Dollar, vorher müssten die Marken bei 1423 und 1487 US-Dollar überwunden werden. Und der Goldpreis entwickelt sich derzeit so gut, dass ein Anstieg auf 1400 US-Dollar kurz bevor stehen könnte.

Edelmetall-Investoren sollten in den kommenden Wochen aufmerksam die Marktentwicklung verfolgen und die verbleibende Zeit vor allem zum Ausbau ihrer Silbervorräte nutzen – viele Silbermünzen sind längst ausverkauft, weil die günstige Mehrwertsteuer auf Silbermünzen nur noch bis zum Jahresende gilt.

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