Marktbericht KW 30: Edelmetalle setzen Erholung fort

Nach vielen schmerzhaften Monaten mit immer neuen Preisrückschlägen bot die vergangene Woche einige erfreuliche Momente für Edelmetallhändler – wie bereits im letzten Marktbericht prognostiziert, hat Gold seine Erholung fortgesetzt und die wichtigen Marken von 1300 US-Dollar sowie 1000 Euro pro Feinunze nach oben durchbrochen. Allein am Montag hat Gold etwa drei Prozent an Wert hinzugewonnen – eine wohltuende Nachricht in Anbetracht der Horrormeldungen von Wertverlusten um 25 Prozent in diesem Jahr. Am heutigen Freitagmorgen notierte Gold bei etwa 1330 US-Dollar und damit satte 150 US-Dollar über dem Tiefpunkt, der bei etwa 1180 US-Dollar lag. Alle Anleger, die sich von dem vermeintlichen Ausverkauf beim Gold nicht verunsichern ließen und den Preisrutsch zum Nachkaufen genutzt hatten, sind nun die Anlagegewinner des Jahres.

Die Stimmung auf dem Edelmetallmarkt hat sich also nach immer neuen Hiobsbotschaften gelegt. Zwar gehen Analysten noch nicht von einer schnellen Rallye aus, doch die aktuelle Bodenbildung ist ein solides Fundament für einen starken Herbst – traditionell gilt nämlich die zweite Jahreshälfte als der Zeitraum mit der größten Goldnachfrage. Und der Anstieg über 1300 US-Dollar hat eine nicht zu unterschätzende psychologische Wirkung: Neben Privatkäufern sind inzwischen wieder verstärkt institutionelle Investoren am Goldmarkt tätig, insbesondere nach Überschreiten eines chart-technischen Widerstandes bei 1322 US-Dollar.

Die kommenden Wochen dürften eine besondere Spannung für Anleger bieten. Denn Experten rechnen mit einem sogenannten „Short-Squeeze“ beim Gold. Dabei sehen sich vor allem Leerverkäufer genötigt, größere Mengen Gold zu kaufen, um ihre offenen Positionen „glattzustellen“. Denn wenn nach den Leerverkäufen, die praktisch wie eine Wette auf einen sinkenden Goldpreis funktionieren, wider Erwarten der Goldpreis steigt, müssen die Leerverkäufer das „leerverkaufte“ Gold zurückkaufen, um ihre Verluste zu begrenzen. Und wenn viele Leerverkäufer gleichzeitig Gold kaufen, kann ein Nachfrageüberhang entstehen, was den Goldpreis nach oben treibt. Und nachdem das „Gold-Bashing“ zu den Anlage-Trends des Jahres gehört, wurden nach Zahlen der Zeitschrift „Der Aktionär“ mittlerweile satte 556 Tonnen Gold leerverkauft. Es könnte also eine Aufwärtsspirale beim Goldpreis bevorstehen, die eine neue Hausse im Herbst begünstigt.

Während sich der Goldpreis weiter erholt, nehmen die schlechten Nachrichten aus Europa zu – sogar der Internationale Währungsfonds traut der Euro-Zone nicht mehr und warnt nachdrücklich vor neuen „Verwerfungen an den Märkten“. Alarmierend ist besonders die Jugendarbeitslosigkeit in der Europäischen Union: In Griechenland sind 57,6 Prozent aller arbeitsfähigen Menschen zwischen 15 und 24 ohne Job, in Spanien liegt der Wert bei 55,6 Prozent – beide Länder bieten ihrem Nachwuchs also praktisch keine Perspektive mehr. Auch in Portugal, Italien und Irland ist die Lage dramatisch, hier liegen die Arbeitslosenquoten in der Gruppe der Jugendlichen jeweils über 30 Prozent.

Neben der Jugendarbeitslosigkeit hat sich auch die Staatsverschuldung als verlässliches Fieberthermometer für die Finanzkrise herausgestellt – und auch bei diesem Wert sind keine erfreulichen Beobachtungen zu machen. Griechenland ächzt aktuell unter einer Schuldenlast von 160,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, auch das ökonomische Schwergewicht Italien häuft immer mehr Schulden an und liegt derzeit bei 130,3 Prozent des BIP. Noch schlimmere Schuldensünder sind Portugal und Irland, die Defizite beider Länder sind so stark gestiegen wie in keinem anderen Land. Innerhalb von nur einem Jahr hat beispielsweise Portugal seinen Schuldenstand um 15 Prozentpunkte auf 127 Prozent gesteigert, in Irland ist die Schuldenlast sogar um 18 Prozentpunkte auf 125 Prozent gestiegen.

Vor diesem Hintergrund ist die Einschätzung des Internationalen Währungsfonds kaum verwunderlich – der IWF hat die Europäische Zentralbank unlängst aufgefordert, die Geldpolitik weiter zu lockern und den Leitzins weiter zu senken. Ansonsten sei eine jahrelange wirtschaftliche Stagnation unvermeidlich. Der IWF kritisiert vor allem, dass die Kreditkosten im Privatsektor der Peripherie weiterhin hoch sind, vor allem für kleine Firmen. Im Klartext: Das billige Geld kommt nicht dort an, wo es besonders dringend gebraucht wird. Die Einschätzung des IWF nähert also auch die Vermutung, dass das Zentralbankgeld zu Niedrigzinsen vor allem in großen Banken hängen bleibt und – etwas plakativ gesprochen – zum Zocken auf den Aktienmärkten genutzt wird. Immerhin steigen die Aktienindizes weiterhin munter an, obwohl sich nirgendwo in der Welt die Konjunktur wirklich stark entwickelt.

Bei MP Edelmetalle ist derzeit wieder eine verstärkte Nachfrage nach Edelmetallen zu beobachten, neben Gold rückt dabei auch Silber wieder in den Fokus der Anleger. Immerhin können sie nur noch fünf Monate von der niedrigen Mehrwertsteuer bei Silber profitieren, ab dem neuen Jahr wird auch auf Silbermünzen ein Steuersatz von 19 Prozent erhoben. Auf dem Silbermarkt deuten sich bereits Angebotsengpässe an, nachdem vor allem in Indien die Silbernachfrage explodiert ist – bereits jetzt wurde mehr Silber verkauft als im gesamten Jahr 2012. Denn Silber wird wegen der staatlichen Repressionen gegen Goldkäufer als Ersatz-Anlageprodukt verstanden und entsprechend massenhaft gekauft. Investoren sollten also die verbleibende Zeit bis zum Jahresende nutzen, um ihre Silberbestände auszubauen.

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