Marktbericht KW 3: Griechenland-Rettung sorgt für den ersten Tabubruch des Jahres

Der Goldpreis hat sich im neuen Jahr oberhalb der Marke von 900 Euro pro Feinunze stabilisiert, auf Dollar-Basis ist nun ein Überschreiten der 1250er-Marke nötig, um ein charttechnisches Signal zu senden. Die Zeichen hierfür stehen gut – vor allem aus der Euro-Zone kommen ernüchternde Neuigkeiten. So hatten bislang alle führenden Spitzenpolitiker ein drittes Hilfspaket für Griechenland kategorisch ausgeschlossen – inzwischen bereitet Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Öffentlichkeit auf unangenehme Neuigkeiten vor: Er hat Griechenland weitere Hilfe in Aussicht gestellt, wenn es sich an alle Verabredungen hält und seinen Reformprozess fortsetzt. Zwar soll die Summe laut Schäuble „viel kleiner“ sein als bei den früheren Rettungspaketen, allerdings müsste Griechenland erst einmal die fälligen Verpflichtungen erfüllen: „Sie müssen ihre strukturellen Reformen fortsetzen und die Verabredungen einhalten.“ Bereits Mitte 2014 endet das zweite Hilfsprogramm für Griechenland, eine Finanzierungslücke von mindestens elf Milliarden Euro ist bereits jetzt absehbar. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass der griechische Ministerpräsident Antonis Samaras weiterhin bekräftigt, sein Land ohne fremde Hilfe aus der Krise zu führen.

Auch in den USA dürfte es in den kommenden Wochen wieder spannend werden. Zwar haben sich die USA eine kurze Verschnaufpause im ständigen Kampf mit ihrem Schuldenberg verschafft. Allerdings wurden viele ursprünglich geplante Kürzungen – allein im Pentagon ist von rund 20 Milliarden Dollar (14,6 Milliarden Euro) die Rede – zurückgenommen. Und das Schuldenproblem der USA ist keinesfalls gelöst – bereits am 7. Februar könnten die USA wieder zahlungsunfähig sein, bis dahin muss eine Erhöhung des Schuldenlimits beschlossen sein. Nach dem Überschreiten der Marke von 17 Billionen Dollar im Oktober wurde das Schuldenlimit ausgesetzt. Unterdessen warnen immer mehr Analysten vor der nächsten Immobilienblase. Auch die Arbeitslosenstatistik fällt dramatischer aus als bislang dargestellt: Millionen Menschen im arbeitsfähigen Alter haben sich aus dem Erwerbsleben verabschiedet, die Erwerbsbeteiligung liegt so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Und die weiteren fundamentale Daten lassen nichts Gutes erahnen: Das Haushaltsdefizit liegt immer noch um die sechs Prozent, die Staatsschulden bei über hundert Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Mit Vorsicht genießen sollten Anleger das neuerliche Störfeuer von Goldman Sachs. Das Investmenthaus sieht das Edelmetall weiter auf dem absteigenden Ast, die Prognose für Gold wurde abermals gesenkt – bis zum Jahresende auf 1050 US-Dollar pro Feinunze. Eine zunehmende Inflation steht laut Goldman Sachs nicht bevor, die Wirtschaft werde sich dagegen weiter erholen. Allerdings hat Goldman Sachs mehrfach den Goldpreis durch medienwirksame Abgesänge gedrückt – und dann im großen Stil auf dem Goldmarkt zugegriffen. So bleibt der Verdacht, dass die Gold-Kritik lediglich den Preis zum Nachkauf drücken soll.

Unter Beschuss stand zuletzt die Deutsche Bundesbank: Ursprünglich wurde zu dem jüngsten Rücktransport von Gold aus den USA mitgeteilt, dass die Goldbarren teilweise von einer „Sicherheitsfirma“ eingeschmolzen und per Flugzeug und Lastkraftwagen nach Frankfurt am Main verbracht worden sein sollten. Im Januar legte die Bundesbank nach deutlicher Kritik ihre Darstellung und erklärte, dass es sich bei den „bislang überführten Goldbarren um die Originalbarren gehandelt“ habe. Inzwischen kam die Rolle rückwärts: Es seien vereinzelt Barren eingeschmolzen worden, was lediglich mit dem GD-Standard zusammen (London Good Delivery) hängt.

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