Marktbericht KW 3 – Edelmetalle wieder im Aufwind, deutsches Gold auf dem Weg zurück nach Hause

Nachdem im vergangenen Jahr (mal wieder) ein Aufschrei durch die deutsche Medienlandschaft gegangen war, ist es ruhig geworden um die deutschen Goldreserven, die im Ausland lagern. Doch offenbar ist inzwischen auch die Deutsche Bundesbank von ihrem Lagerungskonzept nicht mehr überzeugt: Bis 2020 soll die Hälfte des Deutschen Goldes im Wert von rund 700 Milliarden Euro zurück nach Deutschland geholt werden.

Die Informationslage rund um das deutsche Gold mutet durchaus kurios an und gab Anlass zum Handeln: Offiziell war gar nicht klar, wo das deutsche Gold überall lagert. Immer wieder ist zu hören, dass der weit überwiegende Teil bei der Federal Reserve Bank in New York gelagert ist. Der Buchautor Dimitri Speck hat auf Grundlage von Quellen des deutschen Nachrichtenmagazins „Stern“, der FED sowie der Bundesbank errechnet, dass etwa 66 Prozent der Goldreserven in New York, 21 Prozent in London, 8 Prozent in Paris und lediglich 5 Prozent in den Goldspeichern der Deutschen Bank in Mainz und Frankfurt liegen sollen.

Und diese Lagerpolitik stieß den Kritikern übel auf. Immerhin hat die US-Notenbank die Lagerstätte in Manhattan für 60 Nationen geöffnet, insgesamt 550.000 Barren sollen dort verwahrt werden – die Initiative kritisiert auf ihrer Internetseite die „völlig intransparente Lagerung der Goldbestände in ausländischen Lagern mit unklarer Eigentümerstruktur“. Zudem sei ein physischer Voll-Audit mit öffentlichem Bericht und Bilanzierung nach geltendem kaufmännischem Recht überfällig. Die größte Sorge: Im Krisen- oder Kriegsfall könnte das deutsche Gold von fremden Mächten abgegriffen werden. Vor ähnlichen Gedanken dürfte auch Otto Normalverbraucher stehen.

Tatsächlich stellt sich die Frage, warum deutsche Goldreserven überhaupt in aller Welt verstreut sind. Ein Blick in die jüngere Geschichte verschafft Klarheit: Als die deutsche Außenwirtschaft in den Fünfziger und Sechziger Jahren boomte, nahm die Bundesrepublik als Bezahlung für Ihre Güter auch Goldreserven von anderen Ländern an – besser gesagt: Der Besitz von Gold, welches bereits in den Tresoren lagerte, wurde der deutschen Bundesbank überschrieben. Zudem sind Bau und Lagerung einer geeigneten Goldlagerstätte mit hohen Kosten verbunden.

Die Diskussion um das deutsche Gold bringt auch für Privatanleger so manche Lehre mit sich und macht deutlich, warum sich so viele Anleger für eine Lagerung ihres Goldes in den eigenen vier Wänden entscheiden. Zudem dürften die Meldungen um den Rücktransport der Goldreserven auch einen gewissen Werbeeffekt haben: Nachdem es in den letzten Wochen etwas ruhig um den Edelmetallmarkt geworden ist, rückt der goldene Krisenschutz wieder in den Fokus – dies ist bereits jetzt an steigenden Preisen für Gold und Silber zu erkennen.

Die Edelmetallpreise sind endlich wieder im Aufwind – Gold und Silber konnten in den vergangenen Tagen einen weiteren Teil der schmerzhaften Verluste vom Jahresende wieder ausgleichen. Unterstützt wird der Goldpreis weiterhin durch starke Zukäufe von Zentralbanken in aller Welt – das Rekordjahr 2012 könnte sogar noch übertroffen werden. Von 2011 zu 2012 hatten die Käufe bereits um 17 Prozent zugenommen.

Währenddessen machen aktuelle Meldungen aus Griechenland deutlich, wie wertvoll das Vertrauen in die Sparanstrengungen des ständigen Pleitekandidaten wirklich ist: Während am Mittwoch neue Hilfsgelder vom IWF freigegeben wurden, äußert sich die deutsche Bundesregierung unzufrieden über den Verlauf der Privatisierung von Staatsbesitz in Griechenland geäußert. Obwohl die Privatisierung eine Bedingung für die Auszahlung neuer Rettungsmilliarden war, hat Griechenland nach Zahlen der EU-Kommission im vergangenen Jahr lediglich 100 Millionen Euro aus Privatisierungen umgesetzt – anvisiert waren 15 Milliarden Euro. Bis 2016 sollen anstatt der geplanten 50 Milliarden Euro nur noch 8,5 Milliarden Euro erlöst werden.

Trotzdem geht die griechische Traumtänzerei weiter, wie Finanzminister Yannis Stournaras am Donnerstag bewies: Ein Ende der jahrelangen Rezession stehe bevor, orakelte der Minister. Die deutsche Bundesregierung hat eine andere Einschätzung: Sowohl die politischen Unsicherheiten in Griechenland im vergangenen Jahr als auch die dauerhaft stockende Umsetzung des Spar- und Reformprogramms werden „ein ganz wesentlicher Faktor“ für eine noch schlechtere Entwicklung der griechischen Wirtschaft sein.

In den nächsten Tagen dürfte vor allem die Unsicherheit um eine Lösung im US-Haushaltskonflikt die Edelmetallpreise weiter befeuern – den USA stehen eine Wirtschaftskrise und ein regelrechtes Finanzchaos bevor, kündigte US-Präsident Barack Obama höchstpersönlich an. Eine Anhebung der Schuldenobergrenze, die von den Republikanern bislang kategorisch abgelehnt wird, ist nach Angaben des US-Präsidenten unausweichlich. Die Gegenseite stemmt sich dennoch gegen diesen Schritt und verlangt Ausgabenkürzungen, die der US-Präsident seinerseits ablehnt. Die Situation ist festgefahren, die Stimmung an den Aktienmärkten ist von Unsicherheit geprägt. Immerhin sind die Erinnerungen an den Sommer 2011, als der Haushalsstreit für eine Herabstufung der Bonität der USA sowie für starke Verwerfungen an den Finanzmärkten sorgte, noch nicht verblasst.

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