Marktbericht KW 25: Warum die Angst vor dem FED-Schreckgespenst vergeht

In den vergangenen Monaten blickten die meisten Edelmetall-Anleger angsterfüllt nach Washington, wenn die FED-Spitze über den weiteren geldpolitischen Kurs informierte. Die schrittweise Rücknahme der Ankäufe von Staatsanleihen hatte die Aktienmärkte beflügelt und den Goldpreis gedrückt, denn mit der Reduzierung der Konjunkturhilfen wurde stets die Hoffnung auf eine anziehende Konjunktur verbunden. Doch inzwischen steht fest: Die US-Wirtschaft hat sich keinesfalls so stark erholt wie vermutet. Und die Nullzinsen werden noch lange auf Sparvermögen der Bürger lasten.

So war es dann auch keine Überraschung, dass sich der Goldpreis von der jüngsten Reduktion der Anleihekäufe beeindrucken ließ. Am Mittwoch hatte die FED angekündigt, ihre Geldspritzen weiter zu drosseln und zehn Milliarden Dollar pro Monat weniger in die Märkte zu pumpen. Somit kauft die FED inzwischen nur noch Staatsanleihen und Hypotheken-Papieren im Umfang von 35 Milliarden Dollar pro Monat. Der Leitzins wurde auf 0 bis 0,25 Prozent belassen, eine klare Aussage bezüglich der Zinsprognosen für das Jahr 2015 gab es nicht. Die FED werde den Zins flexibel an Konjunktur und Inflation anpassen, hieß es am Mittwoch in Washington.

Und hier ist eine entscheidende Botschaft für Goldbesitzer herauszulesen. Denn die FED selbst rechnet inzwischen nicht mehr mit einem starken Wirtschaftswachstum, sie hat ihre Prognose auf 2,3 Prozent für das Jahr 2014 reduziert. Im März hatte sie noch mit bis zu drei Prozent gerechnet. Damit folgt die FED der Einschätzung des Internationalen Währungsfonds, der ein paar Tage zuvor vorgeprescht war: Die Wirtschaftsleistung soll dem IWF zufolge in diesem Jahr nur noch um 2,0 Prozent steigen, erwartet wurden mindestens 2,8 Prozent. Auch langfristig schätzt der IWF das Wachstum eher mittelmäßig bei zwei Prozent und damit unter den bisher erwarteten Werten ein. Der IWF fordert die US-Regierung auf, endlich zu handeln und neue Anreize zu schaffen, um die Konjunktur zu beleben.

Die Aussicht auf einen Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik lastet also inzwischen nicht mehr auf dem Goldpreis – Gold hat bei der Marke von 1250 Dollar offenbar einen Boden gefunden, die Spekulationen haben abgenommen, die Preisschwankungen ebenfalls. Allein in der vergangenen Woche hat das gelbe Metall rund drei Prozent an Wert gut gemacht. Währenddessen hat sich der DAX unterhalb der Marke von 10.000 Punkten festgesetzt und kann die „magische“ Marke nicht überwinden. Von dem großen Kursfeuerwerk an den Aktienmärkten ist also nichts zu spüren – und solange die Zinsen in den USA niedrig bleiben, gibt es keinen plausiblen Grund für eine Abkehr vom „sicheren Hafen“. Immerhin greifen auch die asiatischen Schwellenländer-Riesen China und Indien weiter zu beim Gold. Dank einer Belebung der Nachfrage in Indien und China sowie der Investmentnachfrage im Westen sollte Gold, wie gerade erst die Commerzbank prognostizierte wieder zulegen – und die Kursgewinne der vergangenen Wochen sind ein erster Vorgeschmack auf das, was im der zweiten Jahreshälfte bevor stehen könnte.

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