Marktbericht KW 21: Regierungswechsel in Indien beflügelt den Goldpreis

Gute Nachrichten für Goldbesitzer: In der Eurozone sind keine überraschenden Goldverkäufe der Zentralbanken mehr zu erwarten. Die staatlichen Geldhäuser der Eurozone sowie die Schweiz und Schweden haben sich darauf geeinigt, keine größeren Goldverkäufe in den nächsten Jahren umzusetzen. Entsprechende Gerüchte, zuletzt rund um eine mögliche Zypern-Pleite, hatten den Goldpreis unter Druck gesetzt. Ein Abkommen, welches eine Koordination der Goldtransaktionen vorsieht, wurde nun verändert. Die rund 10.000 Tonnen Gold der Eurozone bleiben also dauerhaft in den Tresoren der Zentralbanken. Das Abkommen wurde erstmals 1999 geschlossen, davor wurden Goldverkäufe gern zur Stabilisierung der Staatshaushalte genutzt.

Aktuelle Zahlen belegen überdies, dass die Staatsbanken weiterhin zu den Nettokäufern von Gold gehören, vor allem asiatische Notenbanken greifen tonnenweise zu. Zentralbanken in aller Welt haben im ersten Quartal dieses Jahres rund 122 Tonnen Gold gekauft, im letzten Quartal des Jahres 2013 waren es rund 44 Prozent weniger. Etwa 18 Prozent der gesamten Goldmenge weltweit gehen inzwischen auf das Konto von Zentralbanken, Tendenz weiter steigend.

Indien, bis zu diesem Jahr der wichtigste Abnehmer von Gold auf dem Weltmarkt, bereitet sein Comeback an die Spitze des Goldmarktes vor. Die neue indische Regierung unter Narendra Modi dürfte die strengen Einfuhrbeschränkungen für Gold aufheben. Modi ist durchaus umstritten, wird jedoch von vielen Indern für das Wirtschaftswunder in seinem Heimatbundesstaat verehrt. Jetzt steht die massive Regulierung des Goldmarktes mit einer Einfuhrsteuer von zehn Prozent und einem Goldimportverbot durch Private auf der Kippe. Im vergangenen Jahr waren die Goldimporte nach Indien von 845 auf 650 Tonnen gesunken – Gold ist inzwischen Mangelware in einem Land, in dem das gelbe Metall auf keiner Hochzeit fehlen darf.

Fünf Monate nach dem Jahresbeginn ist eine positive Zwischenbilanz rund um Gold durchaus angebracht. Der Wert des Metalls ist im Jahr 2014 um etwa acht Prozent gestiegen, der Anstieg resultiert neben der starken Nachfrage aus Indien und China vor allem aus der Ukraine-Krise, die den Bedarf nach sicheren Anlageformen steigen lässt. In Japan ist vor der angekündigten Mehrwertsteuer-Erhöhung am 1. April die Goldnachfrage auf das Fünffache gestiegen. China soll nach Einschätzung des World Gold Council in diesem Jahr eine Nachfrage von 1350 Tonnen generieren, vor allem die wachsende Mittelschicht sichert sich das Gold, welches in Westeuropa von unsicheren Investoren zu billigen Preisen aus der Hand gegeben wird.

Derzeit steht bei Gold allerdings noch eine Bodenbildung an. Mehrfach hat Gold die Marke von 1.300 Dollar angegriffen und ist an dieser Grenze nach unten abgeprallt. Die Unterstützung bei rund 1.270 Dollar hält jedoch weiterhin, Stoppkurse liegen im Bereich von 1.250 Dollar. Die Privatinvestoren von der Comex sind jedoch praktisch ausnahmslos verschwunden, die unsicheren Hände haben den Markt also verlassen. Und die vermeintliche Goldpreismanipulation steht viel stärker im Fokus der Öffentlichkeit – bei Preisrückschlägen in den vergangenen Monaten haben sich die meisten Anleger nicht mehr verunsichern lassen.

Und nicht nur Privatanleger halten Gold die Treue, auch leidgeprüfte Goldfans wie der Milliardär und Hedgefonds-Manager John Paulson bleiben bei ihrer Strategie. Paulson hält als größter Investor beim börsennotierten SPDR Gold Trust die Rekordzahl von 10,23 Millionen Anteilen und hat seine Anteile nicht verändert. Der eigentliche Gold-Skeptiker George Soros hat seine Position im Goldbereich sogar aufgestockt und bei Barrick Gold weiter zugekauft sowie das Engagement in Goldminen-ETFs erhöht.

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