Marktbericht KW 2 – Ein Ende des billigen Geldes? Warum das FED-Störfeuer schnell verpufft ist

Das neue Jahr ist erst wenige Tage alt – und schon jetzt gehören Gold und Silber zu den Investment-Gewinnern im Jahr 2013. Am Mittwochabend rangierte das gelbe Metall bei etwa 1270 Euro, Silber lag bei 23 Euro. Nach einem starken Start mit Zuwächsen von mehreren Prozent konnten die Edelmetalle die Verluste der letzten Tage in kürzester Zeit wieder ausgleichen – allerdings machte die erste Handelswoche abermals deutlich, dass Investoren einen langen Atem und viel Geduld benötigen.

Denn nur kurz nach dem furiosen Jahresstart war Gold tief ins Minus gerutscht. Auslöser für die Schwäche war die erste Sitzung des Offenmarktausschusses der US-Notenbank FED. Dort wurde über ein frühzeitiges Ende des „QE3“, also der geldpolitischen Lockerung mit Niedrigzinsen und umfangreichen Staatsanleihekäufen, diskutiert. Eine Begründung für eine mögliche Einstellung der Stützaktionen zum Jahresende wurde nicht geliefert. Am Freitag rutschte Gold auf etwa 1.625 US-Dollar ab und markierte damit ein Viermonatstief. Was als Kurswechsel verkauft wurde, darf eher als Ablenkungsmanöver verstanden werden. Geldpolitische Lockerungen werden auch 2013 weiter in Mode kommen – das zeigen die aktiven Bemühungen der japanischen Notenbank, die eine stärkere Inflation forciert. Die Meldungen aus den USA sind vor allem auch deshalb kurios, weil der FED-Offenmarktausschuss erst bei seiner Sitzung am 12. Dezember beschlossen hatte, zusätzliche Anleihekäufe im Umfang von 45 Milliarden US-Dollar pro Monat zu tätigen.

Die Wende kam dann auch in kürzester Zeit, als die US-Arbeitsmarktzahlen veröffentlicht wurden und deutlich machten, dass eine Trendwende auf dem US-Arbeitsmarkt nicht zu erwarte ist. So kamen neue Hoffnungen auf, dass die Zinswende der FED doch nicht so schnell kommt wie befürchtet. Der dauerhaft desaströse Zustand des Arbeitsmarktes in den USA wird dafür sorgen, dass es zur Politik des billigen Geldes praktisch keine Alternative gibt. Noch vor wenigen Wochen war eine Ausdehnung von „QE3“ im Gespräch, das vergangene Jahr hat überdies gezeigt: Die Fristen zwischen den einzelnen Finanzspritzen der FED werden immer kürzer. Und an den negativen Realzinsen hat sich ebenfalls nichts geändert.

In Anbetracht der FED-Diskussionen wurden einige Fakten überhört, die für einen steigenden Goldpreis sprechen: Denn während auf dem Edelmetallmarkt mal wieder Crash-Laune verbreitet wurde, meldete die Goldbörse Shanghai ein Handelsvolumen in Rekordhöhe gemeldet – die rund 20.000 Kilogramm Gold, die an einem einzigen Tag gehandelt wurden, entsprechen mehr als dem Vierfachen des durchschnittlichen Handelsvolumens des letzten Jahres. Die niedrigen Preise wurden von langfristig orientieren Anlegern offenbar als Einladung zum Ausbau ihrer Bestände verstanden haben. Zudem sorgt das chinesische Neujahrsfest für zusätzliche Goldkäufer. Das Reich der Mitte bestätigt damit alle Prognosen, nachdenken ein mögliches Abklingen der Nachfrage aus Indien durch die Goldkäufe aus China mehr als ausgeglichen wird.

Und nicht nur die Notenbanken in aller Welt decken sich weiterhin munter mit Gold ein, vor allem Otto Normalverbraucher greift beim gelben Metall zu. Das macht eine erstaunliche Zahl aus den USA deutlich: Anfang Januar wurden Goldmünzen im Umfang von 65,5 Tausend Unzen verkauft – ein entsprechender Umsatz wurde im vergangenen Januar erst zur Monatsmitte erreicht. Offenbar treffen die US-Amerikaner bereits jetzt Vorkehrungen für das Scheitern der Etatverhandlungen ihrer Regierung, die bereits im Februar anstehen. Hier wird die Crash-Gefahr immer größer – bereits jetzt hat US-Präsident Barack Obama deutlich gemacht, dass eine Anhebung der Schuldenobergrenze unvermeidlich und unverhandelbar ist.

Investoren sollten zu Jahresbeginn neben Gold vor allem die Kursentwicklung beim Silber beobachten – nicht zuletzt, weil das letzte Jahr der niedrigen Mehrwert-Besteuerung des weißen Metalls angebrochen ist. Wenn die Konjunktur, wie von mehreren Wirtschaftsforschungsinstituten übereinstimmend prognostiziert, in diesem Jahr gestärkt wird, dürfte vor allem die Nachfrage von Silber in der Industrie steigen. Die Chancen, dass Silber in diesem Jahr – so wie auch schon 2012 – die Wertentwicklung beim Gold übertreffen kann, stehen gut. Schon jetzt nimmt auf Investorenseite die Nachfrage nach Silber zu – die Erkenntnis, dass zu einem soliden und wachstumsträchtigen Edelmetalldepot nicht nur Gold dazu gehört, verbreitet sich immer stärker.

Wie dramatisch der Kampf der größten Wirtschaftsmacht der Welt gegen den Bankrott inzwischen geworden ist, zeigt ein Vorschlag, der irgendwo zwischen „kreativ“ und „tragisch“ einzuordnen ist – die Prägung einer Platinmünze mit einem Nennwert von einer Billion US-Dollar. Diese Münze, so der Plan, könnte bei der FED als Sicherheit für neue Dollarbanknoten hinterlegt werden. Diskutiert wurde die Idee unter anderem von dem renommierten Ökonomen Paul Krugman. Was rein juristisch durchaus möglich ist, praktisch aber wohl nur ein Gedankenspiel sein dürfte, macht dennoch die Lage der USA deutlich. Denn eine solche Billionen-Dollar-Münze dürfte kaum als ernsthafte Sicherheit durchgehen – so müssen sich Demokraten und Republikaner schon in wenigen Wochen zusammenraufen, doch ein Kompromiss wird immer unwahrscheinlicher. Was folgen könnte, war bereits im Vorjahr eindrucksvoll zu beobachten: Ein Entzug der höchsten Bonitätsnote – und ein Erdbeben an den Aktienmärkten. Wer in einer solchen Situation mit Gold und Silber vorgesorgt hat, wird dieses Erdbeben unbeschadet überstehen.

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