Marktbericht KW 17: Kein Ende der Krim-Krise in Sicht

Lange Zeit hat sich Europa fiskalpolitisch – zumindest ein bisschen – von den USA und China abgegrenzt. Doch nun steht ein echter Tabubruch bevor, ein mögliches Anleihekaufprogramm der Europäischen Zentralbank wird offen diskutiert. Und EZB-Chef Mario Draghi setzt in der vergangenen Woche noch einen drauf: Das Ankaufsprogramm könnte prinzipiell unbegrenzt sein. Derzeit sehen die Pläne der EZB offenbar einen ersten Versuch mit einem Umfang von bis zu einer Billion Euro vor, danach könnte jedoch weitere Anleihekaufprogramme folgen. Die EZB will notfalls auch mit unkonventionellen Maßnahmen gegen eine zu lange Phase niedriger Inflation vorgehen. Sie will mit einem Anleihekaufprogramm die langfristigen Zinsen senken sowie Investitionen und Konsum anregen. Vor einem Anleihekaufprogramm könnte allerdings Leitzinssenkung auf 0,15 Prozent mit einem negativen Einlagenzins für Banken in Höhe von minus 0,1 Prozent bevorstehen. Sparer müssen also weiterhin mit einer realen Teil-Enteignung ihres Vermögens leben.

Der Goldpreis konnte in den vergangenen Tagen von den politischen Spannungen in der Ukraine nicht profitieren. Er ist inzwischen sieben Handelstage in Folge gefallen. Die 200-Tage-Linie, eine wichtige charttechnische Unterstützungslinie, konnte am Anfang dieser Woche nicht verteidigt werden. Obwohl sich die Lage in der Ukraine verschärft, fließen erneut Einlagen aus dem weltgrößten Gold-ETF, dem SPDL Gold Trust, ab. Allerdings soll die Nachfrage aus China den Goldpreis dauerhaft stützen, laut World Gold Council soll es bis 2017 zu einem Nachfrageanstieg nach Gold aus China um 25 Prozent kommen. Auch die lockere Geldpolitik der US-Notenbank sowie der FED spricht für das gelbe Metall. Wenn sich die Krise in der Ukraine weiter verschärft – und danach sieht es nach den russischen Drohgebärden durchaus aus – wird der „sichere Hafen“ Gold wieder an Bedeutung gewinnen. Von einer Entspannung ist die Ukraine weit entfernt – die Ost-Ukraine wird von bewaffneten Protesten und Besetzungen von öffentlichen Gebäuden erschüttert. Wladimir Putin denkt inzwischen auch offen über Hilfe nach, westliche Regierungen warnen vor einem Einmarsch in das Nachbarland gewarnt. Weil die Ukraine eine wichtige Durchgangsstation für Ölexporte in den Westen und Russland einer der größten Energieproduzenten der Welt ist, hat der Konflikt direkte Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.

In dieser Woche wurden neue Zahlen zu einer vermeintlichen Erholung in der Euro-Krise bekannt – und diese deuten darauf hin, dass die Misere noch lange nicht vorbei ist. Das Defizit von Frankreich liegt inzwischen bei 94,2 Prozent, bis 2017 könnte die 100-Prozent-Marke geknackt werden. Die Schuldenquote Italiens soll in diesem Jahr auf knapp 135 Prozent nach oben springen, nachdem sie 2013 noch bei 132 Prozent lag. Der Schuldendienst der Südstaaten beläuft sich insgesamt auf bis zu 130 Milliarden Euro – diese Kosten fallen an, um die Zinslast zu bedienen, die auf die Staatshaushalte drückt. Portugal gibt für den Schuldendienst inzwischen sogar mehr Geld aus als für Bildung, die Zinszahlungen haben inzwischen das Volumen der Aufwendungen für das Gesundheitssystem erreicht.
Charttechnisch ist derzeit eine spannende Richtungsentscheidung auf dem Edelmetallmarkt zu beobachten. Der Goldpreis steht seit Wochen zwischen dem „goldenen Kreuz“ und dem „Todeskreuz“. Beide Formationen nehmen den 50-Tage-Trend in den Blick genommen – wenn diese den langfristigen 200-Tage-Trend positiv nach oben überwindet, liegt ein „goldenes Kreuz“ vor. Bei negativer Entwicklung ist dagegen von einem „Todeskreuz“ die Rede. Handelsprogramme richten sich nach diesen Formationen und lösen Verkaufssignale aus. Das goldene Kreuz wurde bereits mehrfach erreicht. Rückenwind hat der Goldpreis durch die Klarstellung der US-Notenbank FED bekommen, die deutlich gemacht hat, dass eine Zinswende auf mittlere Sicht nicht bevorsteht. Auch die Eskalation im Ukraine-Konflikt sorgt dafür, dass die Nachfrage nach dem „sicheren Hafen“ wieder zunimmt. Allerdings gibt es immer wieder Rückschläge. In den nächsten Wochen sollte sich zeigen, ob das „goldene Kreuz“ dauerhaft Bestand hat oder schon bald vom „Todeskreuz“ gebrochen wird.

Edelmetall-Investoren sollten insbesondere die Krim-Krise sowie die weiteren Schritte der US-Notenbank im Blick behalten. Beide Faktoren könnten den Goldpreis schnell nach oben katapultieren. Auch MP Edelmetalle beobachtet eine gesteigerte Nervosität auf den Aktienmärkten und ein stärkeres Interesse an Gold und Silber, denn die aktuellen Kurse werden von vielen Investoren als attraktives Einstiegsniveau verstanden.

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