Marktbericht KW 15: Griechenland-Auktion: Finanzmärkte stürzen sich auf Pleite-Papiere

Wochenlang hatte Griechenland die Rückkehr an die Finanzmärkte angekündigt – und was bei vielen Marktbeobachtern lange als Witz galt, ist nun eingetreten: Die Schuldscheine des Pleitestaates sind der Anlagerenner des Jahres. Mehrfach überzeichnet seien die Papiere, heißt es in Athen, die Anleger gaben sich sogar mit deutlich weniger Zinsen als ursprünglich angenommen zufrieden. Der Run auf griechische Staatsanleihen ist erstaunlich, denn die Situation des Krisenlandes ist dramatischer als noch im Jahr 2010. Das Bruttoinlandsprodukt ist von rund 230 auf etwa 180 Milliarden Euro geschrumpft, Tendenz weiter fallend. Die Arbeitslosigkeit dürfte hingegen nicht von ihrem derzeitigen Niveau bei 27 Prozent fallen, vor der Krise lag die Arbeitslosigkeit noch bei der Hälfte. Die Staatsverschuldung ist trotz Schuldenschnitt von 120 auf 177 Prozent des Bruttoinlandsprodukts explodiert. Die Griechen haben von 2010 bis 2014 ihren Schuldenstand von 300 auf 320 Milliarden Euro erhöht – und das, obwohl ihnen im Jahr 2012 etwa 100 Milliarden Euro erlassen wurden. Für Anleger macht das Investment in Griechenland trotzdem Sinn: Sie profitieren von hohen Renditen, zudem sind die Papiere praktisch mit einer deutschen Staatsgarantie ausgestattet. Denn Bundeskanzlerin Angela Merkel höchstpersönlich hatte 2012 versprochen, dass private Investoren kein zweites Mal für Griechenland zur Kasse gebeten werden.

Nachdem China jahrelang der Renditebringer schlechthin auch für deutsche Anleger war und viele Investoren ihr Geld von Gold in chinesische Fonds oder Unternehmenspapiere gesteckt hatten, nehmen nun die Stimmen zu, die einen Kollaps der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt warnen. Der Immobiliensektor, eine hohe private Verschuldung und die grassierende Korruption lasten auf der chinesischen Wirtschaft. Von zweistelligen Zuwachsraten werden sich Investoren wohl verabschieden müssen, sogar die Regierung rechnet nur noch mit einem bescheidenen Wachstum von 7,5 Prozent. Die vermeintliche Lösung – Binnenkonsum statt Exportstärke – werde China nicht verkraften, glauben zumindest die Kritiker. Manche Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Schulden von Verbrauchern und Privatunternehmen schon jetzt doppelt so groß sind wie die Wirtschaftsleistung des Landes.

Auch auf den Aktienmärkten nehmen die Crash-Sorgen zu: Nach bekannten Investoren wie Jeremy Grantham oder Marc Faber hat sich nun ein weiterer Anleger zu Wort gemeldet, dessen Wort in der Welt der Aktien großes Gewicht besitzt: Warren Buffett soll sich übereinstimmenden Medienberichten zufolge auf einen Rückschlag bei den Kursen wappnen. Andere Investoren wie Jeremy Grantham, der Mitgründer und Chef-Stratege des US-Investmenthauses GMO, haben bereits das Investment von Kundengeldern in Aktien eingestellt. Die Ursache für die wackeligen Aktienkursen liegt seiner Prognose zufolge bei der US-Notenbank Fed und anderen Zentralbanken in der Welt, die alle verfügbaren Schulden aufgenommen und es dann in ihre Bilanzen gesteckt haben.

Nach dem guten Start des Jahres 2014 hat für Edelmetall-Anleger ging die Kurs-Kurve wieder nach unten, der Goldpreis bewegt sich seitdem zwischen 1.200 und 1.300 Dollar – Ausreißer nach oben sowie unten stehen auf der Tagesordnung. Aktuell pendelt die Notierung für Gold zwischen dem sogenannten „goldenen Kreuz“ und dem „Todeskreuz“. Beide Chartformationen haben in der Vergangenheit maßgeblich die weitere Entwicklung des Goldpreises beeinflusst. Denn im Falle eines „Todeskreuzes“ gehen Charttechniker von weiteren Kursverlusten aus, Handelsprogramme erkennen die Formation und lösen Verkaufssignale aus. Zuletzt hat allerdings das „goldene Kreuz“ überwogen. Rückenwind hat der Goldpreis zuletzt durch die Klarstellung der US-Notenbank Fed bekommen, die am Mittwoch deutlich gemacht hat, dass eine Zinswende auf mittlere Sicht nicht bevorsteht.

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