Marktbericht KW 15: Die finale Phase der Gold-Korrektur hat begonnen

Ein Blick auf die aktuelle Entwicklung des Goldpreises lässt den Schluss zu, dass die Eurokrise längst überwunden ist – in mehreren Schüben gab die Notierung des gelben Metalls immer weiter ab und liegt aktuell wieder unter der Marke von 1200 Euro pro Feinunze. Begleitet wird der Abschwung beim Gold durch mehrere Geldhäuser, die ihre Preisprognosen für das laufende Jahr angepasst haben. So sehen die Deutsche Bank und Goldman Sachs das gelbe Metall deutlich schwächer als noch bei früheren Prognosen für 2013.

Doch was ist tatsächlich dran an der Endzeitstimmung auf dem Goldmarkt? Der Aktienmarkt als Anlagealternative präsentiert sich – anders als bei früheren Goldschwächen – in keiner lobenswerten Verfassung, der DAX hat seit dem Überwinden der 8000er-Marke starke Verluste hinnehmen müssen und schwankt aktuell um einen Wert von 7700 Punkten, Tendenz abnehmend. Auch die Zinsen auf Spareinlagen rangieren 2013 auf einem Rekordtief, nachdem die EZB an ihrer Niedrigzinspolitik keine Änderungen vorgenommen hat. Wer sein Geld derzeit auf ein Sparbuch legt, erleidet einen realen Wertverlust – die mickrigen Zinsen um 0,5 Prozent werden von der Inflation aufgefressen.

Die aktuelle Goldschwäche ist vor dem Hintergrund der fundamentalen Daten völlig ungerechtfertigt – insbesondere in der Eurokrise ist eine erneute und überraschende Verschärfung zu beobachten: Zypern hat am Freitag bekanntgegeben, dass der Finanzbedarf des pleitebedrohten Mittelmeerlandes deutlich größer ist als bisher angenommen. Insgesamt muss eine Finanzierungslücke in Höhe von sagenhaften 23 Milliarden Euro geschlossen werden – Zypern müsste bei diesem Wert etwa 13 Milliarden Euro selbst beisteuern und damit über sechs Milliarden Euro mehr als angenommen. Zwar stellte die Eurogruppe klar, dass sich am europäischen Beitrag in Höhe von 10 Milliarden Euro nichts ändern wird. Dies heißt aber auch: Entweder die zyprische Regierung treibt anderswo über sechs Milliarden Euro zusätzlich auf – oder das Land geht direkt in die Insolvenz.

Egal, wie sich die Euro-Krise in Zypern entwickelt, das Land steht vor drastischen Einschnitten, mit denen die Wirtschaftskraft des Landes weiter geschwächt wird – die Sparmaßnahmen betreffen alle Bürger, beispielsweise sollen die Gehälter der Staatsbediensteten sowie die Renten und Pensionen drastisch zusammengestrichen werden. Die Mehrwertsteuer wird erhöht, die Steuern auf Zinsen wurden verdoppelt, auch Genussmittel und Treibstoff wird deutlich stärker besteuert. In der kommenden Woche soll das Parlament die Sparmaßnahmen billigen – auch hier ist die nötige Zustimmung alles andere als sicher.

Auch aus den USA sind keine Signale für eine Entspannung zu vernehmen – der US-Arbeitsmarkt hat sich schlechter als erwartet entwickelt, mehrere FED-Vertreter haben daher auch wiederholt klargemacht, dass an der Politik des billigen Geldes nicht gerüttelt werden kann. Zudem haben sich Republikaner und Demokraten auch weiterhin nicht auf einen tragfähigen Haushalt geeinigt – obwohl dieses Thema monatelang den Goldpreis auf neue Höhen getrieben hat, ist es inzwischen aus dem Fokus der Allgemeinheit verschwunden. Geändert hat sich an der Hängepartie allerdings überhaupt nichts.

Dass der Edelmetallmarkt derzeit eine Korrekturphase durchläuft, ist kein Geheimnis mehr. Allerdings ist anzunehmen, dass diese Korrektur in die finale Phase geht. Eine Entwarnung kann also noch nicht gegeben werden, doch den Marktbeobachtern wird offenbar wieder stärker bewusst, dass es zu dem sicheren Hafen Gold keine echte Alternative gibt. Gedrückt wird der Goldpreis derzeit noch durch die schlechte Stimmung, die in allen Bereichen der Finanzmärkte zu beobachten ist. Ein schwächelnder Goldpreis wird immer noch als Vorzeichen für ein Ende der Eurokrise verstanden – zu dieser Annahme gibt es keinerlei Belege. Tatsächlich hat sich weder in den USA noch in Europa die Lage entspannt.

Edelmetallanleger sollten die künftigen Tage besonders aufmerksam beobachten – die Handelsspanne zwischen 1500 und 1550 US-Dollar ist eine wichtige Unterstützungszone, sie sollte nicht nach unten durchbrochen werden. Wenn der Goldpreis am unteren Ende dieser Spanne abprallt, stehen die Chancen für eine nachhaltige Erholung gut. Befeuert werden dürfte der Goldpreis in der kommenden Woche auch durch die politische Hängepartie in Italien – der Pleitekandidat aus dem Süden ringt seit Wochen um eine tragfähige Regierung, laut Umfragen soll Euro-Schreck Silvio Berlusconi bei Neuwahlen die besten Karten haben. Und wenn der entschiedene Spar-Gegner weiter an Einfluss gewinnt, dürfte auch das Vertrauen in den bisherigen Sparkurs der italienischen Regierung verloren gehen.

Eines steht fest: Die weltweite Nachfrage nach Gold rangiert auf Rekordniveau, im vergangenen Jahr ist sie auf 236,4 Milliarden Dollar angestiegen. Insbesondere Zentralbanken treten die Zentralbanken als Großkäufer auf, sie haben ihre Nachfrage um 17% gegenüber 2011 gesteigert und über 530 Tonnen gekauft. Soviel Gold wurde zuletzt 1964 von den Zentralbanken nachgefragt. Offenbar liegt also auch 2013 noch ein Grund vor, der die Zentralbanken dazu bringt, ihre Devisenreserven in einem sicheren Hafen zu parken.

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