Marktbericht KW 1 – Katerstimmung in der US-Politik, Neujahrsparty auf dem Edelmetallmarkt

Das Jahr 2013 ist erst wenige Tage alt – und schon jetzt steht der Investment-Sieger des neuen Jahres fest: Gold legte am ersten Handelstag nach dem Jahreswechsel auf Eurobasis um 1,5 Prozent und in Dollar sogar um 2 Prozent zu, nachdem der Wert des gelben Metalls am letzten Tag vor Silvester bereits um etwa 1 Prozent angestiegen war. Noch drastischer fiel der Anstieg bei Silber aus – am 2. Januar legte der „kleine Bruder“ von Gold um etwa 2,5 Prozent zu. Auch bei den Edelmetallhändlern in Deutschland ist seit Handelsbeginn ein regelrechter Ansturm auf Gold und Silber zu beobachten – die Skepsis, die noch vor wenigen Tagen geherrscht hat, ist verflogen. Die Commerzbank geht daher in einer aktuellen Analyse von einer Fortsetzung des Höhenfluges aus: „Gold sollte aufgrund der ultralockeren Geldpolitik der Zentralbanken und (geo-)politischen Risiken als wertstabile Anlage und sicherer Hafen gefragt bleiben.”

Die kleine Neujahrshausse beim Gold ist wenig verwunderlich angesichts der Hängepartie, die sich bereits Wochen zuvor in den USA angekündigt hatte und für einen spannenden Silvesterabend sorgte – bis zuletzt war unklar, ob sich Demokraten und Republikaner auf einen neuen Haushalt einigen und damit die sogenannte „fiskalische Klippe“ umschiffen könnten. Der Kompromiss, der sich wenige Stunden nach Ablauf der Frist abzeichnete, ist allerdings eine Mogelpackung, die kein Problem der größten Wirtschaftsmacht der Welt wirklich löst: Bereits in zwei Monaten dürften die USA die verfassungsmäßige Schuldenobergrenze erreichen, eigentlich ist das Land bereits jetzt bankrott – nur durch Verschiebungen im Etat konnte Finanzminister Timothy Geithner den Sturz über die Schuldenklippe hinauszögern.

Offenbar ist bei den Marktteilnehmern, die noch im Dezember einen Abgesang auf Gold angestimmt und einen gestiegenen Risikoappetit postuliert hatten, ziemlich schnell die Gewissheit angekommen, dass in der Silvesternacht das Schuldenproblem der USA nur vertagt wurde und in spätestens zwei Monaten wieder auf die Tagesordnung kommen wird. Dann muss die US-Regierung eine Antwort auf die Frage finden, wo im Haushalt gespart werden muss, um die Schuldenobergrenze nicht zu reißen.

Und hier sind harte Auseinandersetzungen zwischen Demokraten und Republikanern vorprogrammiert. Eine Erhöhung der Schuldenobergrenze ist zumindest bisher bei den Republikanern so gut wie ausgeschlossen. Die Schuldenobergrenze wird so zum Druckmittel bei Nachverhandlungen um den Kompromiss, der in der Neujahrsnacht gefunden wurde. In den kommenden zwei Monaten dürfte insbesondere die radikalkonservative Tea-Party-Bewegung innerhalb der republikanischen Fraktion ihren Einfluss ausbauen. Sie stemmt sich kompromisslos gegen Steuererhöhungen.

Die vergangenen Tage haben eindrucksvoll gezeigt, dass ein Ende der weltweiten Finanz- und Schuldenkrise zum neuen Jahr keinesfalls bevorstand – im Gegenteil: Die größte Wirtschaftsmacht der Welt hangelt sich von Notlösung zu Notlösung, immerhin hat US-Präsident Barack Obama inzwischen über anderthalb Jahre mit den Republikanern um einen Haushaltskompromiss gerungen und am Ende eine Lösung gefunden, die wohl nur kurz Bestand haben wird. Die nackten Zahlen machen deutlich, dass Griechenland ein Pleite-Winzling ist im Vergleich zu dem Schuldenberg, auf dem die Amerikaner sitzen: Die Schuldenobergrenze der USA liegt bei 16,4 Billionen Dollar. Der bevorstehende Streit um eine Erhöhung dieser Grenze oder neue Sparmaßnahmen könnte die US-Wirtschaft mit geringer Verzögerung in eine Schieflage bringen – der Kampf im Kongress, der sich im Sommer 2011 abspielte, brachte die USA nicht nur an den Rand der Zahlungsunfähigkeit, sondern bescherte der stolzen Wirtschaftsmacht auch eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit und damit eine Panik auf den Finanzmärkten.

Von diesen Rahmenbedingungen wird Gold als sicherer Hafen profitieren, da sind sich die verschiedenen Bankhäuser einig: Die DK Bank sieht Gold bis Jahresende bei 2050 US-Dollar, die Commerzbank peilt 1900 US-Dollar an, die Landesbank Baden-Württemberg rechnet mit 1850 US-Dollar. Ein Blick auf die Wertentwicklung der Edelmetalle des vergangenen Jahres macht deutlich, dass von einem Ende der Hausse bei Gold und Silber keine Rede sein kann. Der Goldpreis in Dollar ist im Jahr 2012 um etwa 8 Prozent gestiegen, Silber hat um satte 17 Prozent zugelegt und auch die weniger verbreiteten Edelmetalle boten ihren Besitzern im Jahr 2012 allen Grund zur Freude – Platin legte um 15 Prozent zu.

Im neuen Jahr sollten daher auch die Geschwister vom Gold in keinem Investmentportfolio fehlen. Die Commerzbank geht davon aus, dass der Silberpreis im nächsten Jahr vielfältig unterstützt sein wird – die Analysten sprechen von „deutlichen Zuwächsen“ bis zur Marke von 40 US-Dollar je Feinunze. Nach Darstellung der Commerzbank befeuert insbesondere eine starke Nachfrage in China den Silberpreis. Auch auf dem Platinmarkt soll sich die Nachfragesituation erholen – die Commerzbank sieht den Platinpreis bis zum Ende des Jahres 2013 bei 1900 US-Dollar je Feinunze.

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