Flash Crash: Manipulation drückt Goldpreis

Seit der Nacht von Sonntag auf Montag dominiert eine Frage die vielen Internetforen, in denen Edelmetall-Investoren über die weitere Zukunft des Edelmetalls streiten: Welcher seriöse Händler würde mitten in der Nacht, wenn ein Großteil der Gold-Welt schläft und die Nachfrage gering ist, große Positionen des Edelmetalls praktisch ohne Limit auf den Markt werfen? Das Ergebnis dieser überraschenden Marktaktivität ist altbekannt: Der Goldpreis rutschte in der Spitze um 4,2 Prozent ab.

Zwar kann das gelbe Metall seine Verluste seit den frühen Morgenstunden schrittweise wieder aufholen, doch die Suche nach den Ursachen für den nächtlichen Mini-Crash bei Gold ist in vollem Gange. Kaum ein Investor kann es nachvollziehen, warum ausgerechnet an einem Wochenende, an dem geopolitisch keine neuen Entwicklungen zu verzeichnen waren, ein Händler zu der Erkenntnis gekommen war, er müsse sein Goldinvestment abstoßen. Warum dies mitten in der Nacht in diesem umsatzschwachen Markt passiert ist, sorgt für zusätzliche Verwirrung.

Der Goldpreis hat einen Teil der Verluste schnell wettgemacht, doch der überraschende Wertverlust dürfte als neuerlicher Beleg für die Manipulation der Edelmetallmärkte verstanden werden. Denn der Goldpreisrutsch ist besonders vor dem Hintergrund der Nachrichten erstaunlich, die am Freitag über den Goldmarkt herein brachen: Die „People’s Bank of China“ hat die offiziellen Zahlen zu ihren Goldbeständen drastisch nach oben korrigiert – von 33,89 Millionen Unzen auf 53,31 Millionen Unzen.

In Fachkreisen wird die Kursbewegung der vergangenen Nacht als „flash crash“ bezeichnet. Dabei stürzt der Kurs eines Investments plötzlich so stark ab, dass die Kursgrafik einem Blitz ähnelt. Meist ist dafür ein so genannter „fat finger“ verantwortlich, also eine versehentliche Verkaufsorder – in der Vergangenheit gab es beispielsweise Zahlendreher oder fehlende Nullen. In einem solchen Fall erholt sich der Preis schnell, doch nicht immer ist menschliches Versagen der Grund für einen blitzartigen Wertverfall. Für den aktuellen Crash dürften jedoch andere Erklärungen wahrscheinlicher sein – beispielsweise ein gewolltes Glattstellen der August-Optionen auf Gold. Denn der nächste Verfallstermin für Optionsscheine auf Gold ist der 28. Juli. Die Dynamik des Preisverfalls ist leicht zu erklären: Sie wird ausgelöst durch Stopp-Loss-Orders, die automatisch bei Erreichen zu unlimitierten Verkaufsorders werden.

Der Goldpreisrutsch dürfte der Diskussion um eine Manipulation der Edelmetallmärkte neuen Nährboden liefern. So kam es beispielsweise im Mai 2013 unmittelbar nach Mitternacht bis 0.15 Uhr zum Verkauf von über 14 Millionen Silberunzen. Das gleiche Bild im September 2013: Damals war der Goldpreis überraschend in der Nacht auf Freitag gegen 2 Uhr morgens nach starken Anstiegen plötzlich eingebrochen, nachdem eine massive Verkaufsorder platziert wurde. Viele Marktbeobachter hatten diese Entwicklung als Beleg für systematische Eingriffe verstanden, weil der Goldpreis eigentlich nach dem Rückzug von Lawrence Summers als möglichem FED-Präsident ein weiteres Argument für steigende Preise generiert hatte.

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