FED schickt Aktien und Edelmetalle auf Talfahrt

Am Mittwoch verharrten die Finanzmärkte in einer dauerhaften Schockstarre – mit Spannung wurden die Worte des US-Notenbankchefs Ben Bernanke erwartet. Und als der FED-Präsident am Abend vor die Presse trat, kam Bewegung in die Kursnotierungen – allerdings hat die Entscheidung der US-Notenbank nicht wirklich für Klarheit gesorgt. Ein Ende der geldpolitischen Lockerungen kündigte Bernanke nicht an, allerdings war aus seiner Stellungnahme herauszulesen, dass die massiven Anleihekäufe bereits im Herbst 2013 oder bis spätestens 2015 zurückgefahren werden könnten. Als Begründung nannte Bernanke bessere Konjunkturaussichten in den USA.

Die Einschätzung der FED sorgt auf den Aktienmärkten, aber auch auf dem Edelmetallmarkt, für Verunsicherung. Hinzu kommen Wachstumssorgen aus China – die Aktienmärkte befinden sich seit gestern Abend auf Talfahrt. Der DAX rutschte am Donnerstagvormittag unter die wichtige Marke von 8000 Zählern, Indizes rund um die Welt verloren zwischen zwei und drei Prozent an Wert.

Noch dramatischer erwischte es allerdings den Goldpreis – die Notierung für eine Feinunze kratzte am Donnerstag an der Marke von 1300 US-Dollar, auf Euro-Basis wurde die wichtige Grenze von 1000 Euro pro Unze unterschritten. Er kostet damit so wenig wie zuletzt Ende September 2010. Am Mittwoch war der Goldpreis im Tagesverlauf noch auf bis zu 1375 US-Dollar gestiegen und hatte sich im Vergleich zu den Aktienmärkten deutlich stabiler präsentiert. Auch Silber rutscht weiter ab und notiert aktuell um 20 Dollar pro Feinunze.

Die Richtungsentscheidung der FED stürzt Anleger in aller Welt in ein Dilemma – es wird immer deutlicher, dass der Aktienboom vor allem durch das billige Geld aus den USA möglich gemacht wurde. Jetzt, wo die Geldfluten allmählich versiegen, fehlt das Spielgeld für die Spekulation auf den Märkten. Fraglich ist auch, woher die FED ihre euphorischen Zukunftsprognosen nimmt – zuletzt hatte sich die US-Wirtschaft negativer als erwartet entwickelt, auch die Arbeitslosigkeit stieg an.

Investoren müssen sich also inzwischen die Frage stellen, in welche Anlageklassen sie überhaupt noch ihr Geld stecken können – ein sicherer Hafen wie Gold ist also wichtiger denn je. Umso erstaunlicher und unverständlicher ist es, dass ausgerechnet dieser Sachwert am Donnerstag die meisten Verluste verzeichnen musste, während die Aktienmärkte leicht geringere Abschläge hinnehmen mussten. Die massiven Anleihekäufe, die vorerst fortgeführt wurden, waren bisher ein Argument für Gold – doch der Goldpreis sank in den vergangenen Monaten immer weiter ab. Jetzt, wo das Ende der Politik des billigen Geldes auch ein Ende der Geldflut in Richtung der Aktienmärkte bedeutet, müssten sich die Anleger nach Alternativen umsehen – und könnten den „sicheren Hafen“ Gold erneut für sich entdecken.

Dass das Vertrauen in die Überwindung der weltweiten Finanzkrise völlig fehl am Platze ist, zeigen die aktuellen Entwicklungen in Europa – so fordert der dauerhafte Pleitekandidat Zypern mal wieder eine Nachverhandlung beim Rettungspaket. Parallel wurde bekannt, dass die Gelder der letzten Griechenland-Rettung fast ausschließlich in die Sanierung maroder Banken gesteckt wurden. Auch Zypern will nun mehr Geld für die größte Bank des Landes – das Fass ohne Boden wurde also bis heute nicht gestopft.

So ist es auch kaum verwunderlich, dass professionelle Marktstrategen sich von dem neuerlichen Goldpreisrutsch nicht verunsichern lassen – Anleger wie der Wirtschaftsprofessor Max Otte oder der Gold-Veteran Jim Rogers aus den USA verstehen die derzeitige Goldschwäche als Nachkaufgelegenheit. Sie beziehen sich beispielsweise auf den zunehmenden Druck auf die Währungen, außerdem sei in den Förderländern von Gold eine zugespitzte Liefersituation zu beobachten. Zudem habe der Goldpreis inzwischen das Niveau der Herstellungskosten erreicht, demnächst sollten also die ersten Minen ihren Betrieb einstellen.

Privatanleger sollten sich durch die Turbulenzen nicht verunsichern lassen, sondern die Märkte aufmerksam beobachten und vor allem prüfen, ob sich die fundamentalen Rahmenbedingungen für den Goldpreis geändert haben, beispielsweise die weltweite Staatsschuldenkrise. Derzeit empfiehlt sich neben Gold insbesondere auch Silber als Anlagealternative, nachdem der Bundestag gerade die Mehrwertsteuererhöhung für Silbermünzen zum Jahreswechsel beschlossen hatte. Wenn sich die Konjunktur tatsächlich, so wie auch die FED vermutet, weiter aufhellt, wird auch Silber als Industriemetall wieder stärker gefragt sein.

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