Faszination Edelmetalle


Als sich die Deutschen im Herbst 2001 von ihrer Währung verabschieden mussten, spielten sich an den Bankschaltern zwischen Flensburg und Garmisch-Partenkirchen turbulente Szenen ab – Schüler, Rentner und Hausfrauen drängelten sich dicht an dicht und Berufstätige unterbrachen ihre Arbeit, um einen kleinen Schatz zu ergattern – die Goldmark, die von der Deutschen Bundesbank zur Umstellung des deutschen Münzgeldes auf den Euro herausgegeben wurde, war nach wenigen Stunden restlos vergriffen. Der Verkauf des Sammlerstücks wurde so auch zu einer gefühlten Demonstration gegen die Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung – denn bereits 2001 gab es nicht viele Euro-Skeptiker, die in der goldenen Abschiedsmark auch einen Wertspeicher sahen.

Dass die Käufer damals goldrichtig lagen, zeigt ein Blick auf die Kursentwicklung der gängigen Edelmetalle. Denn parallel zur Einführung des Euro setzte eine beispiellose Preisrallye beim Gold ein, innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich der Wert in Euro ungefähr verdreifacht, Jahr für Jahr wurden neue Höchststände erreicht. Und Analysten halten den Goldpreis mit etwa 1300 Euro immer noch für unterbewertet. Sie setzen das heutige Preisniveau in Vergleich zum historischen Höchststand im Jahr 1980, als Gold bei 873 Dollar pro Unze notierte. Analog zum Anstieg der Verbraucherpreise in diesem Zeitraum müsste Gold heutzutage bei einem Preis von über 2000 Dollar pro Unze liegen, um den Höchstkurs von 1980 inflationsbereinigt zu übertreffen.

Das anhaltende Interesse von Otto Normalverbraucher an edlen Anlageprodukten in Gold und Silber hat gute Gründe: Die Konjunkturprognosen für viele Industrienationen sind von Unsicherheit geprägt, in Europa muss die Zentralbank gleich mehrere Staaten stützen. Inflationsängste, düstere Prognosen für den US-Dollar sowie die Reservepolitik der Zentralbanken sorgen dafür, dass Investoren in den vergangenen Jahren in sichere Anlagen flüchten. Und nicht umsonst glaubt der „World Gold Council“, eine Vereinigung weltweit führender Goldminenunternehmen, an eine Fortsetzung der Hausse. Die Begründung: Die Wahrscheinlichkeit einer Erholung der Weltwirtschaft in den nächsten Jahren wird als gering eingestuft.

Neben den attraktiven Wertzuwächsen, mit denen Gold lockt, bietet das edle Metall gegenüber komplizierten Anlageprodukten gleich mehrere ganz praktische Vorteile: Das Investment ist auch tatsächlich greifbar, Münzen und Barren lassen sich mit nach Hause nehmen und jederzeit sowie fast überall auf der Welt wieder gegen Bares eintauschen. Auch die Abwicklung dürfte für Anlage-Neulinge interessant sein: Wer bis zu 15.000 Euro bei einem Einkauf für Gold und Silber ausgibt, muss keinen Personalausweis oder sonstige Daten herausrücken. Im Klartext: Der gekaufte Schatz ist auf dem Papier – beispielsweise für das Finanzamt nicht sichtbar. So werden Investoren bei der Steuer gleich doppelt belohnt. Denn neben der fehlenden Aufzeichnungspflicht bei sogenannten Tafelgeschäften gilt: Wer sein Gold oder Silber länger als ein Jahr besitzt, muss keine Abgeltungssteuer auf die Gewinne bezahlen. Denn weil sie keine festen Gewinne abwerfen, gelten Edelmetalle steuerrechtlich als physische Wertgegenstände. Und bei Anlage-Goldprodukten fällt grundsätzlich keine Mehrwertsteuer an.


Und nicht zuletzt lockt die Faszination des gelben Metalls auch solche Anleger, die bisher keine Erfahrungen mit der aufregenden, aber auch komplizierten Finanzwelt gemacht haben: Das Investment in edle Metalle ist ein sinnliches Erlebnis – das Geld wird nicht in abstrakte Wertpapiere angelegt, sondern in einen sichtbaren und beständigen Wert, hinter dem sich viele Geschichten verbergen. Denn unter den Münzen, die nach Artikel 25 des Umsatzsteuergesetzes als Anlageprodukte gelten, befinden sich auch zahlreiche historische Stücke wie beispielsweise 20-Mark-Stücke aus dem Kaiserreich mit dem Bildnis des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. oder Doppelkronen aus Österreich.

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