Euro-Schwäche sorgt für Fortsetzung der Goldhausse
Viele Edelmetallanleger beobachten derzeit nicht nur den Gold- und Silberpreis aufmerksam, sondern behalten einen weiteren Indikator regelmäßig im Auge: Den Euro-Kurs. Denn die europäische Gemeinschaftswährung ist ein Fieberthermometer für die politische Großwetterlage in Europa – und in den vergangenen Wochen sah alles danach aus, als hätte die Eurozone das Gröbste überstanden. Von seinem Tief bei 1,05 US-Dollar legte der Euro eine Erholungsrallye ein, die bis 1,14 US-Dollar anhielt. Und schon war von einer Trendwende die Rede, von einem Ende der Dollarstärke und einem Comeback des Euro.
Der Wechselkurs zwischen Euro und Dollar ist tatsächlich auch für Edelmetallanleger in Europa wichtig, denn er hat direkte Auswirkungen auf den Wert des Investments. Wenn der Wert des Euro fällt, bekommen Anleger aus anderen Währungsräumen mehr Euro für ihre Währung. Und da Gold längst den Status einer Ersatzwährung für viele Menschen auf der Welt bekommen hat, lässt sich dieser Effekt auf das Edelmetall übertragen. Fällt der Wert des Euro, steigt die Notierung von Gold in Euro. Und weil der Euro in den vergangenen Wochen die entgegengesetzte Richtung eingeschlagen hat, befand sich auch Gold auf Euro-Basis unter Druck. Die weltweiten Finanzmärkte feiern dann zwar neue Rekordstände des Goldpreises in Dollar, Grund zur Freude haben Anleger in Europa dann jedoch nicht.
Inzwischen ist jedoch eine gegenläufige Bewegung zu beobachten – die Stärke des Euro war nur von kurzer Dauer. Und mit dem Dollar steigt auch der Euro-Preis von Gold. Viele Marktbeobachter glauben weiterhin, dass die Parität zwischen Euro und Dollar im Jahresverlauf erreicht wird. Befeuert wird dieser Trend durch die Zuspitzung in der Euro-Krise. Für Griechenland wird es nun tatsächlich ernst – denn der Kreditrahmen, den das Land im Rahmen der sogenannten ELA-Linie in Anspruch nehmen kann, dürfte sich in den nächsten Tagen dem Ende nähern.
Die griechische Seite bleibt unterdessen ihrem bisherigen Verhandlungsgebaren treu: Finanzminister Yanis Varoufakis sorgte zuletzt mit einer möglichen Steuer auf Barabhebungen aus Geldautomaten für Aufsehen. Zwar wurde er schnell von Ministerpräsident Alexis Tsipras zur Ordnung gewiesen und musste seinen Vorschlag kurz darauf öffentlich dementieren, doch die Menschen in dem pleitebedrohten Land wurden weiter verunsichert: Wie das Internetportal „Zero Hedge“ unter Berufung auf Quellen aus dem Bankenumfeld berichtet, sind allein am Tag des Varoufakis-Vorstoßes etwa 300 Millionen Euro von den Konten geräumt, zuvor waren es 100 Millionen Euro pro Tag.
Bei MP Edelmetalle ist in den vergangenen Wochen wieder eine deutlich höhere Nachfrage nach Gold und Silber zu beobachten. Besonders begehrt sind die Standard-Stückelungen von Münzen zu einer Unze sowie Barren zu 100 Gramm. Die Klassiker unter den Bullionmünzen wie der Maple Leaf aus Kanada oder der Krügerrand sind noch in ausreichender Stückzahl verfügbar, allerdings kann sich die Liefersituation schnell ändern, sobald der griechische Pleite-Fall eingetreten ist.
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