Entscheidung am Donnerstagabend: Fed vertagt den großen Knall

Am Donnerstag ist mal wieder deutlich geworden, dass an den Börsen sowie den Devisen- und Rohstoffmärkten keine fundamentalen Fakten mehr zählen, sondern nur noch die gefährliche Politik der Notenbanken. Die US-Notenbank Fed hat sich zur nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses, der über die Leitzinsen wacht, getroffen. Und zum ersten Mal seit etwa neun Jahren war eine Anhebung des wichtigsten Basiszins wahrscheinlich. Doch die Fed hat gekniffen – und der Wackel-Währung Euro damit neuen Auftrieb gegeben. Mit Hinweisen auf einen konkreten Zeitpunkt hat sie sich zurück gehalten – und damit die Märkte nachhaltig verunsichert.

Seit Jahren flutet die US-Notenbank nun schon die Märkte mit billigem Geld und ermöglicht Zockern mit Nullzinsen einen praktischen Einstieg in die Finanzmärkte. Die vergangenen Jahre waren geprägt durch einen sensationellen Anstieg der Aktienkurse, der sich schnell von der Entwicklung der Realwirtschaft abgekoppelt hat. Freuen durften sich Spekulanten – und die USA, welche sich die Folgen der Finanzkrise durch den Rest der Welt bezahlen ließen. Denn wer US-Dollar in seinen Währungsreserven angehäuft hatte, musste empfindliche Wertverluste hinnehmen. Inzwischen haben jedoch die meisten Länder der Welt nachgelegt und ihre Währungen abgewertet – der Vorsprung der USA dürfte also nicht mehr dauerhaft von Bestand sein.

Dennoch hat die US-Notenbank Fed bis heute keinen Grund zur Sorge. Sie kann die astronomisch hohen Schulden des Staates gemütlich durch billiges Zentralbankgeld finanzieren. Doch schon jetzt zeichnet sich ab, dass durch das Nullzins-Zeitalter und die fehlenden Rendite-Alternativen die Altersvorsorgesysteme in eine bedrohliche Schieflage geraten. Zahlen müssen also all diejenigen, die vorgesorgt haben – nicht nur über die Altersvorsorge, sondern auch dank ihres Besitzes. Bei der Grundsteuer werden Hausbesitzer belastet. Durch die Abkehr von Papiergeld und die Hinwendung zu Bezahlformen, die leichter zu überwachen sind, entsteht der gläserne Bürger.

Aus diesem Grund ist Gold, auch wenn dies im Vorfeld der Zinsentscheidung der Fed mal wieder verzerrt dargestellt wird, keinesfalls überflüssig. Das gelbe Metall wird als Vermögensanlage zu einer interessanten Alternative, weil es sich als mobiler Vermögenswert schwieriger vom Fiskus greifen lässt. Wenn die Fed die Zinszügel anzieht, dürfte die Unsicherheit bei Gold wohl zuerst noch weitergehen. Denn wenn die Zinsen steigen, werden risikoreiche Anlagen wie Aktien oder Investments ohne regelmäßige Rendite wie Gold weniger attraktiv. Allerdings steht Gold als Vermögensschutz wieder höher im Kurs der Anleger, wenn es infolge einer bevorstehenden Fed-Entscheidung im Oktober oder Dezember zu einem kleinen Börsen-Beben kommt.

Der Zick-Zack-Kurs der US-Notenbank dürfte Gold-Investoren also in jedem Fall weiteren Rückenwind geben: Weil die Zinsschere zwischen den USA und Europa in den kommenden Monaten immer stärker auseinander driften dürfte und die Euro-Zone noch für viele Jahre zur Nullzins-Region wird, ist ein Wertverlust des Euro vorprogrammiert. Die EZB hat unterdessen – wie befürchtet – das Anleihekauf-Tabu gebrochen und Staatsanleihekäufe angekündigt, die im Umfang von mehr als einer Billion Euro sogar die optimistischen Beobachter-Prognosen überboten haben. Der Euro-Preis für eine Feinunze stieg in Folge der EZB-Entscheidung um 30 Euro an einem einzigen Tag. Und das Anleihekaufprogramm könnte auch länger als geplant laufen, wenn die Inflationsziele der EZB nicht erreicht werden.

Was auf den ersten Blick ärgerlich scheint, ist für Goldbesitzer in Europa tatsächlich vorteilhaft – denn während Gold in US-Dollar fällt, steigt die Notierung in Euro stetig. In den vergangenen Monaten mussten Edelmetallbesitzer in den USA herbe Rückschläge bei der Notierung ihres Investments hinnehmen, während der Goldpreis auf Eurobasis keine nennenswerten Rückschläge verzeichnet hat und entgegen dem Trend sogar zulegen konnte. Der Abwärtsdruck beim Euro wird also anhalten – und davon profitieren alle Anleger, die ihr Geld mit Gold abgesichert haben.

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