Brexit-Angst und Zins-Unsicherheit: Gold feiert Comeback

Börsianer brauchen seit Monaten starke Nerven: Immer wieder, wenn der Deutsche Aktienindex einen neuen Anlauf nimmt, stürzt er nur wenige Tage später wieder ab – so wie in den vergangenen Tagen. Inzwischen rangiert der DAX wieder unterhalb der psychologisch wichtigen Marke von 10.000 Punkten. Nach der ersten Hälfte des Börsenjahrs 2016 setzt sich allmählich die Erkenntnis durch, dass die Luft an den Finanzmärkten extrem dünn geworden ist – und mehrere Ereignisse stehen bevor, welche die Märkte weiter durcheinander rütteln können.

Derzeit sorgen vor allem die Entscheidung der US-Notenbank für einen weiteren Zinsschritt sowie die Volksabstimmung in Großbritannien zum Verbleib in der EU für Unsicherheit. Die Fed kommt am 15. Juni zu ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung zusammen – und normalerweise müssten die Währungshüter nun die Zinsen weiter erhöhen. Doch der zweite Zinsschritt seit der – an den Börsen – lange befürchteten Zinswende ist wegen durchwachsener Konjunkturdaten in den USA nicht sicher. Und Unsicherheit mögen Börsianer überhaupt nicht. Egal, wie sich Janet Yellen und die übrigen Fed-Gouverneure am 15. Juni entscheiden, Gold dürfte profitieren. Hält die Fed die Zinsen auf Rekordtiefs, wäre dies ein starkes Zeichen für die Probleme der US-Wirtschaft. Und wenn die Zinsen – wider Erwarten – doch erhöht werden, verlieren Aktien an Bedeutung und sichere Häfen wie Gold sind wieder stärker gefragt.

Ein sicherer Hafen wird spätestens zum 23. Juni wichtig, denn an diesem Tag entscheidet Großbritannien über den Verbleib in der Europäischen Union. Eine Entscheidung mit derartiger Sprengkraft hat es in der EU seit vielen Jahren nicht gegeben – entsprechend hoch ist die Unsicherheit in den Tagen vor dem Urnengang. Und dieser lässt sich bis zuletzt nicht sicher vorhersagen: Befürworter und Gegner eines „Brexit“ liegen in Umfragen gleichauf. Über die Folgen eines Austritts der Briten aus der EU herrscht ebenfalls Unklarheit – so ist es auch kaum verwunderlich, dass die Börsen vor der großen Entscheidung in die Knie gehen.

Gold hat dagegen in den vergangenen Tagen ein erstaunliches Zeichen der Stärke gesetzt. Nach einem Rutsch auf knapp über 1.200 US-Dollar konnte sich der Goldpreis nach oben absetzen und beendet die aktuelle Woche bei rund 1.270 US-Dollar. Die wichtigen Wegmarken bei 1.230 und 1.265 US-Dollar wurden überwunden, nun ist der Weg frei bis 1.300 US-Dollar und darüber hinaus. Und die Nachfrage nach Gold kommt auch bei den Prägestätten an: Die Perth Mit hat seit Jahresbeginn etwa 200.000 Unzen verkauft – ein deutliches Plus von 46,3 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

MP Edelmetalle kann seinen Kunden mit dem Australian Gangart, der Britannia, dem Maple Leaf sowie dem Wiener Philharmoniker noch einige hänge Unzen-Münzen anbieten. Andere Prägungen wie der Libertad oder der China Panda sind dagegen schon ausverkauft – die Anleger suchen also verstärkt nach exotischen Goldmünzen, die neben dem reinen Metallpreis auch einen Liebhaberwert haben. Im Silberbereich sind dagegen viele Motive bereits ausverkauft, aktuell kann MP Edelmetalle noch das Australian Kangaroo, den Kookaburra, den Maple Leaf, den Philharmoniker und die Arche Noah aus Armenien anbieten. Die übrigen Motive sind aktuell ausverkauft, die Nachfrage bei den Münzprägestätten befindet sich vor allem beim Silber auf Rekordniveau – denn mit dem „Gold des kleinen Mannes“ wollen sich offenbar viele Menschen gegen unsichere Zeiten an den Finanzmärkten schützen.

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