Abschaffung des 500-Euro-Scheins: Anleger entdecken Gold als Bargeld-Alternative

Noch sind die Auswirkungen der Entscheidung nicht zu spüren, doch schon in wenigen Jahren werden wir etwa drei bis fünfmal so viele Geldscheine zum Autohändler schleppen müssen, um den Neuwagen in bar zu bezahlen. Oder ein auffällig dickes Bündel Banknoten zusammenschnüren, um unseren Freunden zur Hochzeit ein großzügiges Geldgeschenk zu machen. Die EZB macht Ernst – und hat dem Bargeld den Kampf angesagt. Der nächste Schritt in einer langen Reihe von Repressalien gegen Bargeld: Der 500-Euro-Schein soll abgeschafft werden, spätestens 2018 sollen die letzten lila-farbenen Banknoten aus den Druckerpressen kommen.

Die Entscheidung der EZB wird für deutsche Sparer in den nächsten Monaten noch keine Auswirkungen haben – die 500-Euro-Scheine sollen nach den derzeitigen Planungen nach 2018 nicht mehr gedruckt werden, im Umlauf befindliche Banknoten werden auf absehbare Zeit nicht ungültig. Die Aufregung ist also nur teilweise berechtigt, zumal die Gründe für eine Abschaffung des größten Euro-Geldscheins auf den ersten Blick durchaus nachvollziehbar sind. Das beliebteste Argument: Die Anonymität von Banknoten begünstige illegale Machenschaften. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger sagte im vergangenen Jahr: „Fürs Einkaufen braucht die niemand, damit wickeln lichtscheue Gestalten ihre Geschäfte ab“. Nun sind es aber vor allem unbescholtene Bürger, die in den vergangenen Monaten aus Angst vor einem Zugriff des Staates ihr Geld von der Bank geholt und zuhause gebunkert haben. Zudem gehen immer mehr Firmen wie der Rückversicherer „Munich Re“ dazu über, ihre Rücklagen in bar oder Gold in die hauseigenen Tresore zu legen – dort verlieren sie schließlich nicht 0,4 Prozent pro Jahr an Wert, soviel verlangt die EZB inzwischen für Bargeld-Einlagen von Geschäftskunden.

Auch wenn die EZB vehement bestreitet, dass der Tod des 500-Euro-Scheins der erste Schritt auf dem Weg zur Abschaffung des Bargeldes ist, sind Menschen in ganz Deutschland alarmiert. Sie sehen ihre Freiheitsrechte und das an Münzen und Scheine gebundene Vertrauen erschüttert. Viele Menschen, vor allem diejenigen mit lebendigen Erinnerungen an die Kriegszeit oder die darauf folgenden Mangeljahre in der jungen Bundesrepublik, misstrauen dem virtuellen Geld. Während sich Plastikgeld leichter ausgeben lässt, lehrt Bargeld das Haushalten. Denn nur das, was man in der Tasche hat, kann man auch ausgeben.

Tatsächlich ist Papiergeld deutlich besser als sein Ruf. Wenn das Geld nur noch als Guthaben auf dem Konto existiert, sind Sparer den Negativzinsen der Notenbanken schutzlos ausgeliefert. Münzen und Scheine sind, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ gerade erst treffend feststellte, „das letzte Greifbare in einer undurchsichtig und dubios gewordenen Finanzwelt“. An die Stelle von Besitz tritt dann der „Access“ träte, also der Zugriff, der jederzeit eingeschränkt und überwacht werden könne. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die interessierten Nachfragen Ihres Bankberaters, als Sie größere Mengen Bargeld für den nächsten Autokauf vom Konto abheben wollten?

Nach der Abschaffung des 500-Euro-Scheins stehen übrigens schon die nächsten geldpolitischen Druckmittel bevor: Inzwischen wird in politischen Kreisen offen darüber beraten, Barzahlungen grundsätzlich auf 5000 Euro zu begrenzen. Auch hier sind altbekannte Gründe zu hören: Geldwäsche, Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung. Die meisten Menschen, die in diesen Tagen ihr Geld von der Bank holen und in Gold und Silber umschichten, dürften mit alledem nichts zu tun haben. Sie machen sich vielmehr Sorgen, dass ihr hart erarbeitetes Geld schleichend entwertet wird.

Und mit Edelmetallen finden sie eine völlig legale Parallelwährung vor, die – ähnlich wie ein 500-Euro-Schein – viel Wert auf wenig Raum sammelt. Im Gegensatz zu Papiergeld erhalten sie bei Edelmetallen allerdings einen realen Gegenwert. Dass Papiergeld wertlos werden kann, haben die Deutschen im vergangenen Jahrhundert gleich mehrfach schmerzhaft erfahren müssen. Gold wird dagegen nicht umsonst als die älteste und sicherste Währung der Welt bezeichnet. Und die nächste Aufwärtsbewegung steht bei Gold und Silber nach einem fulminanten Jahresstart sowie einer kleinen Verschnaufpause in den letzten Tagen kurz bevor.

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