Marktbericht KW26: Goldpreis bildet Boden – für neue Kursexplosion?

Der Goldpreis setzt nach seinem Höhenflug der vergangenen Tage die ausgedehnte Bodenbildung fort und hat sich stabil über der Marke von 1310 US-Dollar etabliert. In der vergangenen Woche hat Gold um etwa drei Prozent zugelegt, der Silberpreis stieg sogar um fünf Prozent an. Diese Anstiege werden als Beginn einer Trendwende verstanden, denn immerhin hat Gold nicht nur den seit März anhaltenden Abwärtstrend gestoppt. Auch die 200-Tage-Linie sowie die 90-Tage-Linie wurden nach oben überwunden. Nicht nur die Ankündigung der US-Notenbank Fed, die Zinsen bis mindestens 2015 auf dem aktuellen Rekordtief zu belassen, sondern auch der Konjunkturausblick der Fed haben viele Anleger zum Umdenken bewegt. Zudem soll eine riesige Kauforder im Wert von 497 Millionen Dollar ausgelöst worden sein.

Charttechnisch sieht es also derzeit außerordentlich gut aus für den Goldpreis. Gold pendelt derzeit wie erwartet für mehrere Tage um die Marke von 1300 US-Dollar – viele Analysten gehen davon aus, dass danach Marken von 1360 und 1380 US-Dollar pro Feinunze in den Blick genommen werden. Je länger es zu keinem Rücksetzer kommt – und dieser ist bisher nicht zu beobachten – wird es immer wahrscheinlicher, dass der Goldpreis bald weitere Gewinne erzielt. Die Bodenbildung in der Spanne zwischen 1200 bis knapp 1400 US-Dollar ist ein starkes Signal an alle Pessimisten, die Gold in Richtung 1000 US-Dollar fallen gesehen haben. Sobald die magische Grenze von 1400 US-Dollar überwunden ist, kann von einer Fortsetzung der Goldhausse gesprochen werden.

In dieser Woche ist eine lesenswerte Marktanalyse erschienen, die mit 97 Seiten sicher nicht leicht zu verdauen ist, aber viele wichtige Fakten zum gegenwärtigen Wasserstand auf dem Edelmetallmarkt bereit hält. Ronald-Peter Stöferle, Edelmetall-Experte des Investmenthauses Incrementum AG mit Sitz in Liechtenstein, hat in diesem Jahr zum achten Mal seinen „Gold-Report“ veröffentlicht. Darin erwartet Stöferle ein Ende der Bodenbildung und eine Rückkehr des Goldpreises zu neuer Stärke. Im kommenden Jahr sollte Gold nach seiner Einschätzung auf 1500 US-Dollar steigen, langfristig soll sogar das Ziel von 2300 US-Dollar erreicht werden.

In seinem „Gold-Report“ beschreibt Ronald-Peter Stöferle die Rolle des Goldes als Schutz gegen die „monetären Experimente“ mit ungewissem Ausgang. Solange höhere Inflationsraten von der Politik forciert werden, werde die Nachfrage nach inflationssensiblen Anlagen wie Gold oder Goldaktien anhalten. Die meisten Spekulanten sind nach seiner Beobachtung vom Edelmetallmarkt verschwunden. Der Markt habe sich abgekühlt und sei bereit für eine Fortsetzung des langfristigen Aufwärtstrends. Insbesondere die Anleger in Asien hätten hier ein cleveres Gespür bewiesen und massenhaft Gold von „schwachen Händen“ aus Europa aufgekauft. Seit Monaten ist eine massive Verschiebung der Goldreserven von West nach Ost zu beobachten, Gold wird stärker gehortet und gelangt nicht mehr auf den Markt zurück.

Neben der US-Notenbank Fed hat auch die EZB mit aktuellen Mitteilungen dem Goldpreis zu seinem Höhenflug verholfen: EZB-Chef Mario Draghi will die Zinsen der Europäischen Zentralbank noch für mindestens weitere zweieinhalb Jahre niedrig belassen. Und das beispiellose Maßnahmenpaket, welches Draghi gerade erst umgesetzt hat, zeigt bislang keine Wirkung. Eine quantitative Lockerung bleibt daher wahrscheinlich, sobald sich die Deflationsanzeichen verdichten. Die Erholung im Euro-Raum ist laut Draghi immer noch schwach und ungleichmäßig – er warnt vor unvorhergesehenen Ereignissen in der Weltwirtschaft, die Europa schnell unter zusätzlichen Druck setzen könnten. EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny assistiert in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der österreichischen Kronen-Zeitung und vermutet, dass die Zinswende nicht vor 2016 eintritt. Somit werden Sparer also auch weiterhin real enteignet – und Gold ist als Wertspeicher wichtiger als je zuvor.

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