Gold atmet durch, Nullzins-Politik steht unter Beschuss

An der Börse ist die Party mal wieder unterbrochen – nach erstaunlichen Zugewinnen bröckeln DAX und Co. derzeit wieder. Die Gründe dafür haben sich nicht verändert, die Risiken haben sich eher noch verschärft: Die italienische Bankenkrise schwebt immer noch wie ein Damokles-Schwert über den europäischen Finanzmärkten, die Brexit-Folgen werden erst allmählich sichtbar. Und die US-Präsidentschaftswahl rückt immer näher, sodass die Sorgen vor einem Überraschungssieg des unberechenbaren Republikaners Donald Trump zunehmen.

Aktuell blickt die Finanzwelt gebannt nach Jackson Hole. In dem Örtchen im US-Bundesstaat Wyoming treffen sich die wichtigsten Notenbanker der USA. Gebannt wird auf ein Zeichen der Fed-Chefin Janet Yellen gewartet – denn die wichtigsten Notenbanken bestimmen auch weiterhin, ob es an der Börse rauf oder runter geht. Und die Abwärtsrisiken nehmen immer weiter zu – denn die Notenbanken haben ihr Pulver längst verschossen.

Und der Widerstand gegen die Politik des billigen Geldes nimmt von Tag zu Tag zu: Wenn ausgerechnet Deutsche Bank-Chef John Cryan vor „fatalen Folgen“ der EZB-Geldpolitik für Sparer und Altersvorsorge warnt oder der Wirtschaftsweise Volker Wieland klar macht, dass die Notenbanken mehr und mehr Teil des Problems werden, sollten an den Börsen eigentlich alle Alarmglocken schrillen. Doch die Aktionäre bleiben sorglos – alle wichtigen Volatilitätsindikatoren, welche auch als „Angst-Indikatoren“ bezeichnet werden, befinden sich auf einem Mehrjahrestief.

Dennoch ist auch acht Monate nach dem katastrophalen Start in das Börsenjahr 2016 das altbekannte Mantra der Börsianer nicht verstummt: Es gibt, so ist immer wieder zu lesen, kaum eine Alternative zu Aktien. Häuser, Anleihen, Sparbuch – das alles ist für Investoren nicht mehr interessant. Allerdings machen die sprunghaft gestiegenen Goldkäufe deutlich, dass es tatsächlich doch eine Alternative zu Aktien gibt. Gold hat als Vermögensschutz in diesem Jahr viele neue Fans gewonnen und langjährige Investoren gnädig gestimmt. Stattliche Renditen bei physischen Edelmetallen und Minenwerten sorgen dafür, dass immer mehr Anleger auf den Goldzug aufspringen. Und die Folgen lassen sich am Goldpreis ablesen – dieser hat im Jahr 2016 massiv zugelegt.

Aktuell befindet sich Gold in einer Seitwärtsphase, die aber absolut gesund ist, um die Grundlage für weitere Kursgewinne zu legen. Diese könnten schon im September wieder einsetzen, wenn die Fed sich zu ihrer nächsten Offenmarkt-Sitzung trifft. Dann muss Janet Yellen endlich Farbe bekennen – und eine Zinserhöhung verkünden, welche zwar den Börsen nicht gefällt, aber in Anbetracht der soliden US-Wirtschaft längst überfällig ist.Oder ihr Gesicht endgültig verlieren und vor den Märkten in die Knie gehen. Letzteres dürfte die Aktienmärkte zwar kurzfristig befeuern, langfristig aber zu einer Börsenblase beitragen.

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