Spekulanten verschleudern Papier-Gold – doch Münzen und Barren werden Mangelware

Der Goldpreis hat wichtige Unterstützungen gebrochen – und trotzdem erleben Edelmetall-Käufer derzeit Erstaunliches, wie der Gold-Experte Markus Bußler in seiner Sendung „Bußlers Goldgrube“ berichtet. Er erzählt von einem Shopping-Ausflug zum Goldhändler – dort hat er vor einigen Tagen ein paar Silbermünzen für einen Freund gekauft und nebenbei gefragt, ob denn noch jemand „das Zeug“ kauft, wo es doch von Tag zu Tag billiger wird. Der Händler, so Bußler, habe gelacht und von einem richtigen Ansturm gesprochen – dieser sei so stark, dass man mit der Auslieferung kaum nach komme.

Und tatsächlich halten Privatanleger dem gelben Metall weiter die Treue, während Spekulanten den Goldpreis künstlich unter Druck setzen. Doch nicht nur Markus Bußler, der für das Anlegermagazin „Der Aktionär“ den Goldmarkt seit Jahren beobachtet, fragt sich: Wenn die Münzen billiger werden, die Privatanleger aber umso mehr kaufen, wie passt das zusammen? Denn die Nachfrage nach physischem Edelmetall lässt seit Wochen nicht nach, im Gegenteil. Doch die institutionellen Anleger wetten gegen Gold – und die handeln eben nicht mit physischem Edelmetall und fahren zum Münzhändler, um dort tonnenweise Gold abzuholen. Sie kaufen ETF-Anteile, beispielsweise den SPDR Gold Trust. Und darüber wird auch der Preis für physisches Gold gedrückt.

Derzeit brauchen Goldanleger also einen langen Atem. Der Goldpreis hat die Marke von 1100 US-Dollar nach unten durchstoßen, die Talfahrt geht weiter. Momentan sieht nichts danach aus, dass irgendein Ereignis die Talfahrt stoppen könnte. Der Goldpreis befindet sich im freien Fall, ein Vier-Jahres-Tief wurde jüngst markiert. Als fundamentale Gründe gilt vor allem die leichte Enttäuschung über die chinesischen Goldreserven, die niedriger ausgefallen sind als angenommen.

Tatsächlich geht es, wie auch Markus Bußler deutlich macht, inzwischen aber vor allem um Charttechnik und Psychologie sowie schlussendlich um die Positionierung an der Warenterminbörse „Comex“ – und dort sind große Spekulanten „extrem short“ gegangen. Viele Marktbeobachter sehen zwar ein perfektes Szenario für einen Short Squeeze, doch Bußler warnt: „Seien Sie vorsichtig, nicht übereilen.“ Es brauche einen Trigger, einen Auslöser für steigende Goldpreise, und den gibt es derzeit nicht. Deshalb bleibt Bußler vorerst an der Seitenlinie.

Der Edelmetall-Experte macht die nächste Unterstützung bei 1000 US-Dollar aus. Dann könnte und müsste der Goldpreis erst einmal zum Stehen kommen, ein Endpunkt sei aber noch deutlich tiefer möglich. „Es könnte durchaus sein, dass wir Panik bekommen und der Goldpreis nach unten durchbricht,“ erklärt Markus Bußler und sieht ein Tief bei 700-800 US-Dollar. „Ich gehe davon aus, dass wenn es zu einem extremen Abverkauf kommt, dann wird es sehr schnell nach unten gehen“, befürchtet Bußler.

Er weist allerdings auf ein wichtiges Detail hin – nämlich den Goldpreis in Euro. Durch die Entwertung des Euro hat Gold kein tief in Euro markiert, der Goldpreis liegt hier bei 1000 Euro – das ist laut Bußler „gar nicht so schlecht“. Und da physische Edelmetalle in Europa meist in Euro gehandelt werden, stellt sich die Situation für Anleger in Europa nicht sehr dramatisch dar. Während Bußler davon abrät, derzeit in Minenaktien zu investieren, rät er dazu, „ganz allmählich“ wieder physische Edelmetalle zu kaufen.

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