Zinswende in den USA steht bevor: Gold als Schutz vor Aktien-Crash

Die Finanzmärkte blickten am gestrigen Mittwochabend wieder nach Washington, wo die US-Notenbank neue Hinweise auf eine mögliche Zinswende gegeben hat. Bisher wurde der Kurs der Fed als „geduldig“ bezeichnet, doch nun hat Janet Yellen auf diese Formulierung verzichtet. Die Folgen waren augenblicklich an den Finanzmärkten zu beobachten: Börsen und der Goldpreis auf Dollarbasis hebten ab, europäische Werte und der Goldpreis in Euro verzeichneten Verluste.

Nur wenige Stunden nach der Entscheidung machte sich allerdings Ernüchterung an den Märkten breit: Der Dollar setzte seine Stärke nach kurzzeitigen Verlusten heute fort, Gold in Euro und die europäischen Aktienmärkte haben ihre Verluste ebenfalls aufgeholt. Offenbar feiern die Märkte ein letztes Mal die Aussicht auf billiges Geld, denn die Leitzinsen sollen offenbar noch nicht im April steigen. Danach ist aber jederzeit ein Ende der Nullzins-Ära möglich. Denn alle relevanten Indikatoren bewegen sich in Richtung der Fed-Ziele.

Vieles deutet jedoch darauf hin, dass Aktien und Gold in den kommenden Tagen zu einer Erholungsrallye ansetzen. Die Fed hat bei vergangenen Zinserhöhungen stets dasselbe Muster bevorzugt: Die Formulierung „beträchtliche Phase“ in Bezug auf die Zinsstabilität wurde mit deutlichen Abstand zur ersten Zinserhöhung gestrichen. Es dürfte also erst im Mai oder Juni zu einer ersten Erhöhung der Leitzinsen kommen.

Wenn die Fed die Zinszügel anzieht, dürfte die Unsicherheit bei Gold jedoch vorerst weitergehen. Denn wenn die Zinsen steigen, werden risikoreiche Anlagen wie Aktien oder Investments ohne regelmäßige Rendite wie Gold weniger attraktiv. Allerdings steht Gold als Vermögensschutz wieder höher im Kurs der Anleger, wenn es infolge der Fed-Entscheidung zu einem kleinen Börsen-Beben kommt.

Die Entscheidung der US-Notenbank dürfte Gold-Investoren also in jedem Fall weiteren Rückenwind geben: Weil die Zinsschere zwischen den USA und Europa in den kommenden Monaten immer stärker auseinander driften dürfte und die Euro-Zone noch für viele Jahre zur Nullzins-Region wird, ist ein Wertverlust des Euro vorprogrammiert. Die EZB hat unterdessen – wie befürchtet – das Anleihekauf-Tabu gebrochen und Staatsanleihekäufe angekündigt, die im Umfang von mehr als einer Billion Euro sogar die optimistischen Beobachter-Prognosen überboten haben. Der Euro-Preis für eine Feinunze stieg in Folge der EZB-Entscheidung um 30 Euro an einem einzigen Tag. Und das Anleihekaufprogramm könnte auch länger als geplant laufen, wenn die Inflationsziele der EZB nicht erreicht werden.

Was auf den ersten Blick ärgerlich scheint, ist für Goldbesitzer in Europa tatsächlich vorteilhaft – denn während Gold in US-Dollar fällt, steigt die Notierung in Euro stetig. In den vergangenen Monaten mussten Edelmetallbesitzer in den USA herbe Rückschläge bei der Notierung ihres Investments hinnehmen, während der Goldpreis auf Eurobasis keine nennenswerten Rückschläge verzeichnet hat und entgegen dem Trend sogar zulegen konnte. Der Abwärtsdruck beim Euro wird also anhalten – und davon profitieren alle Anleger, die ihr Geld mit Gold abgesichert haben.

Unter Druck gerät der Euro nicht zuletzt wegen der Unsicherheit um das Dauer-Sorgenkind Griechenland. Es vergeht kein Tag, an dem nicht neue finanzielle Engpässe bekannt werden. Die Wahrscheinlichkeit eines „Greccident“, also eines versehentlichen Ausscheidens aus der Eurozone, ist nach Einschätzung von Finanzminister Wolfgang Schäuble keinesfalls gebannt. Und offenbar verlieren immer mehr Europäer das Vertrauen in den Euro: Die Nachfrage nach Gold hat insbesondere aus Griechenland zugenommen und auch die Deutschen greifen wieder verstärkt bei Edelmetallhändlern wie MP Edelmetalle zu, um ihr Geld gegen einen weiteren Wertverlust des Euro zu schützen.

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