Zinswende in den USA, Anleihekauf-Exzesse in Europa: Der „sichere Hafen“ Gold ist wieder gefragt

Griechenland hat gewählt – und Europa ist alarmiert. Der neue griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras will zwar mit Europa zusammenarbeiten, den Pleite-Kandidaten Griechenland hat er jedoch bereits kurz nach Amtsübernahme auf Kollisionskurs mit der EU gerichtet. Tsipras droht mit einem Veto gegen neue Russland-Sanktionen, er will milliardenschwere Privatisierungen zurücknehmen und damit die Auflagen der Troika ignorieren. Wie auf dieser Grundlage eine Fortsetzung der Hilfszahlungen möglich werden soll, ist fraglich. Doch Griechenland benötigt im Februar frisches Geld. Eine neuerliche Eskalation der Euro-Krise ist also nicht auszuschließen.

Gold-Anleger in Europa profitieren bereits seit Monaten von der anhaltenden Euro-Schwäche. Die Gemeinschaftswährung ist von 1,39 auf zuletzt 1,13 US-Dollar gefallen, viele Analysten erwarten eine Parität im Laufe des Jahres. Und während der Euro fällt, steigt der Wert des Goldes. Nachdem Gold das Jahr 2014 auf Euro-Basis mit einem Gewinn von etwa 9 Prozent und einem Endstand bei978 Euro abgeschlossen hatte, geht es seitdem stetig weiter mit Wertzuwächsen. Inzwischen hat sich der Goldpreis auf dem Niveau von 1130 Euro pro Feinunze stabilisiert und damit seit Jahresbeginn um über 16 Prozent zugelegt. Von solchen Renditen können Aktienbesitzer derzeit nur träumen – der DAX hat nach seiner kleinen Rekordjagd eine Verschnaufpause eingelegt.

Befeuert wird die Fortsetzung der Goldhausse von den wichtigsten Notenbanken der Welt. Denn diese bewegen sich immer weiter voneinander weg. Die Fed bereitet die Zinswende vor und hat bei ihrer jüngsten Sitzung am Mittwoch klargestellt, dass die Zinsen schneller als erwartet steigen könnten, wenn sich die US-Wirtschaft schneller erholt. Die EZB hat unterdessen – wie befürchtet – das Anleihekauf-Tabu gebrochen und Staatsanleihekäufe angekündigt, die im Umfang von mehr als einer Billion Euro sogar die optimistischen Beobachter-Prognosen überboten haben. Der Euro-Preis für eine Feinunze stieg in Folge der EZB-Entscheidung um 30 Euro an einem einzigen Tag. Und das Anleihekaufprogramm könnte auch länger als geplant laufen, wenn die Inflationsziele der EZB nicht erreicht werden. Der Abwärtsdruck beim Euro wird also anhalten – und davon profitieren alle Anleger, die ihr Geld mit Gold abgesichert haben.

Zwar lassen sich keine sicheren Prognosen für den Goldpreis treffen – doch wenn der Euro zum Dollar die Parität erreicht und damit vom heutigen Stand etwa 13 Prozent an Wert verliert, hat der Goldpreis im Januar 2015 seine Jahreshöchstwerte noch lange nicht gesehen. Da kann auch die neueste Prognose aus dem Investmenthaus „Goldman Sachs“ nichts ändern. Die „Goldmänner“ glauben nämlich, dass Gold bis 2017 auf einen Wert von 1050 US-Dollar pro Feinunze fällt. Diesen Wert hatten sie bereits als Zielmarke für 2014 ausgegeben – und lagen deutlich unter dem tatsächlichen Preis.

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