Marktbericht KW 32: Zinsentscheidung der EZB dürfte Gold beflügeln

Die bisherige Bilanz des Investment-Jahres 2014 dürfte für viele Goldbesitzer noch immer schwer zu glauben sein: Während der Goldpreis bislang rund zehn Prozent an Wert gewonnen hat, gab der Deutsche Aktienindex (DAX) in den vergangenen Tagen seinen gesamten Jahresgewinn ab. Während noch vor einigen Wochen die 10.000-Punkte-Marke im Visier der Börsianer lag, muss sich der DAX inzwischen bemühen, nicht unter die 9.000-Punkte-Marke zu rutschen. Der charttechnische Schaden ist nach dem Kursrutsch immens: Der gleitende 200-Tage-Durchschnitt wurde massiv nach unten durchbrochen.

Viele Marktbeobachter befürchten unterdessen neue Schockwellen in der Euro-Bankenkrise. Die Großbank Banco Espírito Santo hatte einen Rekordverlust von 3,57 Milliarden Euro für das erste Halbjahr bekanntgegeben. Das Geldhaus konnte nur durch eine Finanzspritze von 4,9 Milliarden Euro gerettet werden. Zuvor wurde noch behauptet, nicht die Bank selbst sei in Schieflage geraten, sondern die Gründerfamilie der Espirito-Santo-Gruppe, hieß es damals – und weil diese nur noch 20 Prozent an dem Finanzinstitut hält, seien die Auswirkungen begrenzt. Die Aktienmärkte hatten sich damals schnell beruhigt und wurden nun von der Realität eingeholt. Der Aktienkurs war dramatisch eingebrochen, nun wird über einen Ausschluss des Papiers vom Handel nachgedacht. Und obwohl die Krisen-Bank klein ist, stellen die möglichen Verbindungen im Bankensektor eine Gefahr da. Die Euro-Krise ist also noch lange nicht ausgestanden.

Am heutigen Donnerstag könnte zudem weitere Bewegung in die Märkte kommen. Die EZB gibt um 14.30 Uhr den weiteren Kurs ihrer Fiskalpolitik bekannt. Eine weitere Leitzinssenkung von derzeit 0,15 Prozent wird nicht mehr erwartet, da die bisherigen Senkungen die sinkende Inflation nicht aufhalten konnten. Die EZB muss also neue Lösungswege suchen – eine Möglichkeit: Eine quantitative Lockerung nach US-amerikanischem Vorbild. Hier hat das jüngste QE-Programm dafür gesorgt, dass die Arbeitslosigkeit innerhalb von zwei Jahren von 8 auf 6 Prozent gesunken ist. Ein Anleihekaufprogramm dürfte sich in jedem Fall unterstützend für Gold auswirken. Denn alle Anleger, die ihr billiges Geld nicht in die Aktienmärkte stecken möchten, finden mit Gold und Silber eine Sachwert-Alternative, die in diesem Jahr bereits attraktive Wertzuwächse verzeichnet hat. Und wenn mit einem Anleihekaufprogramm die Inflation angefeuert wird, ist Gold auch als Inflationsschutz wieder stärker gefragt.

Der Goldpreis setzt bereits seit Tagen zu einer regelrechten Aufholjagd an. Allein am gestrigen Tag hat die Notierung des gelben Metalls in der Spitze um etwa zwei Prozent zugelegt, die Unterstützung bei 1290 US-Dollar wurde nur kurzzeitig unterschritten. Inzwischen hat sich der Goldpreis oberhalb von 1300 US-Dollar festgesetzt, nun können die Marken von 1360 und 1380 US-Dollar pro Feinunze in den Blick genommen werden. Der Goldpreis gerade aus seinem Ende 2012 eingeleiteten steilen Abwärtstrend heraus und scheint eine Bodenbildung mit anschließender Trendumkehr erreicht zu haben. Wenn sich Trendumkehr in den kommenden Wochen bestätigt, dürfte es im restlichen Jahr weiter nach oben gehen mit Gold. Durch den Anstieg auf etwa 1305 US-Dollar am Mittwoch hat Gold ein bullisches Signal gesendet. Derzeit spricht eine ganze Reihe an fundamentalen Rahmendaten für das gelbe Metall: Die Sorge vor einem Staatsbankrott Argentiniens, die politischen Spannungen in der Ukraine, Israel sowie dem Irak und auch die stetig sinkende Inflation sorgen dafür, dass die Nachfrage nach dem „sicheren Hafen“ zunimmt. Viele Anleger wollen ihr Geld vor noch größeren Unruhen an den Finanzmärkten und vor Ablauf dieses Monats in Sicherheit bringen.

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