Marktbericht KW 13: Kurze Verschnaufpause auf dem Goldmarkt

Die Krim-Krise dominiert nicht mehr so stark wie noch in den vorherigen Wochen die Wirtschaft, die Goldpreisrallye verliert vorerst an Geschwindigkeit. Gelegt haben sich die Spannungen zwischen den USA, Russland und der Ukraine allerdings nicht. Zudem benötigt die Ukraine dringend Finanzhilfen und hat den IWF um Kredite von mindestens 15 Milliarden Dollar gebeten. Die EU will zwischen 2014 und 2020 insgesamt rund elf Milliarden Euro beisteuern.

Die Investoren der US-Investmentbank Goldman Sachs haben sich mit Abgesängen auf den Goldpreis und gleichzeitigen Zukäufen zur Lachnummer der Investment-Szene gemacht, doch jetzt soll der Druck weiter erhöht werden: Goldman propagiert inzwischen einen noch niedrigeren Goldpreis. Chefanalyst Jeffrey Currie hat nun die Zielmarke von 1.000 Dollar pro Feinunze ausgegeben. Goldman Sachs sorgt sich um die Kreditsituation in China sowie die politischen Spannungen rund um die Krim-Krise. Diese Faktoren sollen schon bald aus dem Fokus verschwinden, sodass der sichere Hafen Gold nicht mehr nötig scheint. Tatsächlich steigt Goldnachfrage aus China jedoch weiter, weil die chinesische Zentralbank sich unabhängiger vom US-Dollar machen will. Auch die Unsicherheiten rund um die Krim-Krise sind längst in die aktuellen Preise eingeflossen, sodass es schon bald zu einem Comeback des Goldes kommen könnte.

Die Unsicherheiten in der Ukraine haben zweifelsohne die Wiederbelebung von Gold als Krisenschutz befördert, hinzu kommt die hohe Goldnachfrage der Chinesen und die mögliche Lockerung indischer Importbeschränkungen für Goldschmuck. Viele Anleger sind in den Markt der Gold-ETFs zurück gekehrt. Das gelbe Metall notiert nun an der unteren Begrenzungslinie seines kurzfristigen Aufwärtstrends vom Jahresanfang. Der Goldpreis ist an dieser Stelle bereits zweimal nach oben ausgebrochen.

Für Unsicherheit sorgt derzeit allerdings ein besonderes Gold-Gerücht: Um im Fall von Wirtschaftssanktionen rückläufige Einnahmen zu kompensieren, könnte Russland einen Teil seiner Goldreserven verkaufen, so vermuten es zumindest einige Marktbeobachter. Tatsächlich kauft Russland allerdings seit vielen Jahren Gold zur Diversifizierung seiner Währungsreserven. Und auch in Zypern stellten sich die anfänglichen Spekulationen und Überlegungen großflächiger Goldverkäufe als heiße Luft heraus.

Vorboten einer neuen Rezession sind derzeit auf dem Rohstoffmarkt zu beobachten – der Kupferpreis ist auf den niedrigsten Stand seit Juni 2010 gefallen, weitere Verluste sind wahrscheinlich. Nun ist Kupfer für Edelmetall-Investoren normalerweise nicht interessant, dennoch gilt der Kupferpreis als Barometer für die Gesundheit der Weltwirtschaft. Seit Jahresbeginn hat sich das Industriemetall um knapp 13 Prozent verbilligt. Vor allem die chinesische Wirtschaft hat ihre Kupferimporte stark zurückgefahren, zudem nehmen die Spekulationen mit dem Industriemetall zu. Das Wachstum in China dürfte in diesem Jahr auf 7 oder 7,5 Prozent fallen.

Die Krim-Krise sorgt dafür, dass neben Gold auch die anderen Edelmetalle derzeit noch stärker strahlen. Der Preis für Palladium hat seinen höchsten Stand seit August 2011 erreicht, denn Russland ist eines der wichtigsten Förderländer für Palladium. Auch Silber und Platin werden verstärkt nachgefragt, weil die Erholung der Weltwirtschaft immer wahrscheinlicher wird. Während die Industrie beim Gold jährlich nur rund 10 Prozent nachfragt, kommt die Industrie bei Silber auf 45 bis 50 Prozent. Der Silber-Experte und Finanzanalyst Thorsten Schulte rechnet beispielsweise in den kommenden ein bis zwei Jahren mit einem Silberpreis von 30 bis 40 Dollar pro Unze, nicht zuletzt weil sich das fundamentale Umfeld stark verbessert hat – denn wenn die Weltwirtschaft sich wie erwartet wiederholt, glänzt auch Silber.

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